• 28.04.2015 08:11

  • von Roman Wittemeier

Spa vor 30 Jahren: Die Welt verliert ein besonderes Lächeln

Vor 30 Jahren kam das deutsche Motorsport-Talent Stefan Bellof bei einem Sportwagen-Rennen in Spa ums Leben: Erinnerungen eines Weggefährten

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende geht die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf die berühmte Rennstrecke von Spa-Francorchamps. Wenn sich Teams und Fahrer in die große Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans begeben, dann sind viele Menschen im Fahrerlager mit ihren Gedanken auch bei Stefan Bellof. Der sympathische Hesse, der als eines der größten Motorsport-Talente seiner Zeit galt, verlor vor 30 Jahren bei einem Sportwagen-Rennen in Spa sein Leben.

Titel-Bild zur News: Stefan Bellof

Immer ein strahlendes Lächeln: Stefan Bellof ging mit viel Freude durchs Leben Zoom

"Bellof war damals auf einem Niveau mit Ayrton Senna", schätzte Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger das große Potenzial des Deutschen mal ein. "Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass er bald Weltmeister geworden wäre", meint Ken Tyrrell, für dessen Formel-1-Team Bellof damals unterwegs war. Ex-Porsche-Rennleiter Manfred Jantke ist überzeugt: "Wenn Stefan Bellof nicht verunglückt wäre, hätte Deutschland das Schumi-Wunder schon zwei Jahrzehnte früher erlebt."

Bellof ist unvergessen. Der stets gut gelaunte Draufgänger zeichnete sich durch unfassbaren Grundspeed und eine unvergleichliche Leichtigkeit im Umgang mit den kniffligen Fahrzeugen der 1980er-Jahre aus. Der schnelle Schelm mit dem spitzbübischen Lächeln hat Spuren hinterlassen, die bis heute nachwirken - auch in der aktuellen Generation von Rennfahrern. So wird beispielsweise Porsche-Werkspilot Timo Bernhard mit einem Helm in Bellof-Farben in Spa antreten.

Timo Bernhard hat Stefan Bellof im Herzen

"Für mich ist es eine Verneigung vor dem außergewöhnlichen Rennfahrer Stefan Bellof und ich möchte anlässlich des 30. Jahrestag an seine Leistungen erinnern - als Wertschätzung von Fahrer zu Fahrer. Er war ein Vollblut-Racer und ihm gebührt auch heute noch voller Respekt", sagt der erfahrene Pilot aus dem Saarland. Bernhard pflegt seit 1995 eine enge Beziehung zur Familie von Stefan Bellof. Das Design des Helms stammt ursprünglich von Bellofs langjähriger Partnerin Angelika, die heute mit Ex-Fahrer Harald Grohs liiert ist.

Nicht nur Timo Bernhard wird das Andenken von Stefan Bellof in Ehren halten, auch viele Zeitzeugen erinnern immer wieder gern an "Stibbich", wie der damalige Formel-1- und Sportwagen-Pilot genannt wurde. Im heutigen Porsche-LMP1-Team finden sich einige Mitarbeiter, die schon in den 1980er-Jahren mit Bellof zusammengearbeitet haben. Allen voran Klaus Bischof, der bei den Einsätzen des Gießeners im Porsche 956 und 962 stets die technische Verantwortung trug.


Fotos: Timo Bernhard: Das ist sein Stefan-Bellof-Helm!


"Unsere besondere Beziehung kann man kurz umschreiben: Wir wurden immer wieder 'Klaus Bellof und Stefan Bischof' genannt. Als wir unsere Zusammenarbeit bei Porsche begannen, da war Stefan 24 Jahre alt und ich 36. Ich war fast wie ein großer Bruder für ihn", sagt Bischof im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Die Beziehung zwischen Pilot und Techniker war weitaus intensiver als bei vielen anderen Fahrern. Man rückte eng zusammen, tauschte sich stetig aus, hatte viel Spaß gemeinsam.

Kost und Logis: Bellof bei Mama Bischof

"Der Stefan hat in Monte Carlo gewohnt, musste aber viel bei uns sein. Ich hatte eine kleine Wohnung in der Nähe meiner Eltern. Stefan wollte nie im Hotel wohnen, also hat er in meinem Elternhaus in meinem ehemaligen Kinderzimmer übernachtet", berichtet der langjährige Wegbegleiter. "Er hatte einen Hausschlüssel. Meine Mutter hat gekocht und ihm die Wäsche gewaschen. Deshalb stehen auch noch alle Pokale bei mir. Er hat sie bei uns damals hingestellt, dort sollten sie bleiben."

