WP3-6: Latvala übernimmt die Spitze

Jari-Matti Latvala liegt bei der Rallye Griechenland in Führung nachdem Spitzenreiter Jewgeni Nowikow einen Stein getroffen hat und weit zurückgefallen ist

(Motorsport-Total.com) - Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala liegt bei der Rallye Akropolis in Griechenland nach sechs von 14 Wertungsprüfungen an der Spitze. "Es ist alles andere als einfach. Anfangs war ich derjenige, der die Jungs gejagt hat. Jetzt sitzen sie mir im Nacken und versuchen, mich einzuholen", so Latvalas Analyse kurz vor Halbzeit der "Rallye der Götter". In seinem Windschatten hat der Finne den spanischen Citroen-Piloten Dani Sordo (+18 Sekunden). Thierry Neuville belegt (Ford) mit weiteren 52 Sekunden Rückstand Rang drei. "Wir müssen jetzt einfach auf Sicherheit fahren und versuchen anzukommen", lautet das Rezept des Belgiers.

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala liegt mit seinem Polo in Griecheland an der Spitze Zoom

Neuvilles M-Sport-Teamkollege Jewgeni Nowikow, der als Spitzenreiter in die Samstagsetappe gestartet war, hielt sich nicht an dieses Rezept. Der Russe traf auf WP4 einen Stein und fiel aus den Top 10 heraus. Unterdessen hat sich Citroen-Werkspilot Mikko Hirvonen nach seinen Lenkungsproblemen vom Freitag inzwischen wieder in die Top 10 nach vorn gekämpft.

Auch WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier (Volkswagen) ist nach seinen Benzindruck-Problemen vom Freitag wieder unterwegs, musste die zweite Etappe aber unter Rally2-Regularien in Angriff nehmen und startete jeweils als Erster in die Samstagsprüfungen. Nach insgesamt sechs von 14 Prüfungen wird Ogier auf Rang 15 hinter den schnellsten WRC2-Piloten geführt. "Ich habe keine Ahnung, wie weit wir noch nach vorn kommen können. Wir müssen einfach abwarten, was passiert", so der WRC-Tabellenführer mit Blick auf die alljährlichen Dramen bei der "Akropolis". Diese trafen bei der diesjährigen Ausgabe bis zum Service am Samstagmittag unter anderem Ogier selbst, Östberg, Hirvonen und Nowikow.

Reifenschaden bei Nowikow nach starkem Auftakt

Jewgeni Nowikow

Nowikow traf auf WP4 in Führung liegend einen Stein und fiel weit zurück Zoom

Die zweite Etappe der Rallye begann mit der 17 Kilometer langen WP3. Nowikow war mit einem 30-Sekunden-Polster auf Sordo in den Tag gestartet. Der Russe in Diensten des M-Sport-Teams absolvierte die erste Samstagsprüfung nach einer Fahrzeit von 11:23.4 Minuten auf die Zehntelsekunde genauso schnell wie Latvala. Der finnische Volkswagen-Pilot schob sich dadurch im Zwischenklassement an Sordo vorbei auf Rang zwei. Sordo schloss WP3 als Drittschnellster ab, gefolgt von Neuville und Östberg. Der weit zurückliegende Ogier fuhr die achtschnellste Zeit.

Auch die anschließende "Ghymno"-Prüfung ging über 17 Kilometer. Diesmal jedoch tat sich an der Spitze einiges. Nowikow büßte seine komfortable 39-Sekunden-Führung ein. "Mir ist dasselbe passiert wie Jari-Matti im Vorjahr. Ich traf einen Stein und habe mir dabei einen Plattfuß eingefangen, der anschließend die Radaufhängung hat", so Nowikow. Der Russe musste an Ort und Stelle einen Wechsel des betroffenen rechten Hinterrads vornehmen und verlor allein dadurch knapp fünf Minuten. Da der Fiesta auch anschließend längst nicht mehr so flott ging wie zuvor, fiel der Freitagsspitzenreiter weiter zurück und muss seinen Traum vom ersten WRC-Sieg begraben.

Latvala übernimmt kampflos die Führung

Unterdessen übernahm der angesprochene Vorjahrespechvogel Latvala kampflos die Führung. Der Finne setzte auf WP4 die Bestzeit vor Citroen-Pilot Sordo, der aufgrund des Nowikow-Zwischenfalls wieder auf Rang zwei nach vorn rückte. "Ich kann nicht härter attackieren als ich es auf dieser Prüfung getan habe", kommentierte Latvala nachdem er die erste Überfährt der "Gymnno"-Prüfung zehn Sekunden schneller als Sordo absolviert hatte. Im Unterschied zu Nowikow hatte der Volkswagen-Pilot Glück, beim Überfahren eines Steins ohne Reifenschaden davongekommen zu sein.

