Stunde 18/24: Audi-Duell bleibt spannend

Zwei weitere Fehler von Marcel Fässler schenken dem "Routinier-Audi" um Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen wieder die Führung beim 24-Stunden

(Motorsport-Total.com) - Auch nach 18 von 24 Stunden bleibt Le Mans 2012 spannend: Zwar legte Andre Lotterer im Audi R18 e-tron quattro zwischen 4:20 und 8:00 Uhr einen im Paddock als "Hero-Stint" gebrandmarkten Fahrabschnitt hin, der seiner Mannschaft eine relativ komfortable Führung bescherte, doch wegen eines weiteren Zwischenfalls bleibt das Rennen spannend.

Titel-Bild zur News: Allan McNish, Tom Kristensen

Tom Kristensen und Allan McNish werfen ihre ganze Routine in die Waagschale

Denn nach Lotterer stieg nicht Benoit Treluyer ein, der eigentlich für diesen Stint vorgesehen gewesen wäre, sondern noch einmal Marcel Fässler. Der Schweizer kam gleich nach seiner Übernahme neuerlich von der Strecke ab: "Er hat sich nicht gedreht, sondern er ist einem Auto vor ihm ausgewichen - an einer Stelle, wo er nichts sehen konnte", nimmt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich Fässler in Schutz. "Bei der Fahrt durch das Kiesbett berührte er mit dem Heck die Reifenstapel."

Karosseriewechsel in 1:12 Minuten

"Jetzt versuchen wir herauszufinden, was gebrochen ist und was wir beim nächsten Boxenstopp reparieren können", so Ullrich. Gesagt, getan: Als Fässler an die Box kam, wurde nicht nur der Heckflügel, sondern auch die Motorabdeckung gewechselt, um etwaige aerodynamische Defizite auszugleichen. Von der Ein- bis zur Ausfahrt benötigte die Audi-Crew dafür 2:16, rein für das Auswechseln der Teile 1:12 Minuten.

Doch warum Audi ausgerechnet Fässler wieder in den e-tron setzte, der sich schon in der Nacht nicht mit Ruhm bekleckert hatte, kam zu jenem Zeitpunkt für viele überraschend. Inzwischen ist bekannt: "Ben ist momentan nicht fit", gibt Ullrich zu Protokoll. "Er hat sich bei der Fahrerparade eine Erkältung eingehandelt, glaube ich, daher teilen wir die Arbeit nun zwischen Andre und Marcel auf."


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Fässler ging nach 276 Runden mit 41,5 Sekunden Rückstand wieder auf die Strecke, konnte jedoch den Rückstand auf Tom Kristensen nicht verkürzen, sondern verlor weiter an Boden. Und als Krisensen seinen eigenen Routinestopp absolvierte hatte und in Fässlers Rückspiegel langsam größer wurde, leistete sich Fässler den nächsten kleinen Fehler, sodass der dänische Le-Mans-Rekordsieger im direkten Duell in Führung gehen konnte.

Audi fährt Vierfach-Sieg entgegen

Hinter den beiden Hybrid- folgen die beiden Leichtbau-Audis - Loic Duval drehte zwischendurch mehrere schnellste Rennrunden hintereinander und schnappte sich damit auch den zweiten Lola-Toyota des Rebellion-Teams, verdrängte also Prost/Jani/Heidfeld auf den fünften Platz. Sechs Stunden vor der Zielflagge liegt Audi dementsprechend mit allen vier Autos auf den vorderen vier Positionen.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Rennen


Bereits davor hatten sich in den vergangenen Stunden einige kleinere Zwischenfälle ereignet. Stefan Mücke lag mit seinem Aston Martin in der LMP2-Wertung an zweiter Stelle, legte eine persönliche Bestzeit von 3:56.291 Minuten hin, landete aber wenige Augenblicke später in der Indianapolis-Kurve in den Reifenstapeln, was eine Reparatur erforderlich machte. Sein Teamkollege Darren Turner liegt als Dritter mit vier Runden Rückstand aber weiter auf Podiumskurs.

Das Morgengrauen vernebelte NASCAR-Leihgabe Brian Vickers, der als Achter der GTE-Am-Wertung mit einem brennenden linken Radkasten an die Box kam, nachdem es ihm den Reifen zerfetzt hatte. Der Ferrari von AF Corse und Waltrip konnte das Rennen aber wieder aufnehmen. In der GTE-Pro-Klasse führen weiterhin Fisichella/BruniVilander mit ihrem Ferrari. Makowiecki/Melo/Farnbacher sind trotz Reifenschaden weiterhin Zweiter.