• 28.11.2016 12:42

  • von Roman Wittemeier

Timo Bernhard: "Wie viel zahlen, damit Mark weitermacht?"

Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard über den Abschied seines Teamkollegen Mark Webber: Erfolgreiches LMP1-Trio war gerade perfekt zusammengewachsen

(Motorsport-Total.com) - Mit einem weiteren Podestplatz im Saisonfinale der WEC 2016 in Bahrain hat sich Mark Webber nach drei erfolgreichen Jahren wieder aus der Langstreckenszene verabschiedet. Der Australier, der zur Saison 2014 aus der Formel 1 in den LMP1-Kader von Porsche gewechselt war, feierte gemeinsam mit seinen Teamkollegen Timo Bernhard und Brendon Hartley insgesamt acht Rennsiege. Im vergangenen Jahr bejubelte man den WM-Titel der Fahrer.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Abschied mit großer Dusche: Mark Webber wird in Bahrain in Rosenwasser getränkt Zoom

Webber hat die Szene in seinen drei Jahren entscheidend mitgeprägt - und die Szene prägte gleichermaßen auch ihn. "Ich hätte auch Ende 2013 komplett aufhören können, aber als der Anruf von Porsche kam, war es einfach zu verlockend", blickt er zurück. "Ursprünglich waren es die Michelin-Reifen, die es für mich attraktiv machten. Die Formel 1 war damals langweilig geworden. Ich wollte wieder richtig Rennen fahren, mit Vollgas vom Anfang bis zum Ende."

"Während die Formel-1-Autos damals ziemlich antiquiert waren, baute Porsche das wohl modernste Rennauto aller Zeiten: Allrad, riesiger Hybrid, tolle Turbopower und insgesamt 1.000 PS. Welcher Racer kann da schon nein sagen? Ich jedenfalls nicht", erklärt der Australier. "Am Ende muss ich sagen, dass alle meine Erwartungen an die LMP1 erfüllt wurden. Und es kam ein etwas unerwarteter Bonus hinzu: die großartige Zusammenarbeit mit zwei Teamkollegen im Auto, also mit Timo und Brendon."

Nicht ganz ernst gemeintes Angebot für Webber

Das erfolgreiche Trio aus dem Porsche 919 Hybrid wird durch den Webber-Rücktritt aufgelöst. Andre Lotterer? Nick Tandy? Earl Bamber? Wer der Nachfolger als Teamkollege von Bernhard und Hartley sein wird, steht noch nicht offiziell fest. "Brendon und ich haben ihn gefragt, was wir ihm zahlen müssen, damit er weiterfährt", schmunzelt Timo Bernhard auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com', wie schwer der Abschied von Mark Webber fällt.

Mark Webber, Brendon Hartley, Timo Bernhard

Perfektes Trio im Porsche 919 Hybrid: Webber, Hartley und Bernhard Zoom

"Es braucht Zeit, bis ein starkes Trio im Langstreckensport zusammenwächst. Deshalb ist es auch so schade", sagt der Deutsche. "Solch ein Gefühl hat man nicht oft. Das ist auch mit ein Grund dafür, warum wir dieses Jahr so viele Rennen gewonnen haben. Toller Typ, tolle Zeit - wir bleiben auf jeden Fall 'mates'", verspricht der Saarpfälzer. Webber wird als Markenrepäsentant von Porsche voraussichtlich auch im kommenden Jahr oft im WEC-Fahrerlager anzutreffen sein.

"Es ist schön, dass jeder von uns drei seine individuellen Stärken gehabt hat", meint Bernhard. "Und man muss auch sagen, dass nicht jeder unter denselben Bedingungen fährt. Streckentemperatur, Reifen, Spritmenge... Da muss man am Ende drei verschiedene Aussagen richtig zusammenbringen. Und da kam unsere Stärke ins Spiel, dass wir das richtig einzuordnen wussten." Sprich: Jeder wusste das Feedback des anderen zu werten und dies auf das eigene Empfinden zu übertragen.

Mark Webber als Teamkollege und Fanbremse

"Ich kann ein Beispiel sagen: Am Wochenende in Bahrain hatten wir in einer Session nur einen Satz Reifen. Brendon hat angefangen und ich weitergemacht. Dann hat man zwei Teile von einem Stint. Das muss man dann zusammensetzen", schildert der deutsche LMP1-Weltmeister von 2015. "Daraus ergibt sich dann ein Bild, das auch die Ingenieure verwenden können. Beim Feedback geht man zunächst einmal neutral von sich aus. Aber wenn wir eine Sitzung nur zu zweit fahren und ein Fahrer aussetzen muss, dann kalkulieren wir ein, wie der dritte Fahrer es empfinden würde."

Genau in diesem Bereich habe man sich zur WEC-Saison 2016 noch einmal weiter steigern können. Drei agieren als eines - der Clou in einem erfolgreichen LMP1-Trio. Einen weiteren Vorteil brachte die Personalie Mark Webber für seine Kollegen Brendon Hartley und Timo Bernhard mit. Der Australier stand stets im Rampenlicht, war immer umlagert von Fans und Medien. Mit höchster Professionalität wurde Webber all diesen Erwartungen gerecht und hielt seinen Kollegen somit den Rücken frei.


Die WEC verabschiedet Mark Webber

Mark Webber beendet im Alter von 40 Jahren seine Karriere bei den 6 Stunden von Bahrain - Die WEC widmet ihm ein einminütiges Video Weitere Langstrecke-Videos

"Ich bin niemand, der irgendwie groß herausstechen möchte. Ich möchte einfach meinen Job machen", sagt Bernhard. "Mark hatte zwar medial die größte Aufmerksamkeit, aber er hat stets an Brendon und mich gedacht und uns auch mit betont. Wenn es etwas zu sagen gab, hat er uns mit hervorgehoben. Das hat uns natürlich auch ein wenig ins Rampenlicht gerückt."

"Wenn er in Le Mans am Freitag beispielsweise zum Essen gegangen ist, haben Brendon und ich ihn immer abgepasst", sagt der Deutsche. Im Fahrerlager an der Sarthe bildete sich stets eine Menschentraube am hinteren Ausgang der Porsche-Box. "Mark hat dann die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen und Brendon und ich konnten einfach durchhuschen. Die Strategie gab's auch. Jetzt müssen wir schauen, wie wir es machen", so Bernhard lachend.

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