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Sebastien Loeb und Rallycross: "Das sorgt für ein Kribbeln..."

Rallyelegende Sebastien Loeb über die Faszination Rallycross und warum die Herausforderung dort völlig anders ist als in der Rallye-Weltmeisterschaft

(Motorsport-Total.com) - Er ist einer der erfolgreichsten Motorsportler aller Zeiten, hat unzählige Siege und auch sicherlich genug Geld eingefahren, um das Leben als Privatmann genießen zu können. Und doch von Ruhestand kann beim neunmaligen Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb keine Rede sein. Nach zwei Jahren in der Tourenwagen-WM (WTCC) suchte sich der 42-Jährige 2016 eine neue Herausforderung und fand sie in der Rallycross-WM (WRX). "Das ist eine neue Welt für mich, daher würde mich mich sehr freuen, wenn ich eines Tages den WRX-Titel gewinnen sollte", setzt sich Loeb im Interview mit 'Motorsport-Total.com' für sein neues Projekt ambitionierte Ziel.

Titel-Bild zur News: Sebastien Loeb

Harte Zweikämpfe musste Sebastien Loeb in der WRX erst lernen Zoom

Zum Titel reichte es in dieser Saison zwar noch nicht, aber in Lettland gewann Loeb sein erstes WRX-Rennen und wurde damit zum ersten Fahrer, der in drei FIA-Weltmeisterschaften Rennen gewann. Doch im ersten Jahr mit Peugeot in der Rallycross-WM ging es für Loeb vor allem darum, die neue Serie kennenzulernen. Denn seine Erfahrungen aus einem Jahrzehnt an der Spitze der Rallye-WM halfen ihm in der neuen Disziplin nur wenig.

"Das ist völlig anders als die WRC", sagt Loeb. Die Anforderungen seien in beiden Serien völlig unterschiedlich. "Man braucht besondere Fähigkeiten, um ein guter Rallyefahrer zu werden. Bei Rallyes geht man großes Risiko ein, fährt im mit Vollgas durch den Wald", erklärt Loeb. "Man hat nur zwei Durchgänge zur Erkundung und fährt dann drei Tage lang Rennen." Während die WM-Läufe der WRC also eher einem Marathon gleichen, sind die kurzen Läufe der WRX ein echter Sprint.

Sebastien Loeb und Rallycross: Keine Liebe auf den ersten Blick

"Der Adrenalinstoß am Start des Rennens ist hier viel größer, denn hier entscheidet sich fast alles am Start", sagt Loeb. "Man ist angespannt, weil man weiß, dass man keine Zeit zum Nachdenken hat und sofort überholen muss. Man muss vom Start bis ins Ziel eines Laufs ans Limit gehen und muss wegen der Kämpfe mit den anderen Autos ständig improvisieren", beschreibt Loeb die Herausforderung Rallycross. "Das sorgt für ein Kribbeln, das man in vielen anderen Serien nicht hat."

Diese Faszination hat sich Loeb allerdings erst spät erschlossen, Liebe auf den ersten Blick war es nicht. "Als ich vor vier Jahren nach Loheac kam, war ich Rallyefahrer und habe mich für Rallycross nicht interessiert. Als ich dort aber die Atmosphäre und die Show miterlebt habe, fand ich es als Zuschauer interessant", sagt Loeb. "Da habe ich erstmals über einen Wechsel nachgedacht."


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Damals im Jahr 2012 war Loeb auf dem Weg zum neunten WRC-Titel in Folge und spürte erstmals gewisse Abnutzungserscheinungen. "Das Fahren hat mich nicht gelangweilt, aber die immer gleichen Abläufen", erinnert sich Loeb. "Ich bin immer zur gleichen Zeit an die selben Orte gekommen und habe mich manchmal schon gefragt: Warum machst du das noch?"

Loeb bedauert verpassten Kampf gegen Ogier - ein bisschen

Neue Motivation gewann Loeb in dieser Zeit bei seinen Gaststarts im Porsche-Carrara-Cup. "Irgendwann merkte ich, dass ich mich auf ein Porsche-Rennen mehr gefreut habe als auf eine WRC-Rallye. Da habe ich angefangen nachzudenken", sagt Loeb. "Ich hatte Interesse an der neuen Herausforderung Rundstreckensport gefunden." Deshalb traf er 2013 den Entschluss, seine WRC-Karriere zu beenden und wechselte mit Citroen in die Tourenwagen-WM. "Ich war 39 und wusste: Wenn ich noch einmal neu anfangen und etwas Neues im Motorsport sehen will, muss ich es jetzt machen und nicht in fünf Jahren", begründet Loeb die damalige Entscheidung.

Durch Loebs Wechsel entging der Rallyeszene allerdings der Kampf zweier Giganten. Denn nach seinem Abgang trat mit seinem Landsmann Sebastien Ogier eine neuer WRC-Dominator auf. Ein Kampf Loeb im Citroen gegen Ogier im Volkswagen über eine komplette Saison war der Traum vieler WRC-Fan. Und auch Loeb hätte ein solches Duell durchaus reizvoll gefunden. "Das wäre sicherlich interessant gewesen, aber man kann die eigene Karriere nicht an anderen ausrichten", sagt er.

Nach zwei Jahren in der WTCC und seinem ersten Start bei der Rallye Dakar ist nun die WRX Loebs neue sportliche Heimat. Und dort fühlt sich der Franzose pudelwohl. "Der Vorteil der WRX ist, dass die Show gut ist", sagt er. "Als Rallyefahrer eine schwierige Prüfung gut zu fahren, ist ein unglaubliches Gefühl. Aber es ist schwierig, das im TV rüber zu bringen. Man sieht die Autos immer nur alleine Fahren. Als Experte kann man zwar sehen: 'Das war eine schöne Kurve, eine perfekte Fahrt.' Der normale Zuschauer bekommt das aber nicht mit."

Sebastien Loeb, Sebastien Ogier

Das Duell der beiden "Sebs" Ogier und Loeb wäre für viele Rallyefans reizvoll Zoom

"In der WRX sind die Rennen sehr hart, intensiv und kurz. Die Leute sind also nicht wie bei langen Rennen irgendwann gelangweilt", so Loeb weiter. Daher befinde sich die WRX zurecht auf Wachstumskurs und sei sehr populär, allerdings gebe es noch Luft nach oben. "Wir müssen diese Meisterschaft noch besser vermarkten, haben aber schon ein paar gute Fahrer mit bekannten Namen, wie Ken Block, Petter (Solberg; Anm. d. Red.) oder mich. Die Zutaten sind vorhanden."

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