Unterschiedliche Meinungen zu Power-Stage-Revolution

Das angedachte Shootout für die Power-Stage ruft unterschiedliche Reaktionen hervor - Auch die Startreihenfolge für Etappe 1 könnte in Zukunft ausgelost werden

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye-Szene diskutiert derzeit heftig über einige Vorschläge, den Sonntag und speziell die Power-Stage zu revolutionieren. Die Gespräche drehen sich derzeit darum, ob die Fahrer in der Power-Stage im direkten Duell antreten sollen. Wer das Duell gewinnt, gewinnt auch eine Position und im Endeffekt die Rallye - egal ob der Erstplatzierte vor der letzten Prüfung einen Vorsprung von mehreren Minuten hat. Die ersten Etappen hätten dann nur noch den Charakter einen Qualifikation für das Top-10-Shootout am Ende. Der Zehnte würde gegen den Neunten antreten, der Achte gegen den Siebten und so weiter bis zu Platz eins.

Titel-Bild zur News: Mikko Hirvonen

Mikko Hirvonen kanzelt die neuen Vorschläge als "dumm" ab Zoom

Dieses Szenario würde schließlich das Endergebnis darstellen. Ende Mai wird dieses Thema von der WRC-Kommission beraten. Diese müsste einen Entwurf vorbereiten, der dann dem FIA-Weltrat vorgelegt wird, der schlussendlich die Entscheidung trifft, ob diese Revolution kommen wird oder nicht. "Das hört sich extrem dumm an", äußert Mikko Hirvonen bei 'Autosport' klar seine Meinung. "Was ist der Punkt, wenn man drei Tage Rallye fährt und das Ergebnis wird in der letzten Prüfung entschieden?"

"Wenn man sich das Vorjahr ansieht, dann waren Seb (Loeb; Anm. d. Red.) und ich in vielen Rallyes Erster und Zweiter. Wofür gibt man all das Geld aus, nur um dann in der letzten Prüfung die Rallye zu entscheiden?" Seit diesem Jahr kümmert sich das Red-Bull-Media-House und die Sportsman-Mediengruppe um die Promotion der Rallye-WM. Die Firma HBS ist für die TV-Produktion zuständig. Bisher hat sich bei der Promotion allerdings nicht viel verändert. Die Rallye-WM fristet nach wie vor neben den großen Sportarten Fußball und Formel 1 ein Nischendasein.


Fotos: WRC: Rallye Argentinien


Die Formel 1 hat mit DRS und Pirelli vorgemacht, wie man künstlich für Spektakel sorgen kann. Will man neue Fans und Märkte erobern, dann ist Spektakel entscheidend. Auch für die Hersteller in der Rallye-WM ist der Sport eine Marketingbühne, mit der man die Qualität der eigenen Produkte unter härtesten Wettbewerbsbedingungen unter Beweis stellen will. Doch wenn niemand zusieht, dann kommt diese Nachricht auch nicht beim Kunden an.

"Ich stimme zu, dass wir mit dem Sonntag, oder dem letzten Rallye-Tag, etwas tun müssen", meint Citroen-Teamchef Yves Matton bei 'Autosport'. "Es stehen aber viele Ideen im Raum, die die Philosophie der Rallye nicht ändern. Vielleicht sollte man die Power-Stage behalten, sie aber nicht im Klassement der Rallye belassen. Wenn die Fahrer nach drei langen Tagen nicht mehr um ihren Platz Angst haben müssen, dann können sie in der Power-Stage ans Limit gehen."

Sebastien Ogier

WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier will von Lotterie nichts wissen Zoom

Eine andere Vorstellung hat dagegen Volkswagen-Motorsportchef Jost Capito. Er befürwortet die angedachte Revolution. "Man muss sich nur die Spannung am Ende einer Rallye vorstellen, wenn ein Fahrer aus dem Auto springt, wenn er die Rallye im Shootout am Ende gewonnen hat. Das ist eine tolle Geschichte", findet Capito bei 'Autosport'. "Diese Sache funktioniert nur, wenn diese Fahrer weltweite Stars werden. Wir müssen etwas tun, damit sie das werden. Wir müssen auch die Show aufbauen", findet Capito klare Worte.

Außerdem ist noch eine weitere Veränderung angedacht: In Zukunft soll die Startreihenfolge für die erste Etappe ausgelost werden. Seit der Saison 2012 gibt es das Shakedown-Qualifying. Der Schnellste darf sich als Erster die Position aussuchen, dann wählt der Zweite und so weiter. Dieses Prozedere soll verändert werden - aus Angst einer Ogier-Dominanz. "Warum sollten wir eine Lotterie wollen? Das macht es nicht gleich. Wir arbeiten hart, damit wir das haben, was wir verdienen. Ich glaube nicht, dass hier ein Platz für eine Lotterie ist", zeigt sich der Franzose entrüstet. "Ich finde, dass es fair ist, so wie es derzeit ist."