• 02.09.2007 11:31

  • von Britta Weddige

Loeb: "So ist der Rallye-Sport"

Sébastien Loeb hat in Neuseeland das Herzschlagfinale gegen Marcus Grönholm verloren und war hin und hergerissen zwischen Frustration und Zuversicht

(Motorsport-Total.com) - In der letzten Zuschauerprüfung "Mystery Creek" fuhr Sébastien Loeb noch einmal mit dem Messer zwischen den Zähnen. Eine Prüfung vorher hatte er die Führung wieder an seinen Erzrivalen Marcus Grönholm abgeben müssen, jetzt gab er alles, um den Rückstand von 0,7 Sekunden wieder umzudrehen. Bei der Splitzeit sah es gut aus - Loeb hatte aufgeholt. Als er die Ziellinie überquerte, blickten er und Grönholm gespannt zur Uhr: Der Citroën-Pilot hatte die Bestzeit geholt - aber sie hatte nicht gereicht. In der Gesamtwertung lag er 0,3 Sekunden hinter Grönholm.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loeb konnte die letzten Zehntelsekunden nicht mehr aufholen

Während vom Finnen alle Anspannung abfiel und er entfesselt jubelnd durchs Ziel hüpfte und auf sein Autodach sprang - für den ruhigen Skandinavier ein eher ungewohnter Gefühlsausbruch - musste sich Loeb mit Platz zwei und nun 10 Punkten Rückstand in der Fahrer-Weltmeisterschaft abfinden. "Man erlebt wohl selten etwas Frustrierenderes als das", sagte der Franzose, sah aber auch die positiven Aspekte: "Wir konnten allerdings die ganze Rallye um den Sieg fighten und das macht für den Rest der Saison sehr viel Mut."#w1#

Dreimaliger Führungswechsel am Sonntag

Es war ein Fight, über den die Rallye-Welt wohl noch lange sprechen wird - das wohl engste Finish in der Geschichte der WRC. Gestern Abend hatte Loeb Grönholm in der letzten Prüfung von der Spitze verdrängt und war mit 1,7 Sekunden Vorsprung in den letzten Tag gestartet. In der ersten Prüfung holte Grönholm die Bestzeit und verdrängte seinen Rivalen mit 0,1 Sekunden Vorsprung von der Spitze. Doch der Weltmeister konterte mit zwei Bestzeiten und kam mit 2,9 Sekunden Vorsprung als Führender zum Remote-Service.

"Die letzte Schleife versprach extrem spannend zu werden." Sébastien Loeb

"Ich hatte nicht gerade den besten Start", schilderte Loeb. "In der ersten Prüfung hatte ich null Grip und ich konnte einfach nicht die ideale Pace finden. Marcus konnte uns um eine Zehntelsekunde überholen, aber der Rest des Vormittags lief dann besser. Mein Citroën C4 war sehr konkurrenzfähig und ich konnte auf SS13 und SS14 mehr pushen, so holte ich die Führung zurück. Die Lücke war aber kleiner als drei Sekunden und die letzte Schleife versprach extrem spannend zu werden."

Lieber acht Punkte als gar keine

Das wechselhafte Wetter machte die Reifenwahl auch am Nachmittag zu einer kniffligen Aufgabe. Loeb entschied sich für eine etwas härtere Mischung als sein Gegner und ging die letzte Schleife mit dem Vorhaben an, seine Führung zu behalten und keinen Fehler zu machen. In der vorletzten Prüfung kam es aber zum dritten Führungswechsel an diesem sonntag und Grönholm übernahm wieder die Spitze.

"Wir fuhren meistens auf demselben Niveau wie Marcus, aber wir haben in jeder Prüfung etwas Zeit verloren", berichtete Loeb weiter. "Noch dazu begann es genau am Start von zwei Prüfungen zu regnen. So ist der Rallyesport. Ich habe so viel gepusht wie ich konnte, aber ich hatte auch immer im Hinterkopf, dass acht Punkte für den zweiten Platz im Kampf um den Fahrertitel besser sind als eine Nullnummer."