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  • 17.06.2015 20:36

  • von David Evans (Haymarket)

Rallye Italien: Jost Capito kritisiert lange Verbindungsstrecken

Die langen Verbindungsstrecken der Rallye Italien rufen Kritiker hervor: Es ist für alle vergeudete Zeit - Veranstalter und FIA verteidigen den Langstrecken-Charakter

(Motorsport-Total.com) - Volkswagen Motorsportdirektor Jost Capito richtet Kritik an den Automobilweltverband FIA und an die Veranstalter von WM-Läufen, um den Marathon-Charakter in der Rallye-WM zu rechtfertigen. Für Capito sind Verbindungsstrecken von mehr als 500 Kilometern, wie es bei der Rallye Italien der Fall war, für eine moderne WRC-Rallye übertrieben. "Wir sprechen über das Ausdauer-Element, aber was ist das?", meint Capito. "Es soll eine 500 Kilometer lange Verbindungsstrecke sein?"

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala, Miikka Anttila

Von den 1.553 Kilometern waren nur 25 Prozent Wertungsprüfungen Zoom

"Das hat nichts mit Langstrecke zu tun. Eine Rallye mit langen Verbindungsstrecken länger zu machen, ist dumm. Das hat nichts mit Wettbewerb zu tun. Das ist für alle Zeitverschwendung. Wir haben um 6:00 Uhr in der Früh ein Service und das gleiche um Mitternacht", ärgert sich der Motorsportdirektor von Volkswagen.

Antonio Turitto, der Co-Koordinator der Rallye Italien, verteidigt den Ablauf, denn das war für den Charakter der Rallye entscheidend. Außerdem ist er der Meinung, dass es den Fans gefallen hat: "Es war die europäische Safari. Wir brauchen Adrenalin und Emotionen, um eine Geschichte zu erzählen. Das ist eine Rallye mit Charakter und keine Rallye rund um eine Stadt. Herr Capito haben die Service-Zeiten nicht gefallen. Wir können eine Rallye ohne Service am Morgen und am Abend nicht machen."

"Das Abendservice war um 22:00 Uhr und es waren 5.000 Leute dabei. Ich verstehe das Argument gegen die langen Verbindungsstrecken. Wir suchen nach neuen Prüfungen in diesem Gebiet." Für Capito könnten die langen Verbindungsstrecken auch ein Sicherheitsrisiko darstellen: "Was ist der Fall, wenn etwas passiert und man dann Feststellt, dass die Jungs seit 18 Stunden im Auto sitzen? Das ist nicht mehr zeitgemäß."

Jost Capito

Für Jost Capito ist die WRC kein Langstreckensport Zoom

"Wenn man lange Events will, dann ist es die Dakar oder Cross-Country-Rallye. Die Rallye-WM ist kein Langstreckensport mehr. Die FIA und die Veranstalter müssen über den Zeitplan nachdenken", findet Capito deutliche Worte. Er ist mit seiner Meinung nicht alleine. Auch Citroen-Werksfahrer Mads Östberg hat Bedenken: "Wenn jemand ein gutes Argument dafür nennt, dann okay. Aber das kann niemand. Es ist verdammt blöd, wenn man um fünf Uhr aufstehen muss und um Mitternacht ins Bett kommt. Das sieht man in keinem anderen Sport."

WRC-Managerin Michele Mouton kann die Kritik nicht verstehen: "Wenn wir die Rallyes noch kürzer machen, sind wir auf dem Level der Europameisterschaft. Was wollen wir? Es war die einzige Rallye mit 400 Kilometern. Die meisten Rallyes sind nur knapp länger als 300 Kilometer, denn jeder zusätzlicher Kilometer kostet Geld", sagt Mouton. "Ja, der Samstag war sehr lang, aber das war für alle gleich. Wir fahren nur alle drei Wochen. Wem das zu viel ist, der soll daheim bleiben. Meine Reaktion ist zwar etwas unhöflich, aber das ist meine Meinung."


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