• 08.02.2011 14:16

  • von Roman Wittemeier

Le Mans: Die Großen meiden KERS?

Audi und Peugeot halten sich bezüglich KERS vorerst bedeckt: In Le Mans steht Zuverlässigkeit im Vordergrund - Peugeot 908 für Hybrid vorbereitet

(Motorsport-Total.com) - Der ACO hat die Prototypenszene mit einem neuen Reglement einerseits eingebremst, auf der anderen Seite aber die Türen für Hybridtechnik weit aufgestoßen. Das Angebot klingt zwar verlockend, hat aber bisher kaum realen Anklang gefunden. Rangoni und Hope-Polevision starteten entsprechende Konzepte, aber von den Favoritenteams sind bezüglich Energie-Rückgewinnung bisher nur Worte der Vorsicht zu vernehmen.

Titel-Bild zur News:

Der neue Peugeot 908 ist für den Einsatz von Hybridtechnik vorbereitet

Audi kündigte bei der Vorstellung des neuen R18 an, dass man eine schrittweise Elektrifizierung des Fahrzeugs angehen wolle, aber einen konkreten Fahrplan ließ sich niemand entlocken. "Dabei ist für uns aber immer die Effizienz entscheidend", so Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich. "Welche Form von Energierückgewinnung wir auch immer wählen - im Vordergrund steht, dass dies auch wirklich einen Vorteil bringt."

Vom Papier her verspricht der Einsatz von Hybridtechnik erhebliche Vorteile. Das ACO-Reglement lässt bei der Entwicklung entsprechender Systeme reichlich Spielraum für Fantasie und Ideereichtum. Die Fahrzeuge dürfen zwischen zwei Bremsvorgängen satte 500 Kilojoule umsetzen. Zum Vergleich: In der Formel 1 sind es nur 400 Kilojoule auf eine komplette Runde! Gerade in Zeiten von gedrosselter Motorpower - die Diesel leisten "nur" noch 500 bis 550 PS - sollte dies also Anreiz genug sein.

Auch bezüglich der verschiedenen Wege einer Energie-Rückgewinnung bleiben viele Möglichkeiten. Der ACO schreibt lediglich vor, dass die Energie an den Bremsen nur von einer Achse abgegriffen werden darf. Man könnte die Energie in Schwungrad oder Akkus speichern. Jederzeit wäre auch die Nutzung der erheblichen Abwärme am Auspuff denkbar. Einzige Voraussetzung, die generell gilt: Ein Hybridfahrzeug muss eine mindestens 400 Meter lange Boxengasse allein mit KERS-Power mit 60 km/h bewältigen können.

Rein technisch ließen sich solche Systeme von den Ingenieuren bei Audi, Peugeot oder auch dem gemeinsamen Zulieferer Bosch sicherlich umsetzen. Aber es geht schließlich nicht um Sprints, sondern um das Langstreckenrennen schlechthin. Wer kann in einem solch frühen Stadium schon garantieren, dass ein neues Hybridsystem volle 24 Stunden von Le Mans durchhält? Wahrscheinlich müsste man während des Dauerlaufs mehrfach die Batterien wechseln - undenkbar?

"Wir arbeiten daran und erwarten bald wichtige Fortschritte", sagt Peugeot-Technikchef Bruno Famin zum Thema KERS. "Man kann noch nicht sagen, wann wir unser Auto damit ausstatten werden. Es müsste schon erhebliche Vorteile bringen. Für uns geht es darum, in Le Mans zu gewinnen - egal, mit welcher Technologie", sagt der Franzose auf 'lemans.org'. Welche Art von Energie-Rückgewinnung Peugeot im Auge hat, mag Famin nicht verraten.

Peugeot 908 Hybrid

2008 ließ Peugeot den 908 mit Hybridtechnik ausrücken Zoom

Ursprünglich galten die Löwen als erster Kandidat für einen Schritt in Richtung KERS. Immerhin hatten die Franzosen 2008 schon einmal einen 908 HY mit solcher Technik auf die Strecke gebracht und dies sehr offensiv kommuniziert. "Damals haben wir einfach eine Battiere und einen Elektromotor in den 908 eingebaut. Um effizient zu sein, muss man aber wesentlich weiter gehen. Unser neuer 908 ist aber für den Einsatz von KERS vorbereitet", sagt Famin.

Wann kommen Audi und Peugeot also mit ihren Hybridsystemen? Zum einen will man sicherlich zunächst die nötige Standfestigkeit erreichen, aber andererseits wäre es auch durchaus denkbar, dass zurzeit einige Verwirrspiele stattfinden. Ein guter Hybrid wäre auf allen Strecken enorm im Vorteil. Vielleicht kommen die Topteams früher als gedacht mit ihren KERS. Kleiner Hinweis: Der neue R18 heißt nicht TDI, der neue 908 nicht HDi FAP. Womöglich taucht hinter einer dieser Bezeichnung schon bald "hybrid" auf...