Ellen Lohr: Warum die DTM nicht totzukriegen ist

Die einzige weibliche DTM-Siegerin glaubt nach dem angekündigten Mercedes-Ausstieg nicht an das Ende der Serie - Ellen Lohr hat das schon einmal erlebt

(Motorsport-Total.com) - Mercedes will als Werksteam mit Ende der Saison 2018 aus der DTM aussteigen. Und nun? Die Nachricht aus der vergangenen Woche löste eine Flut von Spekulationen aus, wie die Zukunft der Serie mit nur zwei verbleibenden Herstellern aussehen wird. Die ehemalige Fahrerin Ellen Lohr gehört dabei nicht zu den Schwarzmalern. "Die DTM hat das 'Nicht-totzukriegen-Gen'", sagt sie gegenüber 'Auto Bild motorsport'. "Das wurde in der Vergangenheit ja nun zu Genüge bewiesen."

Titel-Bild zur News: Ellen Lohr

Ellen Lohr bricht eine Lanze für den Erhalt der DTM Zoom

"Da der Bedarf an hochklassigem Tourenwagensport weiter besteht, wird es auch die DTM in Zukunft geben", denkt sie, mahnt aber gleichzeitig an: "Schon so lange ist doch klar, dass eine komplett herstellerabhängige Serie auf tönernen Füssen steht. Eine DTM muss also endlich einen anderen Weg einschlagen und der kann nach meiner Meinung nur back to the roots in vielen Punkten heißen."

Lohr gehört der DTM-Generation der späten 1980er- und 1990-Jahre an. Mit ihrem Sieg für Mercedes in Hockenheim 1992 steht sie noch heute in den Geschichtsbüchern als einzige weibliche DTM-Siegerin. Und sie hatten das Auf und Ab der Serie über die Jahrzehnte miterlebt.

"Alles, was hier gerade passiert, ist wie ein Flashback für mich", beschreibt sie. "Die DTM hat fast die identischen Fehler zweimal gemacht. Ende der Neunziger gab es auch diese unglaublich ausgereifte Technik. Auch die Internationalisierungsversuche gab es schon einmal. Auch damals ging es am Ende weniger um die Fahrer als mehr um die Marke, es gab Teamorder und alles, was der Fan nicht mag."

Die 52-Jährige ist durchaus ein Fan der Maßnahmen, die in dieser Saison getroffen wurden, um die DTM wieder näher an den Fan zu bringen. Aber die herstellerbezogene "reine Nutzung als Marketingplattform für Kunden" gehe für sie einher mit dem "Kontaktverlust zur Fanbasis". "Es gibt doch da heute Piloten, deren Namen man zwar kennt, die man aber noch nie zu Gesicht bekommen hat", prangert sie unter anderem an.

"Dass man immer wieder das Gefühl hatte, dass sich die Hersteller gemeinsam ein Reglement zusammenbasteln, bei dem am Ende jeder good news verkaufen kann, hat sicher auch nicht geholfen", meint sie außerdem. "Dann noch diese unsägliche Aerodynamik, die gepaart mit den vielen Einheitsteilen dazu führt, dass man sich als Fahrer kaum mehr herausheben kann. Da stimmt der Reifendruck um 0,5 bar nicht und du bist Letzter im Qualifying. Das ist doch Schrott!"


Fotostrecke: Ellen Lohr in der DTM

Lohr spricht sie vielmehr für den puren Motorsport der Anfänge aus: "Was nützen die ganzen technischen Errungenschaften, wenn man von außen keine Fahr-Unterschiede mehr sieht. Dafür gibt es die GT3, die mit mannigfaltigen Fahrhilfen dazu führt, dass auch Amateure solch ein Auto schnell bewegen können. In der DTM will man Fahrstile unterscheiden, Fehler sehen, harte Duelle an der Grenze des Machbaren erleben und am Ende sein Herz für seinen Lieblings-Fahrer geben. Das sind die Zutaten für bewegenden Motorsport und nur das können sie für die zukünftige DTM sein."