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M-Sport fordert härtere Regenreifen für moderne Rally1-Ära der WRC
Nach einer Reihe von Reifenschäden bei der Rallye Kroatien fordert M-Sport einen robusteren Regenreifen für die Rally1-Autos - Pirelli nimmt Stellung
(Motorsport-Total.com) - Die Reifen, insbesondere die Regenreifen, waren beim dritten Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) ein großes Thema. Bei der Rallye Kroatien am vergangenen Wochenende gab es allein auf der Freitagsetappe fünf der elf Rally1-Autos, an denen einer oder mehrere der Regenreifen von Pirelli kaputtgingen.

© Toyota Racing
Die WRC-Regenreifen von Pirelli sorgten in Kroatien für zahlreiche Probleme Zoom
Verschärft wurden die Probleme durch die Bedingungen. Denn der Asphalt auf den Pisten der Rallye Kroatien ist so beschaffen, dass durch zahlreiche Einschnitte Schotter und Schlamm an die Oberfläche dringen. Zudem war es das erste Mal, dass die Regenreifen im Rahmen eines Wettbewerbs an den Rally1-Autos eingesetzt wurden.
Zu denjenigen, die dabei in Schwierigkeiten gerieten, zählte unter anderem der spätere Rallye-Sieger Kalle Rovanperä sowie dessen Toyota-Teamkollegen Elfyn Evans und Takamoto Katsuta. Evans verlor durch zwei Reifenschäden am Freitag die Chance auf einen Podestplatz. Auch Hyundai-Pilot Ott Tänak erwischte es mit einem Platten.
Am ärgsten aber war das Ford-Einsatzteam M-Sport betroffen. Pierre-Louis Loubet wurde auf zwei Wertungsprüfungen von drei Reifenschäden heimgesucht, die für ihn letztlich das Ende der Rallye bedeuteten. Teamkollege Gus Greensmith hatte mit den Pneus für nasse Bedingungen sogar vier Schäden zu beklagen.
Rallye Kroatien 2022: Turbulenter Auftakt
Bei nassen Bedingungen kommen am Freitagvormittag bei der Rallye Kroatien einige Fahrer vom rechten Weg ab. Weitere Rallye-Videos
M-Sport-Teamchef Richard Millener regt an, dass WRC-Reifenlieferant Pirelli für nasse Bedingungen eine härtere Reifenmischung bereitstellen sollte. "Das ist etwas, das wir uns als Meisterschaft relativ schnell ansehen müssen", so Millener im Gespräch mit unserer englischsprachigen Schwesterplattform 'Motorsport.com'.
"Ich möchte einen robusteren Reifen", so Millener, um anzumerken: "Wir benutzen den Regenreifen selten. Vor dieser Rallye wussten wir, dass es nass sein würde. Wir schauten uns um, wo wir ein paar relevante Daten herbekommen könnten. Ich glaube aber, wir hatten diesen Reifen ein paar Jahre lang gar nicht im Einsatz."
M-Sport: Kein Vorwurf an Pirelli, aber ...
"Wenn man einen Reifen hat, den man nur alle paar Jahre mal benutzt, dann investiert man nicht viel Geld und Mühe dafür. Das ist völlig verständlich", verteidigt der M-Sport Teamchef die Marke Pirelli, sagt aber auch: "Hier hat sich gezeigt, dass wir uns mit diesen [Rally1]-Autos und bei diesen Bedingungen anschauen müssen, was wir tun können."

© Motorsport Images
Richard Millener regt an, das Thema Regenreifen gemeinsam zu diskutieren Zoom
Und so fordert Millener: "Selbst dann, wenn nichts passiert, müssen wir eine Diskussion über dieses Thema führen, denn es ist einfach nicht fair gegenüber den Fahrern und Teams. Wir geben verdammt viel Geld dafür aus, um so konkurrenzfähig wie möglich aufzutreten. Wenn man einen echten Fehler macht, dann ist das in Ordnung. Aber wenn so viele Leute betroffen sind, finde ich, dass wir zusammenarbeiten müssen."
"Wir sollten uns nach der Rallye zusammensetzen, unser Feedback geben und schauen, was wir tun können. Das ist überhaupt kein Schlag gegen Pirelli. Das Letzte, was sie wollen, ist eine Situation wie diese. Wir müssen das aber trotzdem klären", so der M-Sport-Teamchef.
Pirelli reagiert entspannt
Die erste Reaktion seitens Pirelli liegt bereits vor. "Wenn man sich anschaut, was [am Freitag] passiert ist, so war das meiner Meinung nach nichts Ungewöhnliches", meint Terenzio Testoni, Pirellis Manager für Rallye-Aktivitäten, im Gespräch mit 'Motorsport.com'.
"Es gab acht Rally1-Autos mit beschädigten Reifen. In drei Fällen war aber die Felge komplett gebrochen. Daher waren es für mich fünf Reifenschäden. Und bei fünf Reifenschäden an einem Tag kann ich nicht behaupten, dass das ein Anlass für große Panik wäre."

© Toyota Racing
Fünf Reifenschäden (in Pirelli-Rechnung) an einem Tag: Für Pirelli kein Grund zur Panik Zoom
"Es war das erste Mal seit zwei Jahren, dass die Teams die Reifenspezifikation für komplett nasse Bedingungen im Einsatz hatten", bestätigt Testoni die Vermutung von Millener und unterstreicht damit, dass diese Reifen an den Rally1-Autos zum ersten Mal eingesetzt wurden.
"Da müssen natürlich erst einmal Erfahrungen gesammelt werden. Was wir wissen, ist: Wenn das Gripniveau sehr niedrig ist und die Sicht sehr schlecht ist, fährt man überall, nur nicht auf der Straße. Genau das ist mit diesem Reifen passiert", erklärt Testoni und ordnet ein: "In Panik geraten würde ich dann, wenn wir um die 20 Reifenschäden hätten."
Auf Nachfrage ob der Pirelli-Regenreifen für die seit Saisonbeginn 2022 eingesetzten Rally1-Autos verstärkt worden sei, antwortet Testoni: "Noch nicht, und zwar aus zwei Gründen: Der Reifen wird für fünf Prozent der Saison verwendet. Anhand der Erfahrung, die wir im nationalen und europäischen Rallyesport gemacht haben, ist dieser Reifen ziemlich robust."
"Die Bedingungen [am Freitag] waren wirklich schlecht. Jetzt sammeln wir Informationen von den Teams, aber wir geraten nicht in Panik. Wir versuchen stets, neue Technologien für die Reifen zu finden, egal ob es nass oder trocken ist", so Testoni.


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