• 24.03.2011 15:28

  • von Roman Wittemeier

Nach den Peugeot-Crashs: Heckfinne auf dem Prüfstand

Die obligatorische Heckfinne an den neuen Le-Mans-Prototypen bringt offenbar nicht die erhoffte Sicherheit: FIA untersucht Peugeot-Testcrash ganz genau

(Motorsport-Total.com) - Die Sicherheit der legendären Rennstrecke von Le Mans ist nicht auf dem allerneuesten Stand. Vor allem in den Highspeed-Bereichen der Porsche-Kurven darf möglichst nichts schiefegehen. Marc Gene hatte vor drei Jahren bei einem Unfall in jenem Streckenabschnitt sehr viel Glück. Der Peugeot-Werksfahrer wurde im Rahmen des Le-Mans-Vortests von einer Bodenwelle ausgehebelt und schlug kräftig in die Barrieren ein.

Titel-Bild zur News: Stephane Ortelli

Wenn Prototypen fliegen gehen: Hier die Trümmer vom Ortelli-Auto in Monza 2008

Dieser Vorfall (hier das Video der Streckenüberwachung!) - sowie weitere Unfälle mit ähnlichem Hergang - war Anlass für den Le-Mans-Veranstalter ACO, nach einer Möglichkeit zu suchen, damit die LMP-Fahrzeuge bei unerwarteten Flugeinlagen wenigstens etwas Tempo abbauen. Man entschied sich für die obligatorische Einführung der Heckflosse. Dieses Konzept wurde schon früh angezweifelt.

"Wir haben eine Studie angefertigt, die sich mit den Auswirkungen der Flosse beschäftigt hat. Ich bin seither nicht mehr ganz so überzeugt von der Lösung", sagt beispielsweise Oreca-Technikchef David Floury schon im September 2010. "Es hat sich gezeigt, dass die Flosse nur bei einem bestimmten Winkel zuverlässig wirkt. Verlässt du dieses Fenster, wird der Effekt nicht nur geringer, sondern er kann sogar ins Negative umschlagen", berichtete der Franzose damals im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Ende 2010 hatte Gene einen heftigen Crash mit dem neuen Peugeot 908 bei Versuchsfahrten in Spanien. Vor rund einem Monat die nächste Schreckensmeldung von den Löwen: Nicolas Minassian hatte einen brutalen Crash in Le Castellet, musste anschließend Sebring auslassen. Im Gegensatz zum Gene-Unfall war in diesem Fall nicht ein technisches Gebrechen ursächlich, sondern womöglich ein "Überbremsen" am Ende der langen Start-Ziel-Geraden.

"Es ist passiert, weil der Fahrer das Auto aus der Kontrolle verlor", sagt Peugeot-Technikchef Bruno Famin. Weitere Details zum Unfall gibt man nicht bekannt - zumindest nicht der Öffentlichkeit. Die FIA hat sich allerdings eingeschaltet. Nicht, um im Regelwerk des ACO etwas zu verändern, sondern um seinen Aufgaben in Bezug auf die Sicherheit im Automobilsport nachzukommen.

¿pbvin|64|3541||0|1pb¿"Peugeot hat uns umfangreiche Informationen zur Verfügung gestellt. Diese werden wir nun eingehend analysieren, bevor wir irgendetwas anderes tun", wird FIA-Technikberater Peter Wright von 'Autosport' zitiert. Der Brite mahnt, dass sich Peugeot nicht der Verantwortung entziehen dürfe: "Man kann nicht daherkommen und sagen, dass ein Auto sicher ist, weil es den Regularien entspricht. Die Hersteller sind für die Sicherheit verantwortlich."

In den kommenden Tagen soll das Thema Heckflosse noch einmal bei Beratungen des ACO auf den Tisch kommen. Man erkennt offenbar, dass dieses Bauteil bezüglich der Sicherheit auf dem ultraschnellen 13,6 Kilometer langen Le-Mans-Kurs nicht als Allheilmittel dienen kann. Auch die ersten Erkenntnisse der Untersuchung durch die FIA sollen offenbar bei diesen Gesprächen mit einfließen. Gut möglich, dass man den Peugeot 908 und den neuen Audi R18 TDI bald schon ohne Flosse sehen wird.