Ogier: "Jari-Matti ist mein ärgster Titelrivale"
Trotz seines großen Vorsprungs sieht sich Sebastien Ogier noch nicht als Weltmeister - Er rechnet mit seinem Volkswagen-Teamkollegen Jari-Matti Latvala
(Motorsport-Total.com) - Volkswagen betritt bei der Rallye Finnland Neuland. Im Vorjahr war sas Werksteam bei der schnellsten Rallye des Jahres noch mit dem S2000 Fabia von Konzerntochter Skoda am Start. Am Donnerstag wird der Polo R WRC erstmals die spektakulären Sprungkuppen in Angriff nehmen. Trotz der Premiere zählen Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala zu den heißen Sieganwärtern. Schon im Vorjahr wurde zweimal in Finnland getestet und auch im Juli fand ein Test im Hohen Norden statt. Bei den jüngsten Tests mit beiden Stammfahrern wurde an der Abstimmung des Polo gefeilt.

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Sebastien Ogier wähnt seinen ersten WM-Titel noch nicht in trockenen Tüchern Zoom
"Neue Teile waren nicht das Thema. Es ging vor allem darum, aus verschiedenen Optionen die optimalen Dämpfer und das dazu passende Setting herauszufahren", erläutert Ogier bei 'Motorsport aktuell'. "An den Einstellungen von Dämpfern, Federn und den Differenzialen kann man eben immer arbeiten." Beim Test fungierte nicht Julien Ingrassia als Co-Pilot, sondern Nicolas Klinger. Ingrassia hat sich in der langen Pause seit der Rallye Italien von einer Schlüsselbeinverletzung, die er sich beim Training zugezogen hat, erholt. Das erfolgreiche Duo Ogier/Ingrassia wird wie gewohnt in Finnland im Polo sitzen.
Ogier hat bisher noch keinen Sieg bei der spektakulärsten Rallye des Jahres erobert. Dafür war sein Teamkollege Latvala im Jahr 2010 siegreich (damals noch mit Ford). Deshalb hat Ogier den schnellen Finnen an den kommenden Tagen auch groß auf der Rechnung. In der WM sieht es für den Franzosen derzeit sehr komfortabel aus. Er hat 64 WM-Punkte Vorsprung auf Latvala. M-Sport-Pilot Thierry Neuville liegt 84 Punkte zurück. Ogier ist der große Favorit für den WM-Titel.
Ogier muss nicht zwangsweise alles riskieren und kann auch besonnener zu Werke gehen. "Noch ist der Job nicht erledigt, auch wenn ich in der besten Position bin. Aber noch reichen die gesammelten WM-Punkte nicht, um den Titel zu holen. Ich muss also noch einige Zähler einfahren. Auch im Team ist alles offen." Wer Ogier kennt, der weiß, dass er unbedingt gewinnen will. Dennoch hat er in diesem Jahr schon einige kontrollierte Rallyes absolviert und Tempo herausgenommen, wenn es notwendig war.

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Jari-Matti Latvala kommt mit dem Volkswagen Polo immer besser klar Zoom
Das ist auch seine Taktik für Finnland: "Mein Ziel ist der Sieg, auch und gerade in Finnland." Trotzdem ergänzt der WM-Führende: "Davon abgesehen, dass ich nicht auf Teufel komm raus puschen werde, liegen mir die finnischen Pisten." Speziell die Skandinavier sind traditionell in Finnland stark. Lediglich Carlos Sainz (1990), Didier Auriol (1992) und Sebastien Loeb (2008, 2011 & 2012) konnten die skandinavische Konkurrenz schlagen.
Neben Ogier und Latvala zählt auch der Finne Mikko Hirvonen (Citroen) zu den Siegkandidaten an diesem Wochenende. Ogier rechnet mit einem teaminternen Duell. "Jari-Matti darf man nicht unterschätzen, weder in Finnland noch bei den kommenden Asphaltläufen. Solange er Chancen auf den Titel hat, wird es bei Volkswagen keine Teamorder geben. Jari-Matti ist mein ärgster Titelrivale und ich muss ihn auf Distanz halten. Und ganz ehrlich, ich bevorzuge diese Situation", bekräftigt Ogier bei 'Motorsport aktuell'.
"Nicht nur, weil es auch mal andersrum sein könnte, sondern auch, weil man so konzentrierter und motivierter zu Werke geht. Solange im Team einer mathematische Titelchancen hat, sollte er die gleichen Chancen haben." Ogier feierte in dieser Saison schon vier Siege. Latvala gelang bei der berühmten Akropolis-Rallye der erste Erfolg im Volkswagen-Werksteam. Zwei Saisonsiege gingen an Sebastien Loeb (Citroen), der nicht in Finnland starten wird. Hirvonen, Dani Sordo (Citroen), Mads Östberg und Thierry Neuville (beide Ford) warten noch auf den ersten Saisonsieg.

