Stunde 21/24: Entscheidet der Boxenstopp-Rhythmus?

In den letzten drei Stunden könnte das Timing der Boxenstopps zwischen den beiden Hybrid-Audis über Sieg und Niederlage entscheiden

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Audis einziger Gegner Toyota schon nach einem Viertel der Zeit de facto aus dem Rennen war und die Ingolstädter seit Stunden einem sicher scheinenden Vierfach-Sieg entgegenfahren, könnte die Schlussphase in Le Mans ähnlich spannend werden wie im vergangenen Jahr, als Audi von Peugeot herausgefordert wurde, aber am Ende knapp die Oberhand behielt.

Titel-Bild zur News: Allan McNish, Tom Kristensen, Rinaldo Capello

Die "Audi-Oldies" haben derzeit die besten Chancen auf den Sieg

Drei Stunden vor Schluss führt im Duell der jüngeren gegen die etwas ältere Hybrid-Mannschaft im R18 e-tron quattro Allan McNish vor Benoit Treluyer, der kurz vor Mittag beim Aktivieren des Boxengassen-Geschwindigkeitsbegrenzers das Heck überbremste, sich drehte und so wertvolle Sekunden verlor - dabei sollte er laut Aussage von Sportchef Wolfgang Ullrich eigentlich wegen einer Erkältung gar nicht mehr fahren.

Tolle Performance von Lotterer

In Treluyers Audi mit der Startnummer 1 vermutlich noch einmal Andre Lotterer einsteigen, der mit einer im Paddock als "Hero-Stint" verehrten Phase in der Nacht den Grundstein für die Mitfavoritenrolle seines Teams legte. Nur durch zwei grobe und einen kleinen Schnitzer von Marcel Fässler und den Dreher von Treluyer wurde die 2012er-Auflage des legendären 24-Stunden-Rennens überhaupt noch einmal spannend.

Eine Stallorder gibt es bei Audi "bisher nicht", behauptet Lotterer übereinstimmend mit seinen Markenkollegen. Nur eines sei klar: "Sie wollen sicherstellen, dass wir alle auf dem Podium stehen." Capello kann sich beispielsweise vorstellen, dass Audi bis 14:00 frei fahren lässt und erst dann auf Nummer sicher geht, um einen orchestrierten (und marketingwirksamen) Zieleinlauf mit allen vier Fahrzeugen sicherzustellen.

Seine tolle Leistung will Lotterer indes nicht überbewerten: "Das ist mein Job. Ich fahre gerne schnell und will gewinnen. Es sah dieses Jahr sehr gut aus, aber ein paar Probleme haben uns das Leben schwieriger gemacht. Ich weiß gar nicht, wie es genau steht, aber sieht so aus, dass unsere Chancen ein bisschen kleiner geworden sind. Wir müssen alles versuchen. Es sind nur noch dreieinhalb Stunden zu fahren, aber es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist."


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Rennen


Den Ausschlag über den Sieg könnte - falls die beiden führenden Fahrzeuge weiterhin ein ähnliches Tempo gehen - durch das Timing der Boxenstopps fallen. Bereinigt liegt momentan zwar McNish in Führung, doch wenn die Sequenz nicht stimmt, könnte das nutzlos sein. Oder, in einfacheren Worten ausgedrückt: Der letzte Boxenstopp verliert. Freilich kann beim härtesten Autorennen der Welt in den letzten drei Stunden noch jede Menge passieren...

Leichtbau-Audi-Duell scheint entschieden

Platz drei scheinen Bonanomi/Jarvis/Rockenfeller so gut wie in der Tasche zu haben, denn ihr Vorsprung auf Dumas/Duval/Gene im zweiten Leichtbau-Audi beträgt sechs Runden. Wie schnell es gehen kann, deutete sich jedoch vor eineinhalb Stunden an, als Marco Bonanomi mit einem vermeintlichen technischen Defekt ausrollte und stehen blieb, dann aber wieder in Gang kam und beim Boxenstopp an Jarvis übergab, der seither problemlos unterwegs ist.

Das Rebellion-Team hat einen seiner Lola-Toyotas aus dem Spitzenfeld verloren, doch das Fahrzeug mit der Startnummer 12 liegt immer noch hinter den Audis an fünfter Position und somit in Lauerstellung, falls vorne etwas passieren sollte. Prost/Jani/Heidfeld haben nach hinten einen Puffer von zehn Runden zum JRM-HPD-Honda mit Brabham/Chandhok/Dumbreck am Steuer.

Nick Heidfeld, Neel Jani, Nicolas Prost

Rebellion hat eines der beiden Autos aus den Top-10-Plätzen verloren Zoom

Wegen eines Motorschadens ausgeschieden ist der Pescarolo-Judd des Oak-Teams rund um den starken Österreicher Dominik Kraihamer. In der LMP2-Klasse führt weiterhin der Starworks-HPD-Honda vor drei ORECA-Nissans, während der Ferrari-Doppelsieg in der GTE-Pro-Klasse wohl nur noch durch das Aston-Martin-Team um Stefan Mücke verhindert werden kann. Bei den GTE-Ams führt der IMSA-Porsche.