• 05.10.2007 23:00

  • von Britta Weddige

Grönholm: "Ich hasse unbeständiges Wetter"

Ford-Pilot Marcus Grönholm haderte mit den Bedingungen, wollte aber auch keine Nullnummer riskieren - Mikko Hirvonen war mit sich selbst unzufrieden

(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick scheinen die Ergebnisse der beiden Ford-Werkspiloten nach der ersten Etappe der Rallye Katalonien für eine Asphaltrallye eigentlich recht gut zu sein. WM-Leader Marcus Grönholm beendete den Tag als Dritter, sein Teamkollege Hirvonen wurde knapp drei Sekunden dahinter Vierter, dazu konnten beide je eine Wertungsprüfung für sich entscheiden. Wenn da nur nicht die Zeitabstände wären: Nach den ersten sechs Wertungsprüfungen hat Grönholm schon über 50 Sekunden Rückstand auf den Gesamtführenden, seinen Rivalen Sébastien Loeb im Citroën - das ist eine halbe Ewigkeit.

Titel-Bild zur News: Marcus Grönholm

Marcus Grönholm hat im wechselhaften Wetter die falschen Reifen gewählt

Grönholm war mit einer Bestzeit in die Rallye gestartet, rutschte aber schon in der zweiten Wertungsprüfung zurück auf Rang drei. Und während sich vorne die beiden Citroën-Piloten Loeb und Daniel Sordo gegenseitig die Führung streitig machten, wurde sein Rückstand immer größer. Für Grönholm unerwartet trockneten die Straßen schnell an und seine Medium-weichen Reifen mit zusätzlichen Cuts erwiesen sich als falsche Wahl. Ganz dicke kam es dann in der letzten WP des Tages: Im zweiten Service hatte Grönholm auf Trockenabstimmung und härtere Reifen gewechselt. Doch dann begann es zu schütten und der Finne verlor auf Loeb, der mit weicheren Reifen unterwegs war, gleich 30 Sekunden.#w1#

Grönholm: "Konnte nicht riskieren, alles zu verlieren"

"Ich hatte in jeder Kurve das Gefühl, dass ich gleich abfliege, deshalb bin ich vorsichtig gefahren", erklärte Grönholm. "Ich muss auch an die Punkte denken, die ich für den dritten Platz bekomme. Ich kann nicht riskieren, alles zu verlieren, indem ich Loeb mit den falschen Reifen durch den Regen jage. Im Nassen hatte ich keinerlei Gefühl für das Auto und ich habe mich nicht getraut, zu pushen. Auf der trockenen Prüfung davor war das Auto großartig, aber der Regen ist einfach 15 Minuten zu früh gekommen. Ich hasse dieses unbeständige Wetter! Ich hoffe, dass es morgen trocken bleibt, damit ich weiter Druck machen kann, für den Fall dass Seb einen Fehler macht."

"Heute Morgen hatte ich die richtigen Reifen", fuhr "Bosse" fort. "Für die mittlere Schleife hatte ich damit gerechnet, dass die Straßen zwar hauptsächlich trocken, im Schatten aber noch feucht sind - und da stehen viele Bäume an der Straße. Sie waren aber total trocken und ich hatte zu viele Cuts in den Reifen, deshalb bin ich die ganze Zeit geschwommen. Ich wusste nach ein paar hundert Metern, dass es die falsche Reifenwahl war."

"Ich wusste nach ein paar hundert Metern, dass es die falsche Reifenwahl war." Marcus Grönholm

Wilson: "Wir haben gepokert"

Teamchef Malcolm Wilson räumte ein, dass die abendliche Reifenwahl riskant war - er verteidigte sie aber: "Wir wussten, dass die vorletzte Prüfung trocken sein wird und dass für die letzte WP ein Schauerrisiko besteht. Wir haben gepokert. Wir wussten, dass wir unheimlich viel Zeit gutmachen könnten, wenn die letzte Prüfung trocken bleibt. Und dass wir Zeit verlieren, wenn es regnet. Wenn wir uns für dieselbe Abstimmung wie Loeb entschieden hätten, hätten wir so oder so keine Zeit gut machen können."

Hirvonen fuhr den ganzen Tag konstant auf Rang vier. In der morgendlichen Feuchtigkeit fühlte er sich nicht ganz wohl und er war wesentlich glücklicher, als es abtrocknete. So holte er sich in der vorletzten Prüfung die Bestzeit - bevor der Regen wiederkam.

"Auf den feuchten Straßen in der ersten Prüfung hatte ich überhaupt kein Selbstvertrauen", berichtete Hirvonen. "Auf den ersten vier Kilometern war ich sieben Sekunden langsamer als Marcus. Ich hatte die richtigen Reifen gewählt, aber ich hatte bei diesen Bedingungen einfach Probleme. Das Auto war happy - nur der Fahrer nicht! Im Trockenen hatte ich dann ein besseres Gefühl. Bei solch wechselhaften Bedingungen ist es schwer, die richtige Abstimmung zu finden. Um Bestzeiten zu holen, muss das Gesamtpaket stimmen. Morgen muss ich weiter Druck machen, damit ich Francois Duval hinter mir halte. Es ist wichtig für die WM, dass Marcus und ich vor ihm ins Ziel kommen."

"Das Auto war happy - nur der Fahrer nicht!" Mikko Hirvonen

Wieder mit dabei ist auch Kahlid Al Qassimi in einem weiteren BP-Ford. Der Pilot aus Abu Dhabi lag bei seinem Spanien-Debüt auf Rang 14, bis ihn in der letzten Prüfung das gleiche Missgeschick ereilte wie mehrere andere Fahrer auch: Sein Scheibenwischer ging kaputt. Dadurch verlor er Zeit und fiel zurück auf Rang 18. "Ich habe heute viele neue Erfahrungen sammeln können", sagte er. "Am Morgen war es neblig und am Abend regnete es dann so stark, dass ich kein Risiko eingehen wollte."