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  • 04.07.2010 15:22

  • von Britta Weddige

Dritter Noris-Triumph: Green feiert historischen Hattrick

Jamie Green siegte zum dritten Mal mit demselben Auto in Nürnberg - Mattias Ekström und Bruno Spengler auf dem Podium, Frühstart von Ralf Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Jamie Green hat Geschichte geschrieben: Der englische Mercedes-Pilot hat am Norisring den Hattrick geschafft und zum dritten Mal in Folge gewonnen. Das Besondere dabei: Er fuhr bei allen drei Siegen, 2008, 2009 und 2010 mit demselben Auto, das hat es in der DTM noch nie gegeben. Green lieferte sich allerdings bis ins Ziel ein enges Duell gegen Audi-Pilot Mattias Ekström - der Schwede hatte nach 82 Runden nur 0,5 Sekunden Rückstand auf Green.

Titel-Bild zur News: Jamie Green

Historisch: Jamie Green hat mit diesem Auto dreimal am Norisring gewonnen

Platz drei ging an DTM-Spitzenreiter Bruno Spengler. Er hatte bei seinem ersten Boxenstopp ein kleines Problem, dadurch konnte Ekström ihn passieren. In der Gesamtwertung führt der Kanadier weiter, Jahreswagenfahrer Green ist nach seinem Sieg nun neuer Zweiter.#w1#

Audi-Pilot Oliver Jarvis wurde Vierter und holte damit seine lang ersehnten ersten Punkte im Neuwagen, sein Teamkollege Timo Scheider konnte aus einem zehnten Startplatz einen fünften Rang machen und damit ebenfalls wichtige Zähler sammeln. Gary Paffett (Mercedes) belegte den sechsten Rang vor Alexandre Prémat (Audi). Martin Tomczyk kam ganz schlecht von seinem vierten Startplatz weg und wurde am Ende Achter vor den beiden Mercedes-Piloetn Maro Engel und Paul Di Resta.

Polesetter Ralf Schumacher machte sich mit einem Frühstart alle Chancen zunichte. Er kassierte eine Durchfahrtsstrafe, fiel zurück ganz nach hinten und musste eine Aufholjagd starten. Er musste sich am Ende mit Rang elf begnügen. Sein Markenkollege David Coulthard fuhr ein eher unkonventionelles Rennen: Nach einer Kollision im ersten Renndrittel fehlte seine Fahrertür, was den Schotten aber nicht zu stören schien. Er konnte sich allerdings vom 13. Startplatz aus nicht verbessern, sondern kam am Ende auch auf Rang 13 ins Ziel.

Ralf Schumacher

Polesitter Ralf Schumacher fiel wegen seines Frühstarts weit zurück Zoom

Auch, wenn der angesagte Regen ausblieb, erlebten die 100.000 Fans ein turbulentes Rennen auf dem Norisring - mit vielen Duellen vor allem im Mittelfeld, wilden Jagden, fliegendem Spiegeln und dem einen oder anderen Lackaustausch. Und Green zeigte, dass er der Mann ist, den es auf dem Norisring zu schlagen gilt. Schon am Start verbesserte er sich auf Rang zwei, nach Schumachers Strafe lag er in Führung, die er dann auch nicht mehr hergab.

Frühstart von Schumacher

Schumacher behauptete am Start seine Führung, unterdessen kam Spengler schlecht weg und musste Green passieren lassen. Der Viertplatzierte Tomczyk erwischte einen noch schlechteren Start und fiel zurück bis auf den 13. Platz. Vor dem Schöller-S in der ersten Runde drehte sich plötzlich Paul Di Resta und kreiselte quer über die Strecke. Die Ursache: Ausgerechnet der unter Bewährung fahrende Audi-Pilot Alexandre Prémat hatte den Mercedes-Schotten angeschoben.

So lautete die Reihenfolge nach der ersten Runde Schumacher vor Green, Spengler, Ekström, Jarvis, Scheider, Prémat, Engel und Winkelhock. Schumacher drehte eine schnellste Rennrunde nach der nächsten. Für Erheiterung sorgte allerdings, als beim ersten Mal auf den Leinwänden die Einblendung erschien: "Schnellste Rennrunde - Michael Schumacher". Beim nächsten Mal stimmte der Vorname dann.

Schumacher konnte sich jedoch nicht lange freuen, denn die Rennleitung sah bei ihm einen Frühstart und brummte ihm eine Durchfahrtsstrefe auf. Die trat der Mercedes-Pilot in der siebten Runde an, fiel zurück auf den letzten Platz und musste das Feld von hinten aufrollen. Damit übernahm Green in der siebten Runde die Führung vor Spengler und Ekström.

Tumult und fliegende Tür

Im Mittelfeld machte Coulthard im Kampf um den neunten Platz Druck auf Winkelhock. Der Schwabe haderte mit der Balance seines A4, doch der Schotte fand zunächst keinen Weg vorbei. In Runde 17 drückte er sich aber doch vorbei, Tomczyk zog gleich mit. In der Dutzendteichkehre ging Tomczyk dann an Coulthard vorbei, Winkelhock stach ebenfalls innen rein und traf den Schotten in der Seite. Coulthard konnte zwar weiterfahren, doch seine Fahrertür lockerte sich zunächst und flog dann ganz ab, direkt vor die C-Klasse von Kollegin Susie Stoddart.

Coulthard fuhr ohne Tür weiter, auch seine Landsfrau Stoddart schien kein Problem damit zu haben, über das ungewohnte Hindernis gefahren zu sein. Für Winkelhock jedoch war das Rennen kurz darauf beendet.

David Coulthard

David Coulthard litt zumindest nicht an einem Mangel an Frischluft Zoom

In Runde 21 öffnete das Boxenstoppfenster, Mercedes-Pilot Paffett war der in dieser Runde Erste, der zum Reifenwechsel und Tanken kam. Auch Audi-Jahreswagenfahrer Miguel Molina kam an die Box und kehrte zwischen dem Führenden Green und dem Zweitplatzierten Spengler zurück auf die Strecke. Damit hing Spengler hinter dem Spanier fest, stand aber gleichzeitig von hinten von Ekström und Jarvis unter Druck, die immer näher rückten. Mercedes reagierte und holte Spengler in der 25. Runde zu seinem ersten Stopp in die Box, Ekström rückte auf den zweiten Rang hinter Green vor und Green drehte eine schnelle Runde nach der anderen.

Frischluftfreak Coulthard

In Runde 30 tauschten Engel und Molina in der Dutzendteichkehre Lack aus, bei Molina brach die Radaufhängung und er musste seinen A4 abstellen. Die Rennleitung sah in dem Spanier den Schuldigen und leitete eine Untersuchung ein. Unterdessen schien sich Coulthard an seiner fehlenden Tür nicht zu stören, sondern die frische Luft zu genießen und drehte weiter munter seine Runden, ohne die Box anzusteuern.

Der Schotte gehörte zu sechs Piloten, die sich für einen späten ersten Stopp entschieden hatten. In Runde 36 waren Spitzenreiter Green, Ekström, Jarvis, Scheider, Coulthard und Schumacher noch nicht an der Box. Coulthard bog erst nach der 37. Runde in die Box ab - ließ Reifen wechseln und tanken, aber bekam keine neue Tür. Er fuhr weiter mit ungewohnter Frischluftzufuhr.

In dieser Runde fuhr auch Ekström die Box an - und seine Taktik ging schon einmal auf. Denn der Schwede kam durch seine Strategie mit dem späten Stopp an Spengler vorbei. In Runde 40 kam Jarvis an die Box, doch ihm gelang es nicht, sich auch vor Spengler zu setzen, er reihte sich hinter dem Kanadier ein.

In Runde 41 bog der Spitzenreiter Green in die Boxengasse ab. Sein Persson-Team absolvierte mit 3,4 Sekunden einen guten Stopp, mit dem der Brite locker die Führung behielt. Damit waren nur Scheider und Schumacher noch ohne regulären Stopp, die beiden kamen aber kurz darauf ebenfalls in die Boxengasse.

Nach den ersten Stopps lautete die Reihenfolge Green vor Ekström, Spengler, Jarvis, Paffett war weiter Fünfter, Scheider Sechster vor Prémat, Engel, Tomczyk und Di Resta. Nach Runde 46 war es dann Tomczyk, der die Serie der zweiten Stopps eröffnete.

Ekström jagt Green

Ganz vorn an der Spitze eröffnete Ekström die Jagd auf Spitzenreiter Green und holte immer mehr auf, gleichzeitig geriet Paffett von Scheider unter Druck. Weiter hinten quetschten sich Engel und Tomczyk Tür an Tür durch die Dutzendteichkehre, dabei konnte sich Tomczyk durchsetzen. In Runde 50 bog Scheider nach einem extrem kurzen zweiten Stint schon zu seinem zweiten Stopp ab. Er war der erste Pilot aus der Spitzengruppe, der erneut in die Box abbog.

Ekström drehte schnellste Runden und kam bis auf 2,5 Sekunden an Green heran - doch der Brite konterte mit einer weiteren schnellsten Rennrunde und verschaffte sich wieder ein paar Zehntelsekunden mehr Luft. In Runde 54 absolvierte der hinter den beiden Liegende Spengler seinen zweiten Stopp, auch Coulthard kam erneut an die Box - und fuhr wieder ohne Tür weiter.

In der Boxengasse herrschte weiter Hochbetrieb - Paffett kam zu seinem zweiten Stopp, fuhr auf Höhe von Scheider zurück auf die Strecke, zog aber den Kürzeren. Der Audi-Pilot fuhr vor Paffett in die Grundigkehre und hatte damit einen Platz gut gemacht.

Mattias Ekström

Mattias Ekström machte bis ins Ziel Jagd auf Spitzenreiter Green Zoom

In Runde 57 dann wurde es noch dramatischer: Die drei Führenden Green, Ekström und Jarvis kamen alle gleichzeitig in die Box. Die spannende Frage war: Kommt es an der Spitze zu Veränderungen? Doch das war nicht der Fall. Nach den zweiten Stopps war das Klassement bereinigt: Green führte ganz knapp vor Ekström, Spengler folgte mit schon etwas Abstand als Dritter vor Jarvis und Scheider, Paffett war zurückgefallen auf den sechsten Rang vor Prémat, Tomczyk, Engel und Di Resta.

Das bedeutete aber nicht, dass das Feld jetzt ruhig dem Ziel entgegenfuhr. Ekström rückte immer näher an Green heran, Paffett wurde von seinem "Spezialfreund" Prémat unter Druck gesetzt, Schumacher hing im Kampf um Platz zehn im Heck seines Teamkollegen Di Resta.

Duell bis in die letzte Kehre

In den letzten Runden versuchte Green alles, um sich gegen die Attacken Ekströms zu wehren. Auf den Geraden war der Mercedes-Jahreswagen deutlich schneller als der Audi, dabei machte sich auch der Unterschied von 25 Kilogramm bemerkbar. Doch in den Kurven kam der Schwede gefährlich nah an Green heran - die Teams verfolgten das Duell gebannt an der Boxenmauer. Jeder klitzekleine Fehler konnte entscheidend sein.

Dieser Fight kostete natürlich Zeit und drei Runden vor Schluss war auch Spengler wieder näher an das Führungsduo herangerückt. Es blieb spannends bis in die letzte Kehre, aber Green konnte sich an der Spitze behaupten und nach 82 Runden seinen historischen Sieg feiern. Nun steht in der DTM eine weitere Pause von fünf Wochen an, bevor es an den Nürburgring geht. Und Green hat in dieser Zeit schon etwas ganz Besonderes vor: Er wird Lebensgefährtin Ginny heiraten.