• 17.04.2013 08:21

  • von Roman Wittemeier

Porsche: LMP1-Motor seit August auf dem Prüfstand

Porsche treibt das LMP1-Programm voran: Motor läuft seit fast neun Monaten, Rollout im Juni - Entwicklungschef Wolfgang Hatz: "Die Begeisterung ist groß"

(Motorsport-Total.com) - Beim WEC-Saisonauftakt in Silverstone gab es großartigen Sport, viele Aktionen für die Fans und jede Menge Zuschauer auf den Tribünen. Es wurde deutlich, dass die Szene im Aufschwung ist. Im Fahrerlager wehte eine große deutsche Fahne. Das Werksteam von Porsche, das in diesem Jahr mit dem neuen 911 RSR in der WEC unterwegs ist, feierte seine Rennpremiere. Man unterlag zwar im Wettbewerb gegen Aston Martin und Ferrari, gewann aber wichtige Erkenntnisse auf dem Weg nach Le Mans.

Titel-Bild zur News: Wolfgang Hatz

Entwicklungschef Wolfgang Hatz verfolgte die Rennpremiere des 911 RSR vor Ort Zoom

Die Zuffenhausener standen ebenso im Fokus wie die großen LMP1-Mannschaften von Audi und Toyota. Immerhin feierte man die Rückkehr eines Porsche-Werksteams nach 15 Jahren. "Für uns ist das ganz wichtig. Es ist Teil unserer Unternehmensstrategie. Wir wollen hochklassigen Motorsport zeigen. Dafür müssen wir uns werksseitig engagieren", erklärt Porsche-Entwicklungschef Wolfgang Hatz im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Das haben wir schon vor zwei Jahren beschlossen. Aber es braucht immer eine gewisse Vorbereitungszeit."

"Es war einfach logisch, dass wir als Werk in die Langstrecken-WM gehen. Dieses Jahr mit dem RSR und nächstes Jahr mit dem LMP1. Dort gehört Porsche hin", sagt der erfahrene Ingenieur. Hatz wacht bei Porsche nicht nur über die wichtigen Schritte mit dem neuen Elfer, sondern vor allem auch über das LMP1-Programm. "Wir als Werk entwickeln und bauen das Auto selbst und wir setzen es auch selbst ein. Das unterscheidet uns von vielen anderen. Ich sage immer: Sonst macht das nur Ferrari in dieser Form."

Porsche macht alles selbst

"Bei uns passiert einfach alles in unserem Entwicklungszentrum in Weissach. Wir nutzen LMP- und GT-Programm auch dazu, junge Leute auszubilden. Aus solchen Leuten können sehr gute Entwicklungsingenieure werden", sagt Hatz und fügt lächelnd an: "Ich selbst bin ein gutes Beispiel. Ich habe 14 Jahre lang nur Rennsport gemacht. Dann ist - glaube ich - auch noch ein ganz anständiger Serienentwickler aus mir geworden."

"Ich bin Verfechter des Prinzips, dass man bei einem Werksprogramm alles selbst macht", meint der Entwicklungschef. Auf dem Weg zum neuen LMP1-Boliden, der ab 2014 in WEC und Le Mans um Siege kämpfen soll, betreibt Porsche großen Aufwand. "Die Programme sind organisatorisch und personell getrennt. Das geht gar nicht anders. Das ist in der Serie nicht anders. Die Mannschaft, die den Sportwagen entwickelt und jene, die den Panamera macht, das sind unterschiedliche Teams. Natürlich befruchtet man sich gegenseitig und man tauscht sich aus."

"Es kann nicht die gleiche Crew den RSR-Einsatz in Le Mans machen und gleichzeitig den LMP1 entwickeln. Gerade im Zeitraum von Le Mans bauen wir unser erstes Auto auf", erklärt Hatz. Die GTE-Crew um Teamchef Olaf Manthey und Motorsportchef Hartmut Kristen arbeitet intensiv mit dem 911 RSR, die LMP1-Truppe um Projektleiter Fritz Enzinger hat viel Prominenz in den Reihen. Unter anderem kamen Alex Hitzinger, Mike Krack, Andy Seidl und Urs Kuratle von BMW, außerdem wurden zahlreiche weitere Ingenieure engagiert.

"Mitte des Jahres wollen wir den LMP1-Wagen beisammen haben. Dann gibt es einen Rollout und anschließend steigen wir sehr stark in das Testgeschehen ein", gibt Hatz Einblick in die wichtigen Schritte mit dem Le-Mans-Prototypen. "Beim LMP-Programm haben wir deutlich mehr Ressourcen als beim GT. Ich spüre bei uns etwas, was es in dieser Form in den vergangenen Jahren in diesem Ausmaß nicht gegeben hat. Die Begeisterung und die Euphorie sind enorm. Die Leute muss man manchmal sogar wieder ein wenig herunterholen."

Kein Boxer, kein Reihen-Sechszylinder

Während die Mitarbeiter das Projekt mit großer Energie vorantreiben, hemmen ACO und FIA die Fortschritte. Das Reglement für 2014 steht in seinen Grundzügen, aber an Details wird bis heute immer wieder gearbeitet. "Das ist nicht einfach. Das Konzept haben wir im vergangenen Jahr festgelegt. Der Motor ging 2012 in Betrieb, der Antrieb ist seit August auf dem Prüfstand", sagt Hatz. "Es gab in den vergangenen Wochen einige Detailänderungen am 2014er-Reglement, die für uns gewissen Zusatzaufwand bedeuteten. Das ist nicht schön."

"Es ist halt so, wenn man ein neues Regelwerk schafft", nimmt es der Entwicklungschef von Porsche gelassen. "Insgesamt haben die Hersteller gemeinsam mit ACO und FIA ein klares Ziel: Unser Motorsport soll von Effizienz geprägt und nachhaltig sein. Genau dies war der Grund, warum ich für dieses LMP1-Programm war. Es können Dinge entwickelt werden, die man später auch mal im Straßenauto sehen kann. Man geht dabei womöglich sogar extreme Wege."

Porsche Weissach

Der Porsche-Entwicklungsstandort in Weissach wird derzeit groß ausgebaut Zoom

Vor allem im Bereich Antrieb wird es ab 2014 voraussichtlich spektakuläre Lösungsansätze geben. Die zur Verfügung stehende Energiemenge wird über Durchflussbegrenzer limitiert, dafür gibt es reichlich neue Freiheiten in Bezug auf Antriebskonzept und Motorauslegung. Bis zu zwei verschiedene Energie-Rückgewinnungssysteme können integriert werden. Es wird Diesel- und Benzinermotoren geben, allerdings (noch) keine Auswüchse wie Fünftakter oder ähnliches.

Sicher ist: Audi wird beim Selbstzünder bleiben, Porsche und Toyota auf Benzineraggregate setzen. Über Zylinderzahl, Aufladung und Bauform schweigt Entwicklungschef Hatz selbstverständlich noch. "Es ist kein Reihen-Sechszylinder und auch kein Boxer", verrät er. Viele Beobachter aus der WEC-Szene gehen davon aus, dass Porsche auf einen Zweiliter-Vierzylinder-Turbo setzen wird. Ob man das Schwungrad-KERS aus dem 911 Hybrid verwenden wird, ist fraglich.

ADAC GT MASTERS LIVE

ADAC GT Masters im TV

Nächstes Event

Oschersleben

26. - 28. April

Qualifying 1 Sa. 09:15 Uhr
Rennen 1 Sa. 15:15 Uhr
Qualifying 2 So. 09:15 Uhr
Rennen 2 So. 15:15 Uhr

Folgen Sie uns!