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Thierry Neuville endlich am Ziel: "Belohnung für jahrelangen Kampf"
Nach vielen vergeblichen Anläufen hat sich Thierry Neuville seinen Traum vom Fahrertitel in der Rallye-Weltmeisterschaft erfüllt: "Das letzte Kästchen ist abgehakt"
(Motorsport-Total.com) - Es gibt Rohdiamanten, die werden in Rekordzeit geschliffen. So wie Kalle Rovanperä, der im Alter von 23 Jahren bereits zweimal Rallye-Weltmeister war. Andere hingegen brauchen Jahre, bis sie in ihrer vollen Schönheit erstrahlen. Wie Thierry Neuville, der im Alter von 36 Jahren endlich am Ziel ist und sich Rallye-Weltmeister 2024 nennen darf.

© Hyundai Motorsport
Thierry Neuville (rechts) und Beifahrer Martijn Wydaeghe sind Weltmeister Zoom
"Wir haben es geschafft. Ich bin sehr stolz und glücklich, und es ist einfach eine Belohnung für jahrelangen Kampf und nie aufgeben", sagt Neuville im Gespräch mit Autosport, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
Sein Talent hatte Neuville schon früh in seiner Karriere unter Beweis gestellt. Bereits 2013 wurde er als M-Sport-Ford-Pilot mit sieben Podestplätzen Vize-Weltmeister hinter Überflieger Sebastien Ogier (Volkswagen). Im Jahr darauf wechselte der Fahrer aus dem deutschsprachigen Teil Belgiens zu Hyundai, wo er zum Teamleader aufstieg.
Der lange Weg zum großen Erfolg
Doch der Weg zum Erfolg war lang. Zunächst stand Hyundai lange im Schatten von Volkswagen, dann fuhr Ogier auch nach seinem Wechsel zu M-Sport weiter WM-Titel ein, ehe Toyota das Zepter in der WRC übernahm. Und mitunter stand sich Neuville auch selbst im Weg, machte in entscheidenden Momenten Fehler, die ihn aus dem Titelrennen warfen.
Doch 2024 schien endlich sein Jahr zu werden. Seit seinem Sieg beim Saisonauftakt in Monte Carlo führte Neuville die WM-Wertung an, was auch an der besonderen Situation bei den Rivalen von Toyota lag.
Rovanperä trat nach seinen beiden Titelgewinnen kürzer und fuhr nur sieben WM-Läufe, Ogier absolvierte wie in den Vorjahren nur ein Teilzeitprogramm. Und Elfyn Evans konnte als neue Nummer 1 im Team nicht beweisen, dass er das Zeug zum Weltmeister hat.
Probleme am Freitag "ein harter Schlag"
So war vor dem Saisonfinale in Japan Teamkollege Ott Tänak Neuvilles einziger Titelrivale, und mit 25 Punkten Vorsprung schien die Sache für den Belgier bereits gelaufen. Doch dann wurde sein Hyundai i20 N Rally1 am Freitag von hartnäckigen technischen Problemen ausgebremst.
Während Tänak die Rallye anführte, lag Neuville nur auf Rang 15 und musste plötzlich wieder um den WM-Titel zittern. "Der Freitagmorgen war sicherlich ein harter Schlag", blickt der Belgier zurück.
"Wir lagen auf Platz zwei und hätten die Rallye an diesem Wochenende wahrscheinlich gewonnen oder wären zumindest Zweiter geworden", so Neuville. "Das war hart, aber Martijn [Wydaeghe] und ich haben die Ruhe bewahrt. Wir hatten diese 25 Punkte Vorsprung, die uns die Hoffnung auf ein besseres Ergebnis am Ende des Wochenendes gaben."
Neuville lebt seinen Traum
Diese Ruhe zahlte sich aus. Am Samstag verbesserte sich Neuville auf Rang sieben, lag damit in den Punkterängen und hatte den Titelkampf wieder in der eigenen Hand. Am Ende gewann er ihn sogar ohne eigenes Zutun, nachdem Tänak am Sonntag auf der 17. Wertungsprüfung verunfallte.

© M-Sport
Schon 2013 war Thierry Neuville zum ersten Mal Vize-Weltmeister Zoom
Neuville glaubt, dass ihm auch seine mittlerweile große Erfahrung geholfen hat, in der kritischen Situation am Freitag ruhig zu bleiben. "Ich kann mir sagen, dass ich einen Traum lebe, und es gibt nicht viele, die diesen Traum leben und die Chance haben, das zu tun, wovon ich geträumt habe", sagt er.
"Ich versuche mir immer zu sagen, dass man auch dann einen Traum lebt, wenn es nicht so läuft, wie man es sich wünscht, und versuche, das Beste daraus zu machen. Natürlich gelingt mir das nicht immer und dieses Jahr war es besonders schwierig", so der Belgier.
Mentale Stärke als Schlüssel zum Erfolg
Als WM-Leader musste er bei den vielen Schotterrallyes am Freitag immer als Erster starten und hatte auf dem losen Schotter keine Chance. Doch Neuville blieb im Gegensatz zu früheren Jahren ruhig und übertrieb es nicht. "Es hat sich nicht immer richtig angefühlt, aber auf der anderen Seite mussten wir unseren Job machen und haben ihn gemacht", sagt er.
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Für Beifahrer Wydaeghe war die mentale Stärke auch in den sportlich schwierigen Situationen dieser Saison der Schlüssel zum Erfolg. "Der Druck [die Meisterschaft das ganze Jahr über anzuführen] war groß und wir fuhren unter besonderen Bedingungen, mussten zum Beispiel überall die Prüfungen eröffnen", sagt er.
"Wir wussten, dass es dadurch schwieriger werden würde, aber ich denke, unsere Stärke in diesem Jahr war unsere mentale Einstellung. Wir haben weiter gepusht und alles optimiert. Das war der Schlüssel zum Erfolg", so der Belgier.
Nun, da er sein ultimatives Karriereziel erreicht hat, glaubt Neuville, dass er im nächsten Jahr anders an die Sache herangehen wird: "Ich denke, ich werde es mehr genießen. Ich denke, der Druck wird jetzt etwas geringer sein, denn das letzte Kästchen ist abgehakt und alles ist jetzt ein Bonus."


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