Sordo, der erstmals seit dem Jahr 2010 bei der "Akropolis" antritt, ließ es betont ruhig angehen: "Als ich das Tempo von Jewgeni und Jari-Matti gesehen habe, dachte ich mir schon, dass das nicht lange gutgehen würde. Es ist hier sehr einfach, einen Fehler zu machen. Ich bin kein Risiko eingegangen. Schließlich gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Grund dazu." Neuville wurde nach dem Pech seines Teamkollegen Nowikow sowohl auf WP4 als auch im Zwischenklassement der Rallye auf Platz drei notiert.

Während sich Volkswagen-Pilot Ogier im Zuge seiner Aufholjagd mit der viertschnellsten Zeit in Szene setze, verlor Teamkollege Mikkelsen 15 Sekunden durch einen Dreher, rückte angesichts der Probleme bei Nowikow aber ebenso einen Rang nach vorn und ging als Gesamtvierter der Rallye in die letzten beiden Vormittagsprüfungen.

50. WP-Bestzeit für den Polo R WRC

Auf WP5, der 18 Kilometer langen "Kefalari"-Schleife, setzte Spitzenreiter Latvala seine dritte Bestzeit des Tages und bescherte dem Polo R WRC damit beim insgesamt 95. Einsatz auf einer WRC-WP bereits die 50. Bestzeit. Citroens Griechenland-Speerspitze Sordo markierte auch auf dieser Prüfung die zweitschnellste Zeit. Der Spanier büßte diesmal im Vergleich zu Latvala nur drei Sekunden ein. Diese Zeit verlor er "vor allem in den langsamen Kurven", wie er betont.

Latvalas Volkswagen-Teamkollege Ogier markierte vor Neuville und dem nach seinen technischen Problemen vom Freitag ebenfalls aufholenden Hirvonen die drittschnellste Zeit auf WP5 und setzte seine Aufholjagd damit weiter fort. Teamkollege Mikkelsen kämpfte sich ohne Bremswirkung über weite Strecken der Prüfung. "Nach rund drei Kilometern gaben die Bremsen ihren Geist auf. Das Pedal fiel einfach bis zum Boden durch. Ich weiß nicht, warum das so ist, weiß aber, dass an normales Fahren so nicht zu denken ist", schüttelt der Norweger den Kopf. Auf den Drittplatzierten Neuville verlor Mikkelsen durch die Bremsprobleme rund 40 Sekunden.


Fotos: WRC: Rallye Griechenland


Probleme auch bei Östberg. Der Norweger hatte sich nach seinem Plattfuß vom Freitag bereits wieder bis auf 15 Sekunden an den Sechstplatzierten Prokop herangeschoben, haderte auf WP5 aber erneut mit seinem fahrbaren Untersatz. "Vom Beginn der Prüfung an stimmte irgend etwas nicht. Ich habe keine Ahnung, was los ist", so Östberg, der das Prüfungsziel mit einem schief stehenden linken Vorderrad erreichte, den mittäglichen Service aber sicher erreichen sollte.

Knappe Bestzeit für Sordo auf WP6

Auf der "Ziria"-Prüfung (WP6), der mit 21 Kilometern längsten des Vormittags, setzte sich Sordo knapp durch und sicherte sich seine erste Bestzeit der Rallye. Der Spanier brachte die letzte Vormittagsprüfung ganze 0,1 Sekunden schneller als Spitzenreiter Latvala hinter sich und schob sich im Klassement auf 18,7 Sekunden an diesen heran.

Während Mikkelsen ohne Bremswirkung von Al-Attiyah abgefangen und auf Rang fünf verdrängt wurde, verwaltete Östberg mit der drittschnellsten Zeit seinen siebten Rang. Hirvonen schob sich dank der fünftschnellsten Zeit (hinter Ogier) bis auf Platz acht nach vorn. Derweil rutschte Freitagsspitzenreiter Nowikow mit seinem angeschlagenen Fiesta nach WP6 endgültig aus den Top 10. Der Russe zählte gemeinsam mit Mikkelsen zu denjenigen Piloten, die den Service-Park in Loutraki am stärksten herbeisehnten.

In der WRC2-Wertung liegt Robert Kubica mit seinem Citroen DS3 RRC weiterhin komfortabel vor Juri Protasow (Ford Fiesta RRC) in Führung und belegt im Gesamtklassement der Rallye weiterhin Rang zehn.

Gesamtwertung nach sechs von 14 Wertungsprüfungen (Top 10):
01. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) - 1:42:15,5 Stunden
02. Dani Sordo (Citroen) +18,7 Sekunden
03. Thierry Neuville (Ford) +1:10,8 Minuten
04. Nasser Al-Attiyah (Ford) +2:54,4
05. Andreas Mikkelsen (Volkswagen) +3:15,7
06. Martin Prokop (Ford) +4:13,9
07. Mads Östberg (Ford) +4:48,6
08. Mikko Hirvonen (Citroen) +6:29,9
09. Khaled Al-Qassimi (Citroen) +6:49,8
10. Robert Kubica (Citroen, WRC2) +7:26,3