• 06.09.2015 12:51

  • von Armin Schwarz

Armin Schwarz: Toyota-Projekt in Finnland fragwürdig

Armin Schwarz beleuchtet in seiner Kolumne die Toyota-Entscheidung kritisch: Tommi Mäkinen und Finnland sind nicht ganz der geeignete Ort für ein Rallye-Projekt

Liebe Freunde des gepflegten Driftwinkels,

Titel-Bild zur News: Armin Schwarz

Ich bezweifle, ob Toyota mit Finnland die richtige Entscheidung getroffen hat Zoom

Ab 2017 kehrt Toyota wieder in die Rallye-WM zurück. Natürlich werden sofort die Erinnerungen wach an die legendären Celica-Modelle und Champions wie Carlos Sainz, Juha Kankkunen und Didier Auriol. Auch ich habe meinen einzigen Sieg in der Rallye-WM im Jahr 1991 mit einem Celica geholt. Nun will Toyota in Zukunft an die alten Glanzzeiten anknüpfen. Ursprünglich dachte man, dass das Projekt in Köln entstehen wird, wo bereits ein Yaris WRC getestet wurde. Stattdessen wird Tommi Mäkinen mit seinem Team das Engagement aufbauen und leiten.

Ich denke, es hat alle überrascht, dass er die Leitung übernimmt. Wenn man auf der anderen Seite aber betrachtet, dass er einen sehr guten Draht zu Toyota-Boss Akio Toyoda hat, war klar, dass Beratertätigkeiten für Tommi möglich sind. Ich muss aber auch festhalten, dass es TMG in Köln aus meiner Sicht nicht wirklich klug gemacht hat. Sie arbeiten weitestgehend mit der Stammanschaft von der Formel 1 und der Langstrecken-WM. Ich denke, mehr Rallye-Personal würde durch den großen Erfolgsdruck gut tun.

Aus meiner Sicht, hat man auf eine Entscheidung aus Japan gewartet, und in Japan hat man auf wirklich kreative und gute Vorschläge aus Köln gewartet. Und dann kam Tommi vorbei und hat den Chef direkt beraten. Auf der anderen Seite sehe ich das Projekt von Tommi kritisch, denn man baut nicht innerhalb von zwei Jahren ein Team und ein Auto auf. Außerdem ist der Standort Finnland fragwürdig. Die Finnen können sehr gut Autofahren und können auch tolle Autos bauen, aber die Struktur in Finnland ist nicht wirklich dafür ausgelegt, ein WRC-Projekt zu betreiben.

Armin Schwarz

Spanien 1991: Mein größter WRC-Erfolg mit dem legendären Toyota Celica GT-Four Zoom

Kann Mäkinen Topleute verpflichten?

Tommi muss im Prinzip alles aus dem Ausland zukaufen. Man kann auch nicht so rasch reagieren, weil man abseits von Mitteleuropa ist. Das hat auch schon Malcolm Wilson mit seinem M-Sport Standort Cumbria im Nordwesten Englands gemerkt. Das ist auch nicht so einfach, aber er ist stark im Kundensport engagiert. Deshalb ist er nicht so sehr auf Zulieferer angewiesen, sondern er macht sehr viel selbst. Außerdem hat M-Sport die Erfahrung von über zehn Jahren als Werksteam. Tommi startet komplett mit einem weißen Blatt Papier. Ich glaube, dass das den Erfolg von Toyota verhageln und verspäten könnte.

Man kann zwar rasch eine Fabrik aufstellen. Tommi hatte das schon einmal in Jyväskylä. Das alleine reicht aber nicht, denn man braucht internationale Techniker und Ingenieure. Ich glaube nicht, dass Jyväskylä der Wunscharbeitsplatz vieler Topleute ist. Wenn man ein Angebot von Citroen in Paris oder von Hyundai in Alzenau hat, wird man dort eher hingehen als nach Mittelfinnland. Zumal Volkswagen auch schon gemerkt hat, dass Hannover nicht der Wunschort für jeden Ingenieur ist, aber Volkswagen ist dort von der Infrastruktur gut angebunden und bietet eine langfristig stabile Motorsport-Strategie.

Tommi Mäkinen

Erfolgsdruck: Tommi Mäkinen muss ein schlagkräftiges Projekt auf die Beine stellen Zoom

Tommi hätte ich empfohlen nach Köln zu gehen und dort den Standort zu übernehmen. Bei TMG in Köln gibt es alles, von Windkanälen über Getriebeprüfstände und so weiter. Es ist dort alles vorhanden. Mich erinnert die Situation an Ferrari und John Barnard in den 1980ern. Barnard hat die komplette Formel-1-Entwicklungsabteilung nach England geholt. Nach zwei Jahren war die Geschichte vorbei. Ferrari hat das Millionen gekostet und Erfolge gab es keine. TMG in Köln hat Tradition, schon deshalb hätte ich den Standort Köln einem Neuaufbau vorgezogen. Letztendlich wird Tommi am Erfolg gemessen und nicht ob er in Finnland als neuer Teamchef bestanden hat.

TMG hat einen Entwicklungstestträger auf Basis des Yaris gebaut. Ich glaube jedoch, dass wir beim Auto noch Überraschungen erleben könnten, weil es nicht beim Yaris bleiben muss. Bis 2017 sind es noch knapp zwei Jahre. Sie können mit dem Yaris testen, aber ich könnte mir dennoch gut vorstellen, dass der Yaris von einem anderen Modell abgelöst wird. Spannend wird es auf jeden Fall und für die Rallye-Weltmeisterschaft ist es ein gutes Signal, dass sich Toyota wieder werksseitig engagiert.


Test mit dem Yaris in Malaga

Bis bald!

Euer,

Uwe Winter