• 21.08.2013 11:32

WM-Führender Ogier: Doppeltes Risiko, ein Zehntel Einkommen

Trotz des sportlichen Erfolgs und des großen Risikos kommt WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier nicht an die Einnahmen seiner Formel-1-Kollegen ran

(Motorsport-Total.com/SID) - Seine vorerst letzte Reifeprüfung bei der Rallye-Weltmeisterschaft hat Sebastien Ogier in den Wäldern von Finnland abgelegt. Mit bis zu 180 Stundenkilometern raste der Franzose zwischen Hunderttausenden von Zuschauern und noch mehr Bäumen hindurch und gewann nicht nur den Lauf, sondern in Rekordzeit auch die legendäre Wertungsprüfung "Ouninpohja" mit Sprüngen bis an die 60-Meter-Marke.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Das größere Risiko im Rallyesport wird nicht entsprechend vergütet Zoom

Spätestens nach dem achten WM-Lauf ist klar: Der Titel wird nur über den 29-jährigen Ogier vergeben. Und das vielleicht sogar schon am Sonntag beim Finale der Deutschland-Rallye in Trier. Mit 181 Zählern geht Ogier in das Heimspiel seines Rennstalls, dahinter liegen mit bereits 90 Zählern Rückstand Volkswagen-Markenkollege Jari-Matti Latvala und der Belgier Thierry Neuville (beide 91). Ein Sieg und gleichzeitige Ausrutscher seiner Konkurrenten wären gleichbedeutend mit dem vorzeitigen WM-Titel.

Ein echter Ausrutscher auf der Strecke kann dagegen richtig gefährlich werden. Erst vor wenigen Tagen verunglückten Janina Depping und Beifahrerin Ina Schaarschmidt auf der fünften Wertungsprüfung der 54. Wartburg-Rallye mit ihrem Mitsubishi Lancer. Schaarschmidt starb noch an der Unfallstelle, Depping erlag vier Tage später ihren schweren Verletzungen.

Ogier verdient ein Zehntel des Gehalts von Vettel

Die spektakulären Bilder der Rallye-Kurse mit ihren engen, schnellen Strecken und Sprüngen über blinde Kuppen bergen ein hohes Risiko. Finanziell macht sich das aber nicht unbedingt bezahlt. Ogier verdient bei Volkswagen im Jahr rund eine Million Euro, inklusive der persönlichen Sponsor-Verträge verdoppelt sich das Einkommen etwa. Verglichen mit Formel-1-Topverdienern wie Sebastian Vettel (22 Millionen Euro) oder Fernando Alonso (33 Millionen Euro) ist das bescheiden. Die bittere Faustformel: Doppeltes Risiko und ein Zehntel der Bezahlung.

Für Friedhelm Lange vom Sportmarketing-Forschungsunternehmen Repucom kein Wunder: "Die Formel 1 ist eine ganz andere Hausnummer und auch ein ganz unterschiedliches Format." Die Spirale aus TV-Geldern, Werbeeinnahmen und Teambudgets ist in der Königsklasse des Automobilweltverbandes FIA wesentlich weiter. Allerdings sieht der Marketing-Experte die Rallye-WM auf einem guten Weg: "Die Serie ist auf dem aufsteigenden Ast. Sie ist inzwischen gut ins TV gebracht, und auch die Vor-Ort-Präsentation funktioniert gut."


Fotos: Ekström und Ogier tauschen Autos


Ein Grund ist auch der Einstieg des Ogier-Rennstalls Volkswagen zur laufenden Saison. "Neue Hersteller wie Volkswagen sind immer gut für eine Serie, so wie in der DTM auch BMW", sagt Lange. Sportlich besteht am Wolfsburger Konzern ohnehin kein Zweifel, neben Ogier und Latvala führt Volkswagen auch die Hersteller-Wertung mit großem Vorsprung an.

Ogier tritt aus dem Schatten von Loeb

Für den Franzosen und seinen langjährigen Beifahrer Julien Ingrassia ist die erfolgreiche Saison gleichzeitig auch ein Schritt aus dem Schatten eines schier übermächtigen Landsmannes. Der gebürtige Elässer Sebastien Loeb gewann im Citroen zwischen 2004 und 2012 alle neun WM-Titel und fährt in dieser Saison nur noch bei einigen wenigen Rennen mit. Ein echter Vergleich auf Augenhöhe ist es deshalb nicht. "Natürlich wäre es interessant gewesen, über ein ganzes Jahr auch mit Seb zu kämpfen", sagt Ogier im. Ein bisschen enttäuscht klingt das schon.

"Natürlich wäre es interessant gewesen, über ein ganzes Jahr auch mit Seb zu kämpfen." Sebastien Ogier

Den großen Champion richtig zu schlagen, hätte Ogier auch ein bisschen näher an dessen Dimension für den Rallye-Sport herangebracht. So bleibt die Ikone Loeb als Identifikationsfigur für Citroen mit geschätzten sieben Millionen Jahreseinkommen auch finanziell eine absolute Ausnahme. Bis das bei Volkswagen passiert, muss für den Marketingexperten Lange aber schon der richtige Fahrer kommen: "Wäre heute ein Fahrer wie Walter Röhrl für VW verfügbar, würde sicher auch mehr Gehalt gezahlt werden." Da muss Ogier schon noch ein paar finnische Wälder durchqueren.

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