• 08.03.2015 14:41

  • von Roman Wittemeier

Audi-Technikchef: "Sportwagen interessanter als Formel 1"

Der neue Audi-Technikchef Jörg Zander hat an der LMP1-Szene seine helle Freude: "Aus technischer Sicht sind Sportwagen einfach fantastisch"

(Motorsport-Total.com) - Audi geht mit einem umfassend veränderten R18 e-tron quattro in die neue Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Das LMP1-Auto der Ingolstädter weist optisch große Unterschiede zum Vorgänger auf, spannend ist die Frage, was unter der (noch karbonfarbenen) Haube des Boliden steckt. Gerüchten zufolge wird Audi 2015 in der 4MJ-Hybridklasse fahren, somit den Rückstand in diesem Bereich auf die Konkurrenz womöglich etwas reduzieren.

Titel-Bild zur News: Audi R18 e-tron quattro 2015 Sebring

Der neue Audi R18 e-tron quattro fuhr in der vergangenen Woche bei Tests in Sebring Zoom

Der neue R18 trägt teils die Handschrift des neuen Technikchefs Jörg Zander. Der erfahrene Ex-Formel-1-Ingenieur (früher bei Williams, BMW, Brawn und BAR) hat bereits seit einigen Jahren als Freiberufler für die LMP-Abteilung von Audi gearbeitet, trägt aber seit Januar die Gesamtverantwortung auf technischer Seite. "Sportwagen sind mir ohnehin nicht neu", wird Zander von 'sportscar365.com' zitiert. Er sei bereits 1997 an der Entwicklung des Toyotas GT-One beteiligt gewesen.

"Aus technischer Sicht sind die Sportwagen einfach fantastisch. Es gibt verschiedene Technologien und in den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Innovationen - ein Traum für einen Ingenieur", freut sich der 51-Jährige. "So gesehen ist es interessanter als die Formel 1, weil es verschiedene Lösungen gibt und die Regeln viel mehr Freiheiten erlauben." Als Nachfolger von Martin Mühlmeier verantwortet Zander auch die Entwicklungen am DTM-Audi, aber "die meiste Zeit habe ich bisher dem Langstreckenprogramm gewidmet."

Während die Einsatzmannschaft von Joest das aktuelle Auto für die Herausforderung Le Mans 2015 und die Einsätze in der WEC vorbereitet, laufen im Hintergrund intensive Planungen am 2016er-Modell. "Das ist ein fortlaufender Prozess. Die Spezifikationen stehen fast alle fest", sagt Zander. "Wer 2016 fahren will, muss im Herbst dieses Jahres mit Tests beginnen. Dafür muss man Liefer- und Produktionszeiten betrachten, und die liegen teilweise bei 16 bis 20 Wochen."

"Porsche und Toyota haben die Latte ganz schön hoch gelegt", meint der Technikchef anerkennend. "Unsere Ziele orientieren sich also am Performancelevel der Konkurrenz. Wir müssen auch besser werden", so die Ansage von Zander. Man nehme sich "ein bis zwei" Kernbereiche des Pakets genau vor, erwarte aber auch kurzfristig schon einige spürbare Fortschritte. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger will Zander bei allen WEC-Rennen vor Ort sein, um "zu beobachten, was passiert und schnell reagieren zu können".