McNish: "Wäre nicht mehr am Leben"

Beim Le-Mans-Abflug von Allan McNish stockte vielen der Atem - Ein halbes Jahr später erinnern sich Zeitzeugen an die Szenen und danken der Sicherheit

(Motorsport-Total.com) - Beim Überrunden von Anthony Beltoises Ferrari 458 kam es für Allan McNish bereits nach 14 Runden zu einem schweren Zwischenfall. Sein Abflug in Le Mans zählt zweifellos zu den spektakulärsten des Jahres. Glücklicherweise blieb der Schotte bei diesem Unfall unverletzt. Bei den Kollegen von 'LeMans.org' erinnert sich der ehemalige Formel-1-Pilot, der den Audi von Timo Bernhard verfolgte: "Er machte einen kleinen Fehler und ich wollte innen vorbeiziehen. Dann entdeckte ich den Ferrari von Anthony Beltoise."

Titel-Bild zur News: Anthony Beltoise, Allan McNish

Bereits in der Anfangsphase von Le Mans kam es zu einem schweren Unfall

"Es war zu spät für einen Rückzieher. Ich dachte, dass es passen könnte. Dann gab es eine Berührung", erläutert McNish. "Dann habe ich nur noch auf den Einschlag in die Begrenzung gewartet, der unglaublich heftig war. Es dauerte ewig, bis ich zum Stillstand kam. Als es soweit war, habe ich gemerkt, dass alles in Ordnung ist und ich am Leben bin."

"Die Streckenposten waren in der Lage, die Tür zu öffnen", schildert der Audi-Pilot und macht sich bewusst: "Wenn ich solch einen Unfall zu Beginn meiner Karriere gehabt hätte, wäre ich heute nicht mehr am Leben."

Beltoise hatte keine Chance

Beltoise, der von McNishs Manöver überrascht wurde, konnte nicht mehr ausweichen: "Am Ende der Dunlop-Schikane sah ich in den Spiegel und bemerkte, dass ein Audi hinter mir ist. Er ging auf Nummer sicher, das war mir klar. Deshalb fuhr ich normal auf die Kurve zu. Doch dann bekam ich einen großen Schlag und verstand nicht, was passiert war."

Anthony Beltoise, Allan McNish

Von Allan McNishs Audi blieb nicht besonders viel übrig Zoom

"Dann fragte ich mich, warum mir die Streckenposten nicht helfen, das Kiesbett zu verlassen. Dann sah ich den Audi auf dem Dach und dachte, ich halluziniere. Dann sagte ich mir: 'Das war ein gefährlicher Unfall'", so Beltoise.

Amateur-Fotograf Diedier Ramez beobachtete den Unfall aus der ersten Reihe: "Ich habe im Sucher meiner Kamera gesehen, wie ein Audi kollidierte. Instinktiv habe ich draufgehalten ohne die Einstellungen vorzunehmen. Anfangs war mir das Ausmaß des Unfalls nicht bewusst. Aber bald schon realisierte ich, dass dieser Abflug nicht alltäglich war. Es gab laute Schreie aus dem Publikum als das Auto einschlug. Plötzlich wurde es sehr leise. Es herrschte eine erschreckende Atmosphäre mit dichtem Staub."

"Innerhalb von einer Minute starteten die Rettungsmaßnahmen", stellt Rennleiter Daniel Poissenot klar, der über die positiven Nachrichten zu McNishs Gesundheitszustand beruhigt war: "Inzwischen hatten uns die Streckenposten schon mit den ersten Informationen versorgt. Wir wussten, dass es keine ernsthaften Verletzungen unter den Fotografen und Zuschauern gibt. Einzig der Gesundheitszustand des Piloten war ungewiss. Durch den Arzt wurden wir aber sehr schnell beruhigt."

Konkurrenzdenken bei Montagny

Peugeot-Pilot Franck Montagny fuhr zum Zeitpunkt des Abflugs etwa 17 Sekunden hinter dem Audi. "Als ich an die Unfallstelle kam, hatte mich das Team über die Safety-Car-Phase informiert. Ich musste mich konzentrieren, die Verbrauchsvorgaben zu erfüllen und die Kohlefaserteile zu umfahren. Dennoch sah ich die Überreste eines Prototypen und nahm an, dass es ein Audi war."


Fotos: ILMC in Zhuhai


"Bald wurde ich informiert, dass der Fahrer in Ordnung war", berichtet Montagny und gesteht: "Das klingt schockierend, aber als ich wusste, dass nichts Ernstes passiert war, habe ich mich über den gewonnen Platz gefreut."

Audi-Pilot Romain Dumas war von McNishs Unfall schockiert, zweifelt aber am Status des spektakulärsten Abflug des Jahres: "Der Unfall hat den Status des spektakulärsten Crashs des Jahres. Das liegt daran, weil es von Rockenfeller kaum Bilder gibt. Dieser Abflug war noch erschreckender. Zum Glück sind unsere Autos stabil."