Bischof erzählt mit großen Emotionen von der damaligen Zeit. "Manche Dinge darf man gar nicht erzählen", schmunzelt der Techniker und deutet damit an, dass man abseits der Rennstrecken durchaus mal über das Limit ging. "Einmal in Fuji wollte er unbedingt in einem japanischen Bett schlafen. Die Japaner haben uns abgeraten, weil es für uns Europäer unbequem sei. Aber Stefan wollte das gern und der Bischof musste mit. Also haben wir uns auf einem Futon wund gelegen."

"Es war in jedem Detail einfach immer verrückt und lustig", sagt Bischof. Vor allem die sportlichen Leistungen versetzten die damalige Motorsport-Welt immer wieder in ungläubiges Staunen. In Erinnerung geblieben sind Husarenritte in der damaligen Formel 2, die unfassbare Formel-1-Aufholjagd in Monaco 1984 und natürlich die Erfolge auf der Langstrecke, die in der Saison 1984 vom Gewinn des Weltmeistertitels gekrönt wurden.


Das letzte Rennen des Stefan Bellof

1982 begegneten sich Bellof und Bischof zum ersten Mal. Der junge Motorsportler sollte anlässlich der Ehrung der Sportler des Jahres in Hessen einen Porsche 956 auf die rutschige Fläche eines Eisstadions in Frankfurt fahren. Bischof wurde damals von Porsche geschickt, um das Fahrzeug zu betreuen. "Da ging schon die Schei... los, wie man so schön sagt. Wir hatten auf Anhieb richtig viel Spaß", erinnert sich der ehemalige Renningenieur.

Der junge Wilde ärgert die alten Hasen

"Ich war damals noch jung und wurde dann entsprechend angewiesen, mich um den Jungen bei uns in der Mannschaft zu kümmern. Manfred Jantke hatte es durchgedrückt, dass Bellof zu Porsche kommt. Es war damals nicht unumstritten. Zuerst jedenfalls. Dann gab es einen Test in Le Castellet. Das war Ende 1982", berichtet Bischof. Bei diesem Test in Südfrankreich legte Bellof die Grundlage für Erfolge, Anerkennung - aber auch für einen gewissen Neid innerhalb des eigenen Teams.

"Für diesen Test in Paul Ricard hatten wir nur eine 1983er-Version des 956ers dabei. Mit diesem neuen Auto waren Jochen Mass, Derek Bell und Jacky Ickx schon tagelang viele Runden gefahren. Dann kam Stefan und sollte im alten 001-Chassis sozusagen eine Fahrschule durchlaufen", erklärt Bischof. "Der alte Wagen hatte weniger Abtrieb. Stefan und ich bekamen die klare Ansage: 'Bloß nichts kaputtmachen!' Ich habe Stefan dann erst einmal losgeschickt, damit er ein paar Runden dreht, um ein Gefühl aufzubauen."

"Und was passiert? Da fährt er in seiner dritten Runde genauso schnell wie die alten Hasen mit dem neuen Auto. Unsere Chefs haben ihn dann sofort hereinholen lassen", lacht der enge Freund des sympathischen Vollgastiers. Die Porsche-Leitung hatte eindeutige Befürchtungen: Bellof habe das Auto gequält, das Material schonungslos herangenommen und sich mit Gewalt in die Regionen von Ickx und Co. geschoben, hieß es. Doch die Realität sah ganz anders aus.


Fotostrecke: Die Karriere von Stefan Bellof

"An dem Auto war rein gar nichts - kein Rauch, keine qualmende Bremse. Und er hatte einen uralten Satz Reifen drauf", nennt Bischof die wahren Voraussetzungen für die beeindruckenden Fahrten des damals 25 Jahre alten Rennfahrers. "Wir hatten sofort unseren Spaß und durften weitermachen. Im Verlauf seiner weiteren Fahrten im alten Auto - mit dem neuen 956er durfte er ja nicht - war er um Welten schneller als die Etablierten."

Wenn Rothmans hinter Marlboro steht...

Die erfahrenen und damals zweifellos sehr schnellen Porsche-Platzhirsche Bell, Mass und Ickx trauten beim Blick auf die Zeitnahme ihren Augen kaum. Wer ist dieser junge hessische Bube, der den "alten Hasen" so dermaßen um die Ohren fahren kann? "Der Stefan war der Groundeffect-Künstler. Er kam halt aus der Formel 2, wo man damals noch ganz ausgeprägt mit den Schürzen gearbeitet hat. Stefan hatte das einfach voll drauf", erklärt Bischof die Stärke des jungen Talentes.

Der Test in Le Castellet war die definitive Eintrittskarte in die die damalige Sportwagen-Weltmeisterschaft. Bellof bekam einen Platz im Porsche-Werksteam. An der Seite von Derek Bell, der das junge Talent sofort akzeptierte und die Vorzüge eines schnellen Kollegen schnell zu schätzen lernte, trat der junge Hesse im Rothmans-Porsche 956 mit der Startnummer 2 an. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schon beim zweiten Saisonrennen 1983, dem 1.000-Kilometer-Rennen in Silverstone, standen Bell/Bellof als Sieger auf dem Podium.

Stefan Bellof Derek Bell Silverstone 1983

Silverstone 1983: Stefan Bellof und Derek Bell fahren zum ersten gemeinsamen Sieg Zoom

"Wir hatten zwei neue 956er am Start, es waren die Chassis 002 und 003. Es gab wieder die Ansage: 'Nichts kaputtmachen, wir brauchen die Autos für Le Mans!' Alles klar", erinnert sich Bischof. "Wir hatten von Dunlop nur einen Satz Qualifyer. Und weil Stefans Teamkollege Derek sein Heimrennen in Silverstone hat, fährt er also das Qualifying. Auf dem anderen Auto saß der Jochen. Dann ging es los. Und plötzlich waren wir nur Vierter und Fünfter. Der Stefan meinte dann nur: 'Da müssen wir etwas machen'."

Weil die Porsche-Teamleitung nicht vom ursprünglichen Plan abrücken wollte, nahm Bischof einen "kleinen Umweg", um seinem Schützling zu helfen. "Ich bin zum damaligen Rothmans-Vertrauten gegangen und habe gesagt: 'Schau mal, ganz vorne steht ein Marlboro-Auto und ihr gebt hier Millionen aus. Das kann doch nicht sein. Geh doch mal zu unseren Chefs.' Und plötzlich hieß es von unserem Rennleiter Peter Falk, dass wir Bellof fahren lassen sollen."

Ansage an Bellof: Eine Sekunde auf den Rest der Welt

Weil der Satz Qualifyer bereits gebraucht war und teils erhebliche Abnutzungserscheinungen aufwies, würfelte man für Bellofs zweite Attacke vier Räder zusammen: zwei Gummis von einem Auto, zwei weitere von einem anderen. "Er sollte zwei Runden vorsichtig machen, dann eine Runde Vollgas geben. So hatten wir es besprochen. Alle haben gedacht, er würde es in der zweiten Runde machen. Alle waren enttäuscht, als er im zweiten Umlauf drei Sekunden zu langsam war."

"Und dann kam die dritte Runde: zwei Sekunden schneller als die gesamte Konkurrenz! Und das Auto war blendend beisammen", klopft sich Bischof noch heute vor Freude auf die Schenkel. "Ab da haben wir dem Stefan spaßeshalber die Vorgabe gegeben, in jedem Qualifying der Saison mindestens eine Sekunde Vorsprung zu haben. Das hat er geschafft." Das Rennen in Silverstone gewannen Bell/Bellof nicht nur durch schieres Tempo, sondern auch durch eine taktische Glanzleistung: Bellof startete im anfänglichen Regen auf Slicks.

Derek Bell und Stefan Bellof siegten im weiteren Verlauf der Saison 1983 außerdem in den Rennen von Fuji und Kyalami. Der Youngster schloss das Jahr auf Rang vier der WM ab. Weltmeister wurde der damalige Porsche-Superstar Jacky Ickx vor den Markenkollegen Derek Bell und Jochen Mass. Die Etablierten hatten sich im Kampf gegen den Junior noch einmal durchsetzen können, aber Bellof hatte seine Duftmarken gesetzt. Und diese passten nicht allen ins Konzept.


Der Bellof-Unfall in Spa-Francorchamps

"Der Jochen war im Rennen fast so schnell wie Stefan. Das Verhältnis der beiden war klasse. Da wurde immer viel erzählt. Tatsache ist, dass Jochen den Stefan unheimlich unterstützt hat. Auch mit Derek und Jacky gab es eine gute Zusammenarbeit", berichtet Bischof, der die Zusammenarbeit der vier Werkspiloten aus nächster Nähe verfolgte. "Der Jacky war sicherlich damals der Platzhirsch. Es ist aber Quatsch, wenn Leute behaupten, dass es da Krieg gab oder so etwas."

