Sebastien Ogier: Neues WRC-Punktesystem "ergibt keinen Sinn"

Zu kompliziert und möglicherweise kontraproduktiv: Das neue Punktesystem der Rallye-Weltmeisterschaft kommt bei Sebastien Ogier überhaupt nicht gut an

(Motorsport-Total.com) - Sebastien Ogier hat vor dem Start der Rallye Monte-Carlo, dem Saisonauftakt der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2024, deutliche Kritik am neuen Punkteschema der WRC geübt, das in dieser Saison eingeführt wurde. "Diese neuen Regeln ergeben keinen Sinn. Ich verstehe es nicht", sagt Ogier. "Ich hoffe, dass ich falsch liege, aber bisher sehe ich nur die Nachteile, die eine Änderung des Systems mit sich bringt."

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Sebastien Ogier strebt "Monte"-Sieg Nummer zehn an Zoom

Künftig werden bei allen WRC-Läufen dreimal Punkte vergeben. Die Top 10 nach dem Samstag erhalten Punkte nach dem Schema 18-15-13-10-8-6-4-3-2-1, allerdings nur, wenn sie auch am Sonntag das Ziel der letzten Sonderprüfung erreichen. Andernfalls rücken die dahinter platzierten Teilnehmer auf.

Am Sonntag gibt es eine gesonderte Wertung, bei der die besten Sieben Punkte nach dem Schema 7-6-5-4-3-2-1 erhalten. Die besten Fünf der Powerstage erhalten wie gewohnt Punkte nach dem Schema 5-4-3-2-1. Ziel dieser Regelung ist es, den Sonntag sportlich attraktiver zu gestalten. Die separate Wertung soll verhindern, dass Fahrer, die in der Gesamtwertung keinen direkten Gegner mehr haben, das Material für die Powerstage schonen.

Auf die Frage, ob dieses Ziel mit der neuen Punkteregel erreicht werden kann, antwortet Ogier: "Das kann sein, aber es ist trotzdem falsch. Man wertet den Sieg komplett ab." Zudem hält der achtmalige Weltmeister das neue System vor allem für die Zuschauer für viel zu komplex.

"Niemand wird das wirklich verstehen"

"Niemand in der breiten Öffentlichkeit wird das wirklich verstehen, es sei denn, man ist ein Nerd und interessiert sich wirklich für Rallye. Ansonsten werden sie sagen: 'Was, der Typ hat P1 gemacht, aber nicht die maximale Punktzahl erreicht, wie ist das möglich?' Und das wird irgendwann passieren."

Auch langsames, taktisches Fahren werde durch das neue Reglement nicht verhindert - im Gegenteil. "Man vermeidet die Strategie am Sonntag, aber man kann vorher eine viel größere Strategie entwickeln", erklärt Ogier.

"Denn wenn jemand zu Beginn der Rallye ein Problem hat, fährt er nicht so hart am Limit und spart das ganze Wochenende Reifen und Auto, nur um am Sonntag auf den 50 Kilometern zu pushen und zwölf Punkte zu haben, während derjenige, der sich das ganze Wochenende den Arsch aufgerissen hat, am Samstagabend vielleicht nur 18 Punkte hat", skizziert Ogier ein mögliches Szenario. "Das ist überhaupt nicht logisch."

Doch wie könnte man es besser machen? "Ich habe mal vorgeschlagen, vielleicht nur einen Punkt pro Etappensieg zu vergeben, warum nicht?", regt Ogier an. "Das würde alle unter Druck setzen, es gäbe immer einen Punkt zu holen, aber nicht auf diese Weise."