Solberg: Wenn der Heimvorteil zum Bremsklotz wird

Petter Solberg kannte die Strecken der Rallye Schweden sehr gut, was aber nicht immer ein Vorteil war - Bloß keine Blamage vor den Freunden

(Motorsport-Total.com) - Mit dem dritten Rang bei der Rallye Monte Carlo hatte Petter Solberg einen gelungenen Einstand beim Ford-Werksteam hingelegt. Nach dem WM-Auftakt führte der Rennkalender den Norweger in heimische Gefilde. Der Streckenverlauf der Rallye Schweden führt teilweise auch über norwegisches Hoheitsgebiet, daher konnte Solberg den Start bei seinem Heimrennen kaum erwarten. Bei Testfahrten in Nordschweden bereitete sich der Norweger auf sein Heimspiel vor und fuhr erstmals mit dem Ford Fiesta WRC auf Schnee und Eis.

Titel-Bild zur News: Petter Solberg

In Schweden gelang Petter Solberg beinahe erneut der Sprung aufs Podium

Trotz eisiger Temperaturen von bis zu -30 Grad wurden dem 37-Jährigen dabei warm ums Herz. "Ich musste die ganze Zeit grinsen", schreibt Solberg in seiner Kolumne bei 'Autosport.' "Der Test lief wirklich gut, ich fühlte mich sehr wohl im Auto und hatte das Gefühl, alles wäre perfekt." Doch beim Start der Rallye fand der Weltmeister von 2003 veränderte Bedingungen vor. In Karlstadt lag weniger Schnee, sodass die Spurrillen teilweise bis auf die Schotteroberfläche der Straße reichten.

"Als ich das sah, war ich wirklich beunruhigt", so Solberg. "Ich habe Malcolm (Wilson, Ford-Teamchef, Anm. d. Red.) gesagt, dass dies die schwierigste Veranstaltung des gesamten Jahres für mich werden könnte." Bei diesen wechselhaften Bedingungen könnte sich, so Solberg, das Grip-Niveau von Kurve zu Kurve ändern. In Kombination mit seiner geringen Erfahrung im Fiesta keine gute Ausgangsposition. Dafür fanden die ersten Prüfungen auf norwegischen Boden statt, wo Solberg einen klaren Heimvorteil hatte.

Heimnachteil statt -vorteil

Petter Solberg

Die Rallye Schweden führte Solberg in heimische Gefilde Zoom

"Mein Bauernhof liegt an der Strecke, daher wusste ich, dass dort einige Leute ganz besonders auf mich achten würden." Die Situation, von seinen Freunden und Bekannten angefeuert zu werden, erzeugte bei Solberg einen besonderen Druck. "Ich wollte vor den Leuten auf keinen Fall einen Fehler machen. Daher war ich vor meinem Haus vielleicht das langsamste von allen. Dafür sollte ich mich bei meinen Freunden vielleicht noch entschuldigen", so Solberg.

Neben diesem geistigen Bremsklotz war für den Ford-Fahrer am Auftakttag der Rallye auch das Setup seines Autos ein Hemmschuh. Erst nachdem er die Abstimmung seines Teamkollegen Jari-Matti Latvala übernommen hatte, lief es deutlich besser. Zwar konnte er in den Kampf an der Spitze nicht mehr eingreifen, dafür lieferte sich Solberg mit Mads Östberg ein Duell um den letzten Podiumsplatz. Dort setzte sich der 37-Jährige zunächst gegen seinen jüngeren Landsmann durch und startete als Dritter in den Finaltag.


Fotos: Petter Solberg, WRC: Rallye Schweden


"Ich glaube, wir hätten das Podium halten könnten, wäre da nicht dieser Stein gewesen", so die Einschätzung des Norwegers. Auf der vorletzten Sonderprüfung verursachte eben dieser Stein, wie auch bei Teamkollege Latvala, einen Reifenschaden am rechten Vorderrad des Fiesta, wodurch Östberg an Solberg vorbeiziehen konnte. "Wir haben ihn getroffen, Jari-Matti hat ihn getroffen, und dann auch noch Andreas Mikkelsen - vielleicht sollten wir ihn den nordischen Felsen taufen", schlägt Solberg vor.

Enttäuschung schnell verflogen

"Ich hatte schon völlig vergessen, wie fantastisch der Job eines Werksfahrers in der Rallye-WM ist." Petter Solberg

Letztlich landete der Norweger auf dem vierten Rang, Die Enttäuschung über den verlorenen Podestplatz wich aber bald der Freude über den Sieg seines Teamkollegen. "Man darf nicht vergessen, dass ich lange nicht mehr für ein Team gefahren bin, das eine Rallye gewonnen hat", erinnert Solberg an seine Jahre als Privatier. In der WM-Wertung festigte der Ford-Fahrer seinen dritten Platz und verkürzte den Abstand auf Spitzenreiter Sebastien Loeb auf zehn Punkte. "Und wir werden ihn weiter verkürzen", verspricht Solberg.

Beim nächsten Lauf in Mexiko wird der Norweger sein neues Arbeitsgerät dann erstmals auf Schotter fahren. Zur Vorbereitung darauf findet ein zweitägiger Test in Spanien statt. "Und vielleicht testen wir noch ein weiteres Mal. Ich hatte schon völlig vergessen, wie fantastisch der Job eines Werksfahrers in der Rallye-WM ist", freut sich Solberg.