Ärger ab Monaco: Stefan Bellof und "Jakob" Ickx

Der Zwist zwischen Bellof und Ickx begann erst später - 1983 war die Welt noch (halbwegs) in Ordnung. "Da war noch alles im Lot. Erst ab Monaco 1984 wurde es anders. Bis dorthin haben sie nicht zusammen im Bett gelegen, aber sich ganz bestimmt gegenseitig respektiert", sagt Bischof. Monaco 1984 war ein tiefer Einschnitt, und zwar abseits der Sportwagen-Branche. Bellof, damals im unterlegenen Tyrrell in der Formel 1 unterwegs, war womöglich auf dem Weg zu einem unfassbaren Erfolg - aber Ickx machte einen Strich durch die Rechnung.

Im Qualifying zum damaligen Grand Prix von Monaco hatte sich Bellof mit dem Tyrrell, der vom uralten Ford-Saugmotor angetrieben wurde, gerade eben noch als 20. für die Teilnahme am Rennen qualifiziert. Ganz vorne stand Alain Prost, dessen McLaren vom Porsche-TAG-Turbo nach vorn getrieben wurde. Im Rennen regnet es. Die Nässe stellt die gewohnte Hackordnung auf den Kopf. Zwar kann sich Prost mit Mühe in Front halten, aber von hinten drücken zwei aufmüpfige Youngster: Ayrton Senna (Toleman) und Bellof.

Senna und Bellof zeigen dem etablierten Prost trotz ihrer völlig unterlegenen Fahrzeuge, wo in Monte Carlo der Hammer hängt. Die großen Piloten wie Lauda, Mansell und Piquet hatten ihre Autos nach wenigen Runden abgestellt, die Herren Arnoux (Ferrari) und Rosberg (Williams) hatten im Kampf gegen das junge Duo keine Chance. Mit großen Schritten holten Bellof und Senna auf den führenden Prost auf - wobei der Deutsche viele Runden lang schneller war als der unvergessene Brasilianer -, aber dann kam Runde 31.


Stefan Bellof: Die Formel-1-Jagd in Monaco 1984

Zu jenem Zeitpunkt war es nur noch eine Frage von wenigen weiteren Umläufen, bis die "jungen Wilden" dem späteren Weltmeister Prost die Führung abgeknöpft hätten. Es bahnte sich ein großartiges Duell der beiden Youngster um den Sieg im Fürstentum an. Doch dann wurde das Rennen abgebrochen - von einem gewissen Jacky Ickx, der damals beim Grand Prix in Monaco als Rennleiter fungierte. Dem Belgier wurde später unterstellt, er habe das Rennen beendet, um seinem Arbeitgeber Porsche als Partner von McLaren den Sieg zu sichern. Das Verhältnis zu Bellof war jedenfalls fortan nicht mehr intakt.

Spa 1985: Einigen Vertraute hatten es geahnt

"Da wurde es sehr schwierig", weiß auch Bischof zu berichten. Damals konnte noch niemand ahnen, dass sich ausgerechnet diese beiden Streithähne ein Jahr später beim Sportwagen-Rennen in Spa-Francorchamps auf fatale Art und Weise begegnen und bekämpfen würden. Die Ereignisse vom 1. September 1985 geben jedoch bis heute viel Anlass zu Diskussionen. Die Aufarbeitung des tödlichen Unfalls in der Eau Rouge ist eigentlich bis heute nicht endgültig abgeschlossen.

1985 fuhr Bellof wegen seines Engagements in der Formel 1 und einem womöglich bevorstehenden Wechsel zu Ferrari nicht mehr in der Werksmannschaft von Porsche. Der junge Deutsche sollte in Spa-Francorchamps sogar seinen letzten Einsatz haben - im damaligen Kundenteam von Brun. "Er wollte dem Boutsen helfen, dieses Rennen zu gewinnen", erklärt Bischof die damaligen Voraussetzungen, die eigentlich kein allzu aggressives Vorgehen von Bellof mit sich bringen sollten.

Stefan Bellof Monaco 1984 Tyrrell Ford

Legendär: Stefan Bellof stürmte im Formel-1-Rennen in Monaco 1984 nach vorn Zoom

"Stefan ist absichtlich hinter Ickx gefahren, um Sprit zu sparen - was damals sehr wichtig war. Auf den Boxentafeln konnte er verfolgen, wie er im Spritfenster lag. Das Ickx-Auto war genau auf Kurs, aber Stefans Auto lag beim Sprit mit zehn Punkten im Plus. Für Boutsen hätte man den Ladedruck erhöhen können, sodass er das Rennen nach Hause fährt", sagt Bischof. "Es gab keinen Grund, etwas Verrücktes zu machen. Stefan ist das Rennen zum Spaß gefahren und für seinen Freund Thierry Boutsen, damit dieser gewinnt."

Kontakt in Eau Rouge: Der fatale Einschlag

Zum diesem Erfolg kam es nicht mehr. Familienangehörige und Freunde hatten schon vor dem Rennen ein schlechtes Gefühl gehabt. "Steck zurück", hatte Vater Georg seinen Jungen gewarnt. Stefan Bellof sei an jenem Renntag in Belgien "irgendwie anders" gewesen, berichten nahestehende Personen. Als habe sich das Drama in der Eau Rouge bereits vorher abgezeichnet. Als Bellof mit seinem Porsche dem Fahrzeug von Ickx folgte und dieser auf der Zufahrt zur Eau Rouge etwas ausholte, kam es zum fatalen Zusammenstoß.

Bellof setzte sich in der schnellen Senke neben Ickx, die beiden Porsches berührten sich, der Deutsche schlug mit seinem Fahrzeug heftig in die Barrieren ein und erlag seinen schweren Verletzungen. Stille im Fahrerlager. Ein gewinnendes Lächeln für immer verloren. "Mir war sofort klar, dass das eine Katastrophe war. Das hat man von der Box gesehen. Wir haben das ja als Augenzeugen gesehen", erinnert sich Bischof an den schlimmsten Augenblick seines Berufslebens.

Stefan Bellof Brun Porsche 956

Seinen letzten Porsche-Einsatz bestritt Stefan Bellof im Kundenteam Brun Zoom

"Meine Reaktion war ganz einfach, dass ich gesagt habe: 'Für mich ist es komplett aus'. Ich habe Stuck in die Box geholt und ihm gesagt, dass es aus ist. Dann hat Falk mit Stuck zusammen entschieden, es der Rennleitung zu überlassen, ob sie abbrechen. Er ist wieder rausgefahren", so der ehemalige Renningenieur. "Dann habe ich zu meinen Mechanikern gesagt, und das war ein riesen Eklat: 'Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun'. Wir sind hinter die Box gegangen, haben uns in den Mannschaftswagen gesetzt."

Stefan Bellof oder Michael Schumacher: Wer war besser?

"Falk war völlig hilflos und hat hinterher gesagt, dass es die Fehlentscheidung seines Lebens war, in dem Fall nicht genauso zu handeln wie ich", so Bischof. "Ich solle ihm einfach nachsehen, dass er in dem Moment nicht Herr seiner Sinne war. Für ihn war er nämlich auch wie ein Sohn. Wir haben dort hinten gesessen, wir brauchten keinerlei Information, wir hatten schließlich den Winkelhock-Unfall hinter uns. Wir wussten, was da los war." Manfred Winkelhock hatte drei Wochen zuvor in Mosport sein Leben verloren.

Bischof fühlt sich nach dem Schock von Spa "wie im Koma", er lässt sich sofort Richtung Heimat fahren. Erst nach einer Woche ist er wieder ansprechbar. "Man muss die Trauerfeier und all das organisieren. Sein Vater hatte angerufen und gesagt: 'Du musst kommen, wir müssen noch was machen'." Der langjährige Freund und Wegbegleiter muss Abschied nehmen von einem Menschen und Rennfahrer, der sein Leben bis dorthin intensiv beeinflusst hat.


Fotostrecke: 24 Stunden von Le Mans: Die großen Helden

"Man sagt immer 'Es wird nie mehr so, wie es war', das trifft bis heute zu. Wir hatten einfach noch viel vor. Und ich behaupte heute, dass mein ganzes Berufsleben anders verlaufen wäre", sagt Bischof 30 Jahre nach dem tragischen Tod seines Freundes. "Man hat mich immer gefragt, nachdem Michael Schumacher einige Titel gewonnen hatte, wie es mit Bellof geworden wäre. Da sage ich aus vollster Überzeugung: Genauso, aber nur noch viel schöner!"