Neuville jubelt über Platz zwei

Thierry Neuville (Ford) mischt auf Sardinien an der Spitze mit und wird mit Platz zwei belohnt - Der Nachwuchsfahrer hat sein Potenzial erneut umgesetzt

(Motorsport-Total.com/Auto-Medienportal) - Der Stern von Thierry Neuville fängt immer mehr zu glühen an. Seit Jahren wird der 25-Jährige als ganz großes Talent in der Rallye-Szene gehandelt. Dass er schnell ist, hat der Belgier schon im vergangenen Jahr gezeigt, als er für das Citroen-Juniorteam am Start war. Allerdings verhinderten Zwischenfälle und Unfälle starke Ergebnisse. Für diese Saison hat sich Neuville vorgenommen, nicht immer vollen Speed zu fahren, sondern auch besonnen zur Sache zu gehen. Zuletzt in Griechenland fuhr er sehr zurückhaltend und wurde mit Platz drei belohnt.

Titel-Bild zur News: Thierry Neuville

Zum zweiten Mal in Folge fuhr Thierry Neuville auf das Podest Zoom

Das war bei der harten Akropolis die richtige Taktik. An diesem Wochenende präsentierte sich Neuville auf Sardinien anders: Er pushte, mischte von den Zeiten her mit Volkswagen mit und fuhr stark und fehlerfrei. Bis zur letzten Prüfung stand der Ford-Pilot unter Druck von Jari-Matti Latvala, doch er hielt stand und wurde mit Platz zwei belohnt. Nach zwei dritten Plätzen (Mexiko und Griechenland) feierte Neuville sein bestes Karriereergebnis.

Neben dem Volkswagen-Duo zählte er bei der Rallye Italien zu den Fahrern des Wochenendes. "Natürlich bin ich sehr glücklich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich Zweiter werde, weil es die Rallye ist, die ich am meisten hasse, aber diesmal habe ich die Prüfungen sehr genossen. Die Bedingungen waren an diesem Wochenende anders und die Prüfungen waren viel gleichmäßiger. Ich habe es sehr genossen, den Fiesta hier zu fahren."


Fotos: Thierry Neuville, WRC: Rallye Italien


"Wenn alles zusammenkommt und die Dinge gut für Nicolas (Gilsoul, Co-Pilot; Anm. d. Red.) und mich laufen, dann können wir pushen. Ich hatte aber zu jeder Zeit alles unter Kontrolle", berichtet Neuville über seine Rallye." Speziell am Freitagnachmittag zeigte Neuville seinen Speed und war der schnellste Fahrer. "Wir begannen die Rallye wie in Argentinien und Griechenland. In der ersten Prüfung hatte ich keinen Rhythmus und hatte große Mühe."

"Ich ging kein Risiko ein und verlor rund 20 Sekunden. Es wurde besser und besser, aber die Mechaniker haben im Remote-Service in Sassari perfekt gearbeitet. Nachdem das Setup angepasst war, fühlte ich mich wohl und konnte einen guten Rhythmus fahren ohne Risiken einzugehen", geht Neuville ins Detail. "Wir sind sehr schnelle Zeiten gefahren, die sogar Nicolas und mich überrascht haben."

Beinahe wäre es aber gar nicht soweit gekommen, denn am Mittwoch gab es Schwierigkeiten mit der Polizei: Während der Recce wurde Neuville auf einer Verbindungsstraße angehalten. Er soll mit seinem Volvo über eine doppelte Speerlinie gefahren sein und die Carabinieri nahmen den Führerschein mit. Die Recce konnte trotzdem beendet werden, weil sich Gilsoul ans Steuer setzte. Am Donnerstag erhielt Neuville seinen Führerschein zurück, nachdem er die Strafe beglichen hatte. Weitere Sanktionen gab es dann nicht.

Neuer Aufschrieb ein Schlüssel zum Erfolg

Ein Schlüssel zum Erfolg war auch der Aufschrieb, denn Gilsoul arbeitet in diesem Jahr an einem komplett neuen "Gebetsbuch". Das macht einen großen Unterschied aus: "Ja natürlich. Deshalb entschieden wir uns für die Änderung, weil der Aufschrieb jetzt präziser ist", erläutert Gilsoul. "Es ist bei jeder Rallye die gleiche Geschichte. Wir müssen eine Schleife abwarten, um sicher zu gehen. Manche Notizen sind zu schnell, andere zu langsam. Nachdem ich sie geändert habe, können wir in der zweiten Schleife angreifen."

"Wie jeder sehen kann, haben wir große Fortschritte gemacht. Ich möchte mich Schritt für Schritt steigern." Thierry Neuville

Das erklärt den Umstand, weshalb Neuville am Nachmittag meist stärker unterwegs ist. Kurz vor dem Ziel entstand plötzlich ein gefährlicher Moment, der alle Champagner-Träume zunichte machen hätte können. "Wir begegneten in einem schnellen Abschnitt einer Kuh. Es war lustig, weil mich Thierry wie ein Kind gefragt hat, was er tun soll. Ich antwortete ihm, dass er links oder rechts vorbeifahren soll. Wir fuhren rechts vorbei und verloren dabei vier oder fünf Sekunden. Wir kamen aber ins Ziel und nur das zählt", schildert Gilsoul diese kuriose Situation.

Platz drei in Griechenland, Platz zwei in Italien - und Platz eins in Finnland? Wann kommt der erste große Sieg? "Ich weiß es nicht, wir werden es sehen", bleibt Neuville zurückhaltend und sieht es realistisch: "Ich glaube im Moment noch nicht, denn im Ziel hatten wir mehr als eine Minute Rückstand. Wie jeder sehen kann, haben wir große Fortschritte gemacht. Ich möchte mich Schritt für Schritt steigern."

"Wir haben gezeigt, dass wir unsere Situation kontrollieren können. Für einen professionellen Rallye-Fahrer ist das sehr wichtig. Das zeige ich derzeit. Der nächste Schritt wird der Kampf um den Sieg sein. In Finnland sind die einheimischen Fahrer immer schnell und Sebastien ist das sowieso. Vielleicht werde ich in Deutschland etwas mehr pushen." Auf Asphalt war Neuville schon in den vergangenen Jahren sehr stark.

Insgesamt nahm er von Sardinien 20 WM-Punkte mit, denn in der Power Stage kamen zwei weitere hinzu. Das katapultierte den Fahrer vom M-Sport-Team auf WM-Rang drei, womit er der erste Verfolger des Volkswagen-Duos ist. Sein Rückstand auf Ogier beträgt 84 Punkte.