Depping/Gottschalk: Neulinge mit Routine
Bei der Dakar 2008 werden erstmals Dieter Depping und Timo Gottschalk im VW Race Touareg antreten - Beide haben Erfahrung im klassischen Rallyesport
(Motorsport-Total.com) - Zwei neue Gesichter im Fahrer-Aufgebot von Volkswagen bei der Rallye Dakar: Dieter Depping aus Wedemark und sein Berliner Beifahrer Timo Gottschalk pilotieren bei dem Marathon-Klassiker, der am 05. Januar in Lissabon beginnt und am 20. Januar in Dakar endet, erstmals einen Volkswagen Race Touareg. Beide haben viel Erfahrung im klassischen Rallye-Sport: Dieter Depping war dreimal Deutscher Rallye-Meister, Copilot Timo Gottschalk war zuletzt 2005 und 2006 in der Rallye-Weltmeisterschaft als Copilot im Red Bull Skoda-Team engagiert.

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Dieter Depping und Timo Gottschalk geben ihr Debüt im Race Touareg
Bei der Rallye Dakar 2007 pilotierten sie zusammen einen Race Truck für Volkswagen und sammelten so bereits Erfahrung bei der berühmtesten Wüsten-Rallye der Welt. "Die Umstellung von klassischen Rallyes, wie sie beispielsweise in der Weltmeisterschaft gefahren werden, auf Marathon-Wettbewerbe wie die 'Dakar' ist sehr groß", erklärt Timo Gottschalk.#w1#
"Im klassischen Rallyesport fahren wir die Strecken vorher zweimal ab und erstellen ein sehr detailliertes 'Gebetbuch', das der Beifahrer während des Wettbewerbs vorliest", fuhr er fort. "Darin ist jedes Details der Strecke beschrieben, um für jede Kurve die Ideallinie zu wählen und die maximale Geschwindigkeit zu erreichen. Bei den Marathon-Rallyes sind wir hingegen auf völlig unbekanntem Terrain unterwegs und müssen erst einmal die Route anhand eines schematisierten Roadbooks der Veranstalter finden. Während klassische Rallyes auf Asphalt-Straßen oder festen Schotterwegen ausgetragen werden, führt ein Großteil der Route im Marathon-Rallyesport durch offenes Gelände."
Die neue Aufgabe reizt den 33 Jahre alten Berliner sehr: "Der Copilot hat bei Marathon-Rallyes viel mehr Verantwortung, er muss nicht nur die richtige Route finden und mit auf das unbekannte Gelände schauen, sondern zugleich seinem Fahrer mit kurzen und präzisen Ausdrücken eine Beschreibung über die zu erwartende Strecke geben."
Lange Tagesetappen erfordern Kondition und Konzentration

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Bei der Dakar werden Mensch und Maschine wesentlich mehr gefordert Zoom
Ein weiterer Unterschied zwischen klassischen Rallyes und den Wüsten-Einsätzen im Marathon-Rallyesport liegt in der Länge. "In der Deutschen Rallye-Meisterschaft oder der Rallye-WM ist eine Wertungsprüfung zwischen 20 und 40 Kilometern lang. Bei Marathon-Rallyes wird oft die zehn- bis zwanzigfache Distanz an einem Stück absolviert. Bei der Rallye Dakar führt die siebte Etappe beispielsweise über 619 Kilometer - das ist fast die Länge von zwei klassischen Rallyes", erklärt Dieter Depping, Deutscher Rallye-Meister 1992, 1993 und 1994. "Das hat natürlich Auswirkungen auf Fahrweise und Tempo. Während man bei klassischen Rallyes auf den relativ kurzen Distanzen voll attackiert, muss man sich im Marathon-Rallyesport den Tag einteilen. Denn man kann natürlich nicht über 600 Kilometer auf unbekannten Strecken volles Tempo gehen. Als Fahrer muss man hier stärker taktisch agieren und mit Kräften und Konzentration haushalten."
Auf diesen langen Etappen ist viel Eigeninitiative gefragt. Denn während die Piloten im klassischen Rallyesport ein bis zweimal am Tag den Service ansteuern, um das Fahrzeug warten zu lassen, sich zu erholen und neue Reifen aufziehen zu lassen, sind Dieter Depping, Timo Gottschalk und ihre Teamkollegen aus der Volkswagen Mannschaft häufiger auf sich allein gestellt. "Zum Beispiel beim Reifenwechsel auf der Etappe - da gibt es keine Service-Crew, die mit anpacken kann. An den zwei Marathon-Etappen treffen wir unser Team sogar erst am darauf folgenden Abend wieder, an diesen Tagen gehört es auch zu unseren Aufgaben, den Race Touareg technisch für die nächste Etappe vorzubereiten." Als Kfz-Meister ist Dieter Depping für diese Aufgabe ebenso gut gerüstet Timo Gottschalk als Ingenieur für Kfz-Technik.
Dieter Depping und Timo Gottschalk kennen sich seit vielen Jahren, sie sind bereits 1998 zusammen gefahren. Der 41 Jahre alte Depping war neben seiner Rallye-Karriere auch viele Jahre Testpilot für Volkswagen und ging bereits 2003 mit TDI-Antrieb bei der Dakar an den Start. "Dieter ist ein sehr ausgeglichener Mensch. Als Fahrer hat er sehr viel Potenzial und kann es überlegt einsetzen", so Timo Gottschalk. Obwohl sich beide lange und sehr gut kennen, haben sie jede Gelegenheit genutzt, sich akribisch auf den ersten "Dakar"-Einsatz im Volkswagen Race Touareg vorzubereiten. "Wir haben bei den Testfahrten viele Stunden gemeinsam im Cockpit verbracht", erklärt Depping. "Dabei konnten wir das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Copilot intensiv trainieren, zum Beispiel, wann Timo Ansagen macht, in welchen Worten er mir beispielsweise eine Dünenpassage beschreibt und wann ich ihm eine Rückmeldung gebe."
2007 viel gelernt
Gemeinsam pilotierten Dieter Depping und Timo Gottschalk bei der "Dakar" 2007 einen Race-Truck für Volkswagen. "Wir können von einigen Eindrücken profitieren", erklärt Depping. "Denn wir kennen so mögliche Streckenprofile, die uns im Januar erwarten. Fahrerisch lassen sich die Erfahrungen weniger umsetzen, denn der Race Touareg ist als reinrassiger Prototyp im Gelände ungefähr doppelt so schnell wie der Race-Truck und verhält sich dementsprechend anders."
In den Wochen vor dem Start nutzen beide die Zeit für eine intensive Vorbereitung. Timo Gottschalk setzt sich mit den anderen Copiloten im Volkswagen Werksteam zusammen, um anhand von Kartenmaterial mögliche Streckenführungen zu erörtern und die Navigationsaufgaben vorzubereiten. "Die Zusammenarbeit mit den anderen Beifahrern funktioniert sehr gut, sie lassen mich an ihren Erfahrungen teilhaben", so der Berliner. Fahrer und Copilot betreiben außerdem ein intensives Fitnesstraining. "Nur wer eine gute Ausdauer hat, besitzt über die Distanz eine gute Konzentration", erklärt Dieter Depping. "Bei einer 15 Tage dauernden Rallye ist es wichtig, die langen Etappen konditionell durchzustehen und sich keinen Patzer zu erlauben. Die 'Dakar' verzeiht keine Fehler."

