• 13.07.2013 13:25

  • von Alex Hofmann

"Fully sick": Selbst die Hunde sind begeistert

Rallye in Australien ist ein Abenteuer - was die Fans zwischen Barbecue, Kühlboxen und einem Sofa erleben

(Motorsport-Total.com) - "That was fully sick", "das war ja total krank", sagte der junge Mann, als Skoda-Fahrer Esapekka Lappi gerade vor seinen Augen um die Kurve gedrifted war. Was vielleicht nicht jeder Nicht-Australier weiss, "fully sick" bedeutet höchstes Lob zumindest im Sprachgebrauch jüngerer Bewohner des fünften Kontinents. Der jugendliche Rallye-Fan war nur einer von zahlreichen Zuschauern, die den ersten Tag der Internationalen Queensland-Rallye aus nächster Nähe miterleben wollten.

Titel-Bild zur News: Gaurav Gill

In Australien ist nicht nur auf der Strecke jede Menge los Zoom

Ganze Familien waren an die Rennstrecke gepilgert, manche hatten den Hund gleich noch mit dabei, Camping-Stühle und Tische wurden mitgebracht, gewaltige Kühlboxen angeschleppt, die witzigerweise "Esky" heissen, fast wie ein Spitzname für den jungen Finnen.

Damit die Zuschauer nicht darben mussten, war an der selben Stelle auch ein Zelt aufgestellt, in dem heftig gegrillt wurde. "Barbecue" ist in Australien Volkssport, die Grills werden normalerweise mit Gas betrieben, je grösser desto besser ist das Motto. Fünf Brenner sollte das gute Stück schon haben, