• 06.03.2008 09:27

  • von Britta Weddige

Schwarz: "Das größte Talent der letzten Jahre"

Experte Armin Schwarz erklärt, warum Jari-Matti Latvala so stark ist - und warum Teamkollege Mikko Hirvonen gegen den Youngster eher alt aussieht

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich wollte Ford-Teamchef Malcolm Wilson Jari-Matti Latvala noch für ein weiteres Lernjahr im Stobart-Team belassen. Der Chef hatte so seine Zweifel, ob der 22-Jährige schon die nötige Reife mitbringt, um in das Werksteam aufzusteigen. Doch dann machte Marcus Grönholm ernst mit seinem Rücktritt und Wilson musste Latvala befördern. Inzwischen können wir alle nur sagen - Malcolm Wilson inklusive: Gott sei Dank! Denn sonst hätten wir in diesem Jahr wohl eine kleine Sensation weniger in der WRC.

Titel-Bild zur News: Armin Schwarz

Armin Schwarz hält Jari-Matti Latvala für eines der größten Talente der WRC

Spätestens an diesem Freitag in Mexiko hat Latvala gezeigt, dass sein Sieg in Schweden keine Eintagsfliege war. Relaxt sei er gewesen, und voller Selbstbewusstsein, berichtete der Finne. Er fügte zwar bescheiden hinzu, dass er noch viele Fehler mache und noch viel an sich arbeiten müsse, um an Sébastien Loeb heranzureichen. Doch die Rallyeszene hat keinen Zweifel mehr daran, dass Latvala seinen Höhenflug fortsetzen wird.#w1#

Latvala, der Unbeschwerte

"Ich denke, dass es seine Unbeschwertheit ist", erklärt Experte Armin Schwarz, warum der Ford-Youngster so stark und schnell ist. "Dazu ist Latvala sicher eines der größten Talente, das wir in den letzten Jahren erlebt haben."

"Latvala ist anscheinend momentan der Einzige, den er als Gegner ausmacht." Armin Schwarz

Das hat auch Weltmeister Loeb längst erkannt - der Citroën-Star weiß, wer ihm in dieser Saison das Leben schwer machen könnte. "Sébastien hat zu mir gesagt: 'Ich glaube, es kommt da ein neuer Marcus Grönholm'", berichtet Schwarz weiter. "Man sieht schon, dass er Mikko Hirvonen gar nicht erwähnt. Er erwähnt nur Marcus oder eben jetzt Latvala. Hirvonen hat er gar nicht mit auf der Rechnung. Es ist schon irgendwo bezeichnend, wie er seine Gegner ausmacht, also wo er Gegner hat und wo er keine hat. Und Latvala ist anscheinend momentan der Einzige, den er als Gegner ausmacht."

Tatsächlich wurden die Rollen im Ford-Team schnell getauscht. Während der eigentliche neue Führungsfahrer Hirvonen um den Anschluss kämpft und selbst einräumt, dass er für das Duell Loeb-Latvala einfach nicht schnell genug ist, ist "Lehrling" Latvala zum neuen Star aufgestiegen. Woran liegt es, dass Hirvonen seiner Aufgabe bisher nicht gerecht werden konnte?

Hirvonen, der Brave

"Ich glaube, dass Mikko ein sehr, sehr braver Fahrer ist", analysiert der erfahrene frühere WRC-Pilot Schwarz. "Mikko ist auch vom Typ her ein ganz netter und anständiger Kerl und sehr zurückhaltend. Er hat sich jahrelang, seitdem er fährt, unterordnen müssen. Egal ob das mit Tommi Mäkinen bei Subaru war oder dann bei Ford mit Marcus Grönholm. Mikko war immer die gesetzte Nummer zwei. Und genauso fährt er heute noch Auto. Er umgeht jedes Risiko und schaut, dass er Punkte sammelt."

"Ich glaube, dass das Punktesammeln mit den Plätzen vier oder fünf einfach zu wenig ist." Armin Schwarz

Doch das wird für Hirvonen nicht reichen, wenn er den WM-Kampf gegen Loeb aufnehmen muss. "Ich glaube, dass das Punktesammeln mit den Plätzen vier oder fünf einfach zu wenig ist", so Schwarz. "Du kannst nicht hergehen und sagen 'das ist die dritte Rallye im Jahr, ich gehe auf Nummer sicher und fahre auf Platz fünf'. Dann passiert nämlich genau das, was jetzt passiert ist. Plötzlich liegt er nämlich nur noch einen Punkt vor Sébastien Loeb."

Am Samstag in Mexiko gab Hirvonen unumwunden zu, dass es ihn ärgere, dass sein junger Teamkollege schneller sei als er. Diesen Frust kann Schwarz verstehen: "Er ist erstens selbst noch nicht so alt und wenn dann einer heranwächst, der dir um die Ohren fährt, ist das nicht so leicht. Das kennt jeder, der einen gewissen Status in einem Team genießt. Das ging auch Colin McRae und Carlos Sainz so, als bei Citroën Sébastien Loeb herangewachsen ist. Die beiden waren auch schwer frustriert. Das waren allerdings größere Topstars als es Mikko Hirvonen ist."