Loeb: "Das große Ziel in greifbarer Nähe"
Knapp 100 Kilometer trennen Sébastien Loeb noch von seinem fünften Weltmeistertitel - Fahrerstimmen zu einem "nervenaufreibenden Tag"
(Motorsport-Total.com) - In einem waren sich alle Piloten nach diesem Samstag in Japan einig: Die 156 Kilometer durch die Wälder südlich von Sapporo hatten es in sich. Tiefe Spurrillen und tückische Steine sorgten in jeder Kurve für große Gefahren - Gefahren, denen manche nicht ausweichen konnten. In Führung liegt weiter Mikko Hirvonen mit 15.5 Sekunden Vorsprung auf seinen Ford-Teamkollegen Jari-Matti Latvala. Sébastien Loeb ist einsamer Dritter, mit 38 Sekunden Rückstand nach vorn und einem Polster von eineinhalb Minuten nach hinten. Diesen Platz muss der Citroën-Star nur noch ins Ziel bringen, dann ist er zum fünften Mal Weltmeister.

© Citroen/RedBull/McKlein
Den fünften Titel fest im Blick: Knapp 100 Kilometer muss Loeb dafür noch fahren
"Es war ein ziemlich nervenaufreibender Tag", bilanzierte Gesamtleader Hirvonen. "Die Pisten waren wesentlich schneller und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Am Nachmittag gab es überall Spurrillen, aber ich konnte mir nicht erlauben, zu sehr vom Gas zu gehen. Die Bedingungen waren schwierig und hinter mir war Jari-Matti recht schnell. Meinen komischten Moment hatte ich allerdings heute Morgen, als ich abbremsen musste, weil vor mir zwei Hirsche über die Strecke gesprungen sind. Das hat mich aus dem Rhythmus gebracht. Ich bin nach Japan gekommen, um zu gewinnen. Aber selbst wenn es mir gelingt, scheint mir das in der Weltmeisterschaft nicht mehr weiterzuhelfen. Die morgigen Prüfungen sind weich, aber nicht so rutschig, also sollten wir es einfacher haben."#w1#
Latvalas Ziel war heute, Loeb hinter sich zu halten: "Das ist mir gelungen. Vielleicht ist er in den Spurrillen langsam gefahren, das hat es mir einfacher gemacht. Ich musste schnell fahren, damit Seb nicht rankommt, aber auf der anderen Seite wollte ich Mikko auch nicht unter Druck setzen, deshalb habe ich mich an Sebs Splitzeiten orientiert. Ich bin erst langsam gefahren und habe dann etwas mehr Gas gegeben. Nach meinen Reifenschaden am Nachmittag bin ich dann wieder vorsichtiger geworden. Denn ich hatte nur ein Ersatzrad dabei und ein weiterer Reifenschaden hätte das Ende bedeutet. Bei diesen Bedingungen konnte man nur den Rillen folgen und mutig sein. Die Taktik war, alle vier Räder in den Spurrillen zu halten, wie auf Gleisen."
Loeb fühlt sich nicht so ganz wohl dabei, sich mit angezogener Handbremse auf den sicheren dritten Platz zu konzentrieren. "Es ist kein Geheimnis, dass ich lieber auf Sieg fahre. Heute war es jedoch nötig, einen kühlen Kopf zu bewahren", gab er zu Protokoll. "Da die heutigen Pisten schneller waren als gestern, war das Risiko auch größer, einen Fehler zu machen. Sobald ich gemerkt habe, dass die Bedingungen zu gefährlich wurden, habe ich nicht gezögert, früher als normal zu bremsen. Wir wollten einfach konzentriert bleiben und unseren dritten Platz halten. Es steht so viel auf dem Spiel und ich wollte nicht riskieren, das alles wegzuwerfen. Morgen stehen noch etwas weniger als 100 Kilometer an. Wir haben unser großes Ziel in greifbarer Nähe, aber wir müssen bis zum Schluss konzentriert bleiben."
Subaru und das tiefe Loch
Auf dem vierten Platz beendete Subaru-Pilot Chris Atkinson den Tag, nachdem sein Teamkollege Petter Solberg in der 18. Wertungsprüfung in einem Loch seine Aufhängung ruinierte: "Der heutige Tag war okay", lautete Atkinsons Bilanz. "Wir sind vor Petter gestartet, aber er war etwas schneller und konnte uns überholen. Dann hatte er den Unfall, der für das Team und die Subaru-Fans wirklich unglücklich war. Denn wir hatten beide eine gute Position und bei dieser Rallye weiß man nie, was passiert. Wir haben das Loch in der 18. Prüfung auch getroffen und haben usn gedreht. Wir haben uns dabei ein bisschen die Aufhängung beschädigt, konnten aber noch ganz gut fahren, auch wenn Vollgas geben nicht mehr möglich war. Vom dritten Platz sind wir zu weit weg, deshalb ist mein Ziel für morgen, die Position zu halten."
"In der 18. Prüfung kamen wir au seiner Links-Kurve, sind in ein großes Loch gefahren und das Auto hat sich einfach gedreht. Ich wollte wieder losfahren, aber die hintere Aufhängung war völlig hinüber", berichtete Solberg. "Wir haben voll attackiert und manchmal passiert so etwas eben. Es ist enttäuschend, aber eigentlich war es ehrlich ein guter Tag. Es hat wirklich Spaß gemacht und es war gut, eine Bestzeit zu holen. Wir bewegen uns klar in die richtige Richtung. Wir müssen das Positive sehen und davon gab es heute einiges."
Ein positives Tagesfazit zog auch Stobart-Youngster Matthew Wilson, der nach dem zweiten Tag auf Platz fünf liegt: "Wir haben allen Ärger vermeiden können und obwohl ich nicht meine beste Performance gezeigt habe, hat alles perfekt funktioniert und wir haben nun eine gute Ausgangslage, um morgen zu punkten. Heute war einer der härtesten Rallyetage, die ich je erlebt habe. Die Prüfungen waren vor allem bei der zweiten Durchfahrt enorm rau und hatten viele Spurrillen. Es war schwer, da keine Probleme zu bekommen. Ich denke, das zeigt sich auch in den Dramen, die andere Crews heute erlebt haben. Morgen versuchen wir, wieder den Speed von Freitag zu finden und vor den Jungs hinter uns zu bleiben."
Grund zu Feiern gab es bei Suzuki: Toni Gardemeister konnte in der Zuschauerprüfung die erste Prüfungsbestzeit für die Japaner einfahren. Der Finne liegt aktuell auf Rang sechs: "Ich bin sehr stolz, dass ich die erste Bestzeit für Suzuki geholt habe! Aber es war ein tückischer Tag. Am Morgen sind wir ganz gut gefahren, obwohl es rutschig war und man eigentlich nicht wusste, was einen erwartet. Am Nachmittag hatten wir dann ein Problem mit dem hinteren Differenzial. Trotzdem haben wir den Tag in den Punkten beenden können und unser Ziel ist, da morgen drauf aufzubauen."
Teamkollege Per-Gunnar Andersson folgt hinter ihm auf Rang sieben: "Was für ein Tag! Es ist wirklich schade, dass ich den Reifenschaden hatte, aber die Pisten waren so heftig, dass es unvermeidbar war, dass es jemanden erwischt. Trotz allem war es aber ein sehr positiver Tag für uns. Wir waren in einer Prüfung die Zweitschnellsten, und das Auto war sehr zuverlässig. Das ist ein Zeichen für einen soliden Fortschritt."

