Johan Kristoffersson: Was macht ihn in der WRX so dominant?

Viele kleine Details statt großem Erfolgsgeheimnis: Weshalb gegen den zweimaligen Weltmeister Johan Kristoffersson in der WRX kein Kraut zu wachsen scheint

(Motorsport-Total.com) - 17 der letzten 20 Rennen gewonnen, mittlerweile acht Rennen in Folge ungeschlagen und nach elf von zwölf Saisonrennen 311 von 330 möglichen Punkten auf dem Konto: Die Dominanz von Johan Kristoffersson in der Rallycross-WM (WRX) wirkt schon beim Blick auf die nackten Zahlen erdrückend. In den vergangenen beiden Jahren fuhr der PSRX-Volkswagen-Fahrer scheinbar mühelos zum WM-Titel, die Konkurrenz schien machtlos gegen die Kombination aus dem langen Schweden und seinem Volkswagen Polo.

Titel-Bild zur News: Johan Kristoffersson

Johan Kristoffersson in Siegerpose - in der WRX ein gewohnter Anblick Zoom

Wer aber nun meint, dass diese ständigen Siege bei Kristoffersson für Langeweile sorgen, der sieht sich getäuscht. "Absolut nicht. Es ist schade, dass ich die anderen drei verpasst habe", sagt er im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Doch was macht den Schweden so erfolgreich? Fragen wir zunächst seinen Landsmann Mattias Ekström, den letzten Weltmeister vor der Kristoffersson-Ära. "Es ist oft so, dass der Schnellste und Beste gewinnt. Wenn man jeden Tag 100 Prozent gibt, sich um jedes Detail kümmert und versucht von jedem etwas zu lernen, dann wird man Erfolg haben", so Ekström gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Dominanz auch Fehlern der Konkurrenz geschuldet

"Ich hatte auch schon eine Phase in meiner Karriere, in der ich mich unschlagbar gefühlt habe", so Ekström weiter. "Wenn all das zusammenpasst, kann es eine Dominanz geben. Das war bei mir der Fall, zwar nicht besonders lange, aber ich weiß, wovon ich spreche. Mit Glück hat das nichts zu tun. Wenn man schnell genug ist, gewinnt man."


Fotostrecke: Alle Champions der Rallycross-WM

Noch besser als Ekström müsste es Petter Solberg wissen, der als Teamkollege von Kristoffersson nicht nur eng mit ihm zusammenarbeitet, sondern auch im gleichen Auto sitzt. Für den Norweger ist die Dominanz seines Teamkollegen nicht nur der eigenen Stärke, sondern auch der Schwäche der anderen geschuldet.

"Wir haben viele Rennen gewonnen, weil andere Fehler gemacht haben. In Frankreich oder Portugal hätten andere Teams gewinnen sollen", sagt Solberg. Hinzu komme bei Kristoffersson auch das Glück des Tüchtigen. "In Norwegen wurde er getroffen, hatte aber Glück, dass dabei nichts passiert ist. Man braucht auch ein bisschen Glück, muss dieses Glück aber auch ausnutzen", stellt der Norweger fest.

Ist der Volkswagen wirklich so überlegen?

Für manche Beobachter ist die Antwort auf die Frage nach der Dominanz von Kristoffersson einfach: Weil er im schnellsten Auto sitze. Und auch Ekström meint: "Sie haben ein gutes Paket, sie haben sehr gute Autos. Das ist in einem Material-Sport wie Motorsport so. Da braucht man eine gute Waffe."

Johan Kristoffersson

Audi und Peugeot konnten das Tempo der Volkswagen mitgehen Zoom

Die These von der Überlegenheit der Volkswagen gerät allerdings schon beim Blick auf die nackten Ergebnisse ein wenig ins Wanken. Denn während Kristoffersson in dieser Saison zehn von elf Rennen gewann, stand Teamkollege Solberg - immerhin zweimaliger Rallycross-Weltmeister - nur fünfmal auf dem Podium, wobei er aber auch von seiner Lungenerkrankung geschwächt war.

Dennoch glaubt der Norweger nicht, dass der Volkswagen den Autos von Audi und Peugeot überlegen ist. "Wir hatten oft eine bessere Strategie als die anderen, aber unser Auto ist sicherlich nicht schneller als die anderen. Man muss sich nur Amerika anschauen, dort waren alle Top-6-Autos im Freien Training innerhalb einer Zehntel. Wenn ihnen das gelingt, müssen sie ein schnelles Auto haben", sagt er.

Die richtige Strategie ist der Schlüssel zum Erfolg

Auch Kristoffersson findet, dass von fehlendem Wettbewerb in der WRX eigentlich keine Rede sein kann. "Es ist ein harter Wettbewerb. Ich schaffe es lediglich, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein", sagt er. "Wenn man gegen einen Sebastien Loeb, einen Mattias Ekström und einen Petter Solberg im gleichen Auto fährt, kann man nicht behaupten, dass es keinen Wettbewerb gibt", sagt er. "Es sind die vielen kleinen Dinge am Rennwochenende, die ich richtig mache: Reifenstrategie, Set-up, Joker-Runde."

Ein Beispiel dafür lieferte auch das Rennwochenende in Buxtehude. Dort präsentierten sich die Peugeot in den Qualifying-Heats ebenbürtig mit den Volkswagen, doch im Halbfinale und Finale verwickelten sich Loeb und die Hansen-Brüder in Rangeleien oder schieden durch Fahrfehler aus, womit das Team am Ende mit leeren Händen dastand.


Fotos: Rallycross-WM in Buxtehude 2018


"Man muss clever genug sein, um nicht in zu viele Unfälle oder Kämpfe verwickelt zu werden, die dir die erste Runde zerstören", ist laut Solberg schon in den Vorläufen die Taktik ein Schlüssel zum Erfolg. "Denn wenn du überholen musst, versaut dir das den gesamten Heat. Ich verfolge in meinem Team schon seit Jahren die gleiche Strategie. Der muss auch Johan folgen, und es funktioniert immer noch", stellt Solberg zufrieden fest. "Man muss kein Analytiker sein, sondern einfach mit gesundem Menschenverstand an die Sache herangehen."

Und das tut Kristoffersson offensichtlich. Weshalb ihn Kommentare, er gewinne nur, weil er im schnellsten Auto sitze, auch nicht anfechten. "Was soll ich dazu sagen? Erst einmal kümmert mich das überhaupt nicht. Natürlich ist der VW ein sehr gutes Auto, wir arbeiten sehr hart und haben ein gutes Team. Vor 2017 hat jeder gesagt: Rallycross ist toll, weil es so unvorhersehbar ist. Jetzt ist es plötzlich zu vorhersehbar."

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