• 07.10.2007 18:02

Favoritensieg dank Wetterkapriolen

Der Rückblick von BFGoodrich: Sébastien Loeb profitierte vom Marcus Grönholms Pech und siegte ungefährdet - Der Kampf um den Titel spitzt sich zu

(Motorsport-Total.com) - Der Kampf um den Fahrertitel in der diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft spitzt sich vor dem letzten Saisonviertel weiter zu: BFGoodrich Pilot Sébastien Loeb verkürzte mit dem Sieg bei der Rallye Spanien seinen Rückstand auf Tabellenführer Marcus Grönholm um vier auf nun nur noch sechs Punkte. Der Citroën-Pilot nutzte eine perfekte Reifenwahl für die letzte Prüfung der Freitags-Etappe und setzte sich im einsetzenden Regen um rund 50 Sekunden von seinem finnischen Kontrahenten ab. Loebs Teamkollege Dani Sordo fuhr vor eigenem Publikum auf Rang zwei und stibitzte dem Focus RS WRC-Piloten dadurch ein weiteres wichtiges Zählerpaar.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loeb konnte seinen Rückstand in der WM auf sechs Punkte verkürzen

Das Karriere-Ende in Sicht, hatte sich Ford-Chefdrifter Marcus Grönholm für den WM-Lauf an der spanischen Costa Daurada einiges vorgenommen: Dem zweifachen Weltmeister fehlt noch immer ein Sieg bei einer veritablen Asphalt-Rallye - ein Fleck auf seiner strahlend weißen Weste, den der 39-Jährige bis zu seinem Abschied aus der Rallye-Weltmeisterschaft noch gerne tilgen möchte. Und tatsächlich sah es auf der ersten Etappe des zwölften Saisonlaufs auch lange so aus, als könne der finnische Asphalt-, Schnee- und Eisspezialist seinem großen Rivalen Sébastien Loeb in dessen Parade-Disziplin tatsächlich das Wasser reichen: Gleich auf der ersten Wertungsprüfung legte Grönholm mit einer Bestzeit mächtig los.#w1#

"Ich hatte mit nachgeschnittenen weichen Trockenpneus eine perfekte Reifenwahl getroffen", berichtete der großgewachsene Schlacks, der seinen Helm nach der Rallye Wales an den Nagel hängen will, von der weitgehend noch feuchten Strecke. Doch bereits auf WP 2 bekam er die Rache Loebs zu spüren: Der Titelverteidiger hatte sich für die weichen BFGoodrich-Pneus entschieden und eroberte die Rallye-Führung mit einer souveränen Bestzeit unverzüglich zurück.

Auch am Mittag, jetzt auf knastertrockener Strecke, legten die Citroën ein hohes Tempo vor: Die belgische Rallye-Hoffnung François Duval gewann die dritte Wertungsprüfung, Loebs Teamkollege Dani Sordo entschied die vierte für sich und übernahm damit zur Freude seiner Landsleute sogar die Gesamtführung. Grönholm indes hatte mit feuchteren Pisten gerechnet: "Schon nach wenigen 100 Metern wusste ich, dass wir auf den falschen Reifen rollen", so "Bosse". "Die Laufflächenmischung war okay, aber ich hätte die Profilrillen weniger weit öffnen lassen sollen." WP 5, noch immer bei sommerlich freundlichem Wetter, ging an Mikko Hirvonen im zweiten BFGoodrich bereiften Ford Focus RS WRC.

Vorentscheidung am Freitagabend

Marcus Grönholm

Marcus Grönholm wollte im Regen seinen dritten Platz nicht riskieren Zoom

"Pradip" - die sechste, gut 26 Kilometer lange und letzte Wertungsprüfung des Auftakt-Tages - jedoch sollte bereits so etwas wie eine Vorentscheidung mit sich bringen. "Ich stand am Start, als der Regen einsetzte", stöhnte Grönholm, der vom Schauer-Risiko wusste, aber bewusst auf nicht nachgeschnittene Trocken-Pneus gesetzt hatte. "Das war genau 15 Minuten zu früh. In jeder Kurve dachte ich, ich würde gleich von der Straße rutschen. Unter diesen Bedingungen war es völlig sinnlos, Sébastien anzugreifen. Ich habe mich auf die WM-Punkte für Platz drei besonnen und zurückgesteckt."

33,8 Sekunden büßte der Skandinavier ein und lag damit im Etappenziel bereits über 50 Sekunden zurück auf Platz drei, obwohl sich auch Loeb nicht vollkommen wohl auf der WP 6 fühlte: "Unsere Reifenwahl war nicht ganz perfekt, aber ich konnte damit leben und habe alles gegeben", so der Elsäßer, dessen Pneus zusätzlich eine umlaufende Drainage-Rille erhalten hatten. "Reine Regen-Spezialisten wären perfekt gewesen. Aber auch so ist es mir gelungen, die Reifen bis zur Ziel-Lichtschranke auf Temperatur zu halten."

Grönholm attackiert, Loeb hält stand

Ein Vorsprung, den ein Routinier wie Loeb sicher zu verteidigen versteht. "Heute morgen erwiesen sich die Prüfungen teilweise noch als feucht, doch das war kein Problem", so der 33-Jährige am Ende der zweiten Etappe. "Wir sind schnell gefahren, ohne etwas zu riskieren - das beste Mittel, um die Konzentration nicht zu verlieren. Unser Citroën C4-World Rally Car läuft perfekt." Den Attacken von Grönholm hielt er locker stand, obwohl auch dieser ganz zufrieden mit sich war: "Ich versuche, den Druck auf Séb so hoch wie möglich zu halten", gab der gelernte Landwirt als Devise aus. "Auf den trockenen Straßen fühle ich mich sehr wohl, Auto und Reifenwahl funktionieren bestens." Resultat nach 14 von 18 Wertungsprüfungen: Loeb vor Sordo, Grönholm und Hirvonen, Duval und Petter Solberg als bestem Vertreter der blauen Subaru-Reiter.

Vier Prüfungen standen für den Sonntagmorgen noch aus, doch auch die sollten das Gesamtbild der diesjährigen Rallye Spanien nicht mehr ändern - auch wenn sich die beiden WM-Rivalen die erste Bestzeit einvernehmlich teilten. Loeb gewann diesen WM-Lauf bereits zum dritten Mal in Folge und schrieb seinem Konto zehn WM-Punkte gut. "Die Entscheidung ist auf der sechsten Prüfung gefallen", so der Franzose. "Unser Griff zu stark nachgeschnittenen BFGoodrich g-Force Profiler der Mischung 2- war das Ticket zum Sieg. Trotz des Regens boten sie immer noch unglaublich viel Grip."

Dani Sordo verteidigte Rang zwei und machte Grönholm damit noch zwei weitere Zähler abspenstig - der spannende Kampf um den Fahrertitel wird immer brisanter.