• 18.10.2011 14:56

Tomczyk: "Es macht Spaß, herum zu reisen"

DTM-Champion Martin Tomczyk im Interview: Seine Ziele für das Saisonfinale in Hockenheim und seine Träume für die Zukunft

(Motorsport-Total.com/SID) - Im elften Anlauf endlich ganz vorne: Audi-Pilot Martin Tomczyk ist trotz seiner erst 29 Jahre schon ein "Urgestein" in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft - und jetzt auch ihr Champion. Im Interview spricht der Rosenheimer über seine ersten Wochen als neuer Meister, sein Ziel für das Saisonfinale am kommenden Sonntag in Hockenheim und seine Pläne für die Zukunft.

Titel-Bild zur News: Martin Tomczyk

Martin Tomczyk wird wohl auch 2012 für Audi in der DTM aktiv sein

Frage: "Martin, du hast schon vorzeitig den Meistertitel gewonnen. Wie waren denn die ersten Wochen als DTM-Champion?"
Martin Tomczyk: "Gut, ganz klar. Es ist natürlich ein spezielles Gefühl, vor allem weil es für mich das erste Mal ist. Ich muss sagen, es ist ein extrem angenehmes Gefühl. Natürlich stellt sich so nach und nach der Gedanke ein: Du bist DTM-Champion! Die ersten zwei Wochen nach dem Titelgewinn waren wirklich tolle Wochen. Es macht absolut Spaß, momentan so herumzureisen und einen Termin nach dem anderen wahrzunehmen. Und ich freue mich auch schon aufs das letzte Rennen, schon als Meister dahinzukommen und die Saison schön ausklingen zu lassen."

Frage: "Das letzte Rennen ist in Hockenheim, für dich ohne Druck, nur noch mit Spaß. Wie geht man so ein Rennen an?"
Tomczyk: "Ich weiß es noch nicht, weil es ja auch das erste Mal in meiner Karriere ist, dass ich so ohne Druck zu einem Rennen kommen kann. Allerdings haben wir uns noch Ziele gesetzt. Einserseits, dass Mattias Ekström noch Vize-Meister wird, und das Team Abt Sportsline kämpft ja auch noch um die Team-Meisterschaft. Das sind Ziele, die wir unbedingt erreichen wollen. Das wäre natürlich ein schöner Ausklang für diese Saison."

Frage: "Bei Sebastian Vettel in der Formel 1 ist die Situation ähnlich. Er ist schon in Suzuka Weltmeister geworden und hatte danach sogar noch vier Rennen zum Genießen vor der Brust. Er sagte aber auch, dass er das nicht als Zugabe nehmen will, sondern er noch für das nächste Jahr lernen und mit dem Team weitere Ziele erreichen kann. Vor allem will er weiter Rennen gewinnen. Kannst du das nachvollziehen?"
Tomczyk: "Auf alle Fälle. Gewinnen will ich am Hockenheimring natürlich auch, wenn es geht."

"Bei Sebastian ist es klar, sie werden alle Informationen sammeln, die sie noch bekommen können, für die Weiterentwicklung für das nächste Jahr. Vier Rennen sind noch mehr als ein Rennen, Sebastian war in der besseren Ausgangsposition als ich. Denn für ihn war es sehr komfortabel, seinen Weltmeistertitel zu verteidigen. Aber man versucht immer das Beste, das ist das Bestreben jedes Teams, sowohl in der Formel 1 als auch in der DTM."

¿pbvin|1|4186||0|1pb¿Frage: "Du hast Sebastian Vettels Saison sicher auch verfolgt. Wie ist es möglich, eine solch dominante Saison in der Formel 1 durchzuziehen?"
Tomczyk: "Da gehört sicher natürlich zuerst der Fahrer dazu. In so jungen Jahren schon so souverän zu fahren und unter dem Druck, unter dem er in diesem Jahr stand, seinen Titel zu verteidigen und so fehlerfrei die ganze Saison zu absolvieren ist ein Teil."

"Der andere Teil ist sicher das Auto und das Team, das in diesem Jahr wieder perfekt harmoniert hat. Das Auto ist fehlerfrei gelaufen, sie haben fast keinen technischen Ausfall gehabt. Und das Auto war dominant, man hat es in den Zeittrainings gesehen, dass es das schnellste Auto im Feld war. Wenn ich ein schnelles Auto habe, das noch dazu am konstantesten ist, und einen guten Fahrer, dann steht dem nichts im Weg, den Formel-1-Titel zu verteidigen."

Frage: "Ist die Formel 1 für dich auch einmal ein Ziel gewesen? Und ist sie es vielleicht noch?"
Tomczyk: "Ein Ziel gewesen ist es auf alle Fälle. Wenn man anfängt mit dem Motorsport, hat man als junger Fahrer die Zielsetzung, Formel 1 zu fahren. Allerdings als ich mit 19 Jahren in den Tourenwagen gewechselt war, war klar, dass das meine Schiene sein wird. Der bin ich jetzt elf Jahre treu geblieben, und im Tourenwagensport sehe ich auch meine Zukunft, obwohl wir schon gesehen haben, dass zum Beispiel der letztjährige Meister Paul di Resta in die Formel 1 gewechselt ist oder auch, dass ehemalige Formel-1-Fahrer in die DTM kommen. Es ist nicht ausgeschlossen, aber ich sehe weiterhin meine Zukunft im Tourenwagensport."


Fotos: Martin Tomczyk, DTM in Valencia


Frage: "Es hat für dich in der DTM elf Jahre gedauert, um am Ende einmal ganz oben zu stehen. Hättest du gedacht, dass es so lange dauern würde?"
Tomczyk: "Nein, das habe ich eigentlich nicht gedacht. Ganz klar, man tritt an, um zu gewinnen. Ich wusste allerdings, dass die ersten Jahre natürlich Lehrjahre sind und für mich als 19-Jährigen sehr hart sein werden. Allerdings muss ich sagen, dass ich 2007 schon einmal sehr dicht dran war, die Meisterschaft zu gewinnen."

"Aber in der DTM muss immer alles zusammenspielen. Das war dieses Jahr der Fall, und dieses Jahr haben wir es in vollen Zügen ausgekostet. Man sieht an den Jahren zuvor, mit den Ups und Downs, die ich hatte, dass auch das Glück auf der Seite des Rennfahrers sein muss, der um die Meisterschaft fährt. Das hatte ich in den letzten Jahren nicht so wie ich es in diesem Jahr hatte."

Frage: "Vor dieser Saison warst du aus einem aktuellen Werksauto in einen so genannten Jahreswagen zurückgestuft worden. War dann die Reaktion: Jetzt erst recht?"
Tomczyk: "Sicherlich ist es eine gewisse Genugtuung, wenn man jetzt den Meistertitel in einem Jahreswagen eingefahren hat. Als die Entscheidung kam, war ich natürlich enttäuscht, ganz klar. Aber mir war auch recht schnell bewusst, dass ich sicherlich nicht aufgeben, sondern alles versuchen werde. Ich habe das Beste aus dem gemacht, was ich hatte. Das waren ein 'altes' Auto, ein neues Team und ein neuer Ingenieur."

"Die Zusammenarbeit hat von Anfang an perfekt funktioniert. Wir waren auf einer Wellenlänge, wir haben dieselben Ziele verfolgt, und wir haben das recht schnell souverän umsetzen können. Wir waren sehr konkurrenzfähig, und das auch konstant. Das zählt in der DTM, immer vorne zu sein, immer zu punkten. Zwei fünfte Plätze als schlechteste Ergebnisse, das kann man schon vorzeigen, glaube ich."

¿pbvin|1|4145||0|1pb¿Frage: "Für 2012 kommen jetzt komplett neue Autos. Du durftest als Erster mit dem neuen Auto die ersten Runden drehen. War das dann auch wieder ein bisschen Genugtuung oder eine Belohnung für die guten Leistungen in diesem Jahr?"
Tomczyk: "Ich bin seit elf Jahren Audi-Werksfahrer und habe Audi auch viel zu verdanken. Sie haben mich immer unterstützt. Ich glaube, der Meistertitel ist jetzt eine schöne Belohnung nicht nur für mich, sondern auch für Audi und das gesamte Team Phoenix, die immer hinter mir standen."

"Für das nächste Jahr werden neue Autos gebaut, es gibt eine neue DTM, es kommt ein weiterer Hersteller dazu. Es wird eine neue Ära anbrechen, auf die ich mich schon sehr freue. Klar war es natürlich ein Erlebnis für mich, das neue Auto zu fahren und als Erster den Rollout zu machen. Du siehst, wie die zahlreichen Ingenieure und Konstrukteure das Auto zum ersten Mal rollen sehen, und du bist der Fahrer, der es bewegen darf - das ist ein sehr schöner Moment, und den vergisst man auch nicht so schnell."

Frage: "Ist das auch ein Fingerzeig, dass Martin Tomczyk im nächsten Jahr auch in diesem Auto sitzen wird, um seinen Titel zu verteidigen?"
Tomczyk: "Es könnte einer sein, ja. Momentan zählt für mich die Meisterschaft, und momentan bin ich sehr viel unterwegs. Das letzte Rennen ist am kommenden Wochenende und danach werden wir uns sicher zusammensetzen und einen Weg finden für nächstes Jahr."

Frage: "Das klingt so, dass man sich keine größeren Sorgen machen muss, dass das Erfolgsduo Tomczyk-Audi auseinandergerissen wird..."
Tomczyk: "Stimmt."

Frage: "Gibt es als DTM-Champion noch Wünsche, die man sich nach dem Titelgewinn erfüllen will oder darf?"
Tomczyk: "Ein DTM-Titel ist natürlich immer förderlich. Es ist ein schönes Erlebnis, natürlich steigert es auch den Marktwert eines Fahrers, und man steht in den Geschichtsbüchern der DTM. Das sind drei schöne Sachen, die man auch versucht, auszukosten."

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