Electric GT: So will die Elektro-GT-Serie endlich durchstarten

Die Electric Production Car Series, vormals Electric GT, wird im November in ihre erste Saison starten - Die Vorzeichen aber sind alles andere als einfach

(Motorsport-Total.com) - Die einst unter dem Namen "Electric GT" geplante Rennserie für Elektro-GT-Fahrzeuge wird nach langem Hin und Her wohl im November 2018 in ihre erste Saison starten. Allerdings wird es zunächst ein Tesla-Markenpokal werden, denn es werden ausschließlich Tesla Model S P100DL zum Einsatz kommen. Neben Formel E, elektrischer TCR und Elektro-Rallycross deckt die GT-Serie eine weitere Motorsportsparte elektrisch ab. Sofern die Hersteller mitziehen, denn die machen teilweise lieber ihr eigenes Ding.

Titel-Bild zur News: Eletric GT, EPCS, Tesla Model S P100DL

Die elektrische GT-Serie ist auf dem Weg in ihre erste Saison Zoom

Mittlerweile gibt es sie, die Electric Production Car Series (EPCS). Und das sogar mit FIA-Segen, einem geplanten Rennkalender und einigen im Motorsport geläufigen Namen. Allerdings wird die Meisterschaft in der Saison 2018/19 (die EPCS folgt dem immer beliebteren Schema eines Winterkalenders) ein Markenpokal sein, denn bis auf Tesla hat sich kein Hersteller gefunden, der an der Serie teilnimmt. Und sie musste sich über eine Crowdfunding-Kampagne finanzieren. Immerhin: Serienchef Mark Gemmell zufolge sind 90 Prozent des Budgets gesichert.

Wie alle elektrischen Rennserien muss sich auch die EPCS mit dem Vorwurf der Motorsport-Fans auseinanderzusetzen, dass ohne Sound ein fundamentaler Aspekt des Motorsports fehlt. Gemmell versucht gar nicht erst, das schönzureden, sondern verspricht im Interview mit 'Motorsport-Total.com' auch ohne Sound ein ebenso tiefgreifendes Erlebnis: "Unser Ziel ist es, echten Motorsport zu liefern und ein Gesamterlebnis zu bieten, das auch ohne den Sound von Verbrennungsmotoren auskommt."

Die Schwierigkeiten

Doch dafür müsse der Zuschauer über den eigenen Schatten springen: "Man muss sich von alten Mustern verabschieden. Brauchen wir fetten Sound? Als das Rauchverbot in Kneipen eingeführt wurde, haben viele gesagt, dass das die ganze Atmosphäre zerstört. Hat es das? Vielleicht hat man es am Anfang vermisst, aber mittlerweile nicht mehr. Schlechter ist es nicht geworden. Beim Tennis herrscht eine angespannte Ruhe, die Teil des Erlebnis ist. Man stelle sich vor, da spielt jemand mitten in einem Match Musik. Das wäre doch völlig irre. Und im Fußball sind die Spieler auch in der Regel leise und die Musik kommt von den Fans."

Electric GT, eKart

Umd die Zuschauer bei Laue zu halten, plant die Electric GT Kartrennen... Zoom

Ob sich das Publikum von der Argumentation überzeugen lässt, bleibt abzuwarten. Die EPCS hat es nämlich schwerer als die Formel E. Sie fährt auf klassischen Rennstrecken und muss damit die Zuschauer dazu bringen, sich aus den Städten heraus zu bewegen. Bislang ist unklar, wie das funktionieren soll. Start ist am 3. November 2018 in Jerez de la Frontera. Als weitere Strecken sind Le Castellet, Nürburgring, Assen, Silverstone und Portimao geplant. Insgesamt sollen zehn Rennen mit je zwei Läufen ausgetragen werden. Auch will die Electric GT Holding die Rennwochenenden alleine veranstalten und muss die Zuschauer also ihrem Gesamtprodukt an die Strecke locken, ohne auf bestehende Veranstaltungen aufzuspringen.

Wer diese Zuschauer sein sollen, ist aber auch noch nicht ganz klar. "Wir wollen ein junges Publikum ansprechen", sagt Gemmell. Das überrascht nicht. "Die Petrolheads werden weiter ihren Sound genießen wollen. Allerdings wollen wir auch ein anderes Publikum ansprechen als die Formel E, die in die Städte geht." Damit hat man jedoch beide Negativpunkte aus beiden Welten vereint: Kein Sound und Rennen irgendwo in der Pampa.

Electric GT, Simulator

...und eSports-Events an den Rennwochenenden der EPCS Zoom

Langweilig soll es den Zuschauern jedenfalls nicht werden: Neben den EPCS-Rennen - drei Qualifying-Sprints über drei Runden und zwei Rennen über jeweils 60 Minuten, davon eines in der Abenddämmerung - wird es an jedem Wochenende eKart-Rennen und eSports-Events geben. Für das erste Event in Jerez wird es Freikarten geben, für die man sich auf der Webseite der EPCS registrieren kann. Sofern es ausgetragen wird. Noch findet sich auf der Website der Hinweis, dass die Gespräche mit den Investoren noch laufen und die Rennserie im Herbst offiziell vorgestellt werden soll.

Prominente Namen, aber auch Rückschläge

Den Teilnehmern kann Gemmell hingegen überzeugende Zahlen nennen: Der Tesla Model S P100DL kommt inklusive aller FIA-Sicherheitsfeatures für 300.000 Euro daher und ist damit günstiger als ein GT3-Fahrzeug. Der große Trumpf aber kommt erst noch: "Die Wartungskosten sind wesentlich geringer als bei einem Verbrennungsmotor. Das einzig Teure ist die Batterie. Der Antriebsstrang ist komplett aus der Serie und wir verwenden kein spezielles Equipment zum Aufladen. Das hält die Kosten im Rahmen." Weil ein Ladevorgang 90 Minuten dauert, müssen die Rennen zeitlich auseinandergezogen werden.

Als interessierte Fahrer haben sich bislang einige prominente Namen eingetragen, unter anderem Tom Coronel, der für die Serie aus Marketingsicht Gold wert sein könnte. Weitere Mitglieder des Fahrerclubs: GT-Tausendsassa Jeroen Bleekemolen, Ex-DTM-Pilot Alexandre Premat, GT-Academy-Sieger Wolfgang Reip, Ex-AutoGP-Meister Kevin Ceccon und Stefan Wilson, der Bruder des verunglückten Ex-Formel-1-Piloten Justin Wilson. Auch Ex-Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen, ein glühender Verfechter der Elektromobilität, hat bereits einen Tesla getestet.

Eletric GT, EPCS, Tesla Model S P100DL

Bei den Testfahrten kam es 2017 zu einem Unfall, der fast das Aus bedeutet hätte Zoom

In der Vorbereitungsphase hatte es viele Rückschläge gegeben, darunter einen Unfall eines Tesla-Testfahrzeugs. Eigentlich sollte die Meisterschaft bereits Ende 2017 starten, doch nach dem Testunfall stand die Serie zunächst vor dem Aus. Doch Mark Gemmell ist es gelungen, das Ruder noch einmal herumzureißen.

Sein Traum von einem elektrischen Pendant zum GT3-Universum mit verschiedenen Herstellern lebt jedenfalls: "Unser Ziel sind Starterfelder mit 20 Autos. Wenn ein Hersteller Interesse hat, teilzunehmen, heißen wir ihn gerne willkommen." Wie schwierig das ist, zeigt das Beispiel Jaguar: Die Briten tragen lieber ihren eigenen Elektro-Markenpokal im Rahmen der Formel E aus, als sich dem Wettbewerb mit Tesla in der EPCS zu stellen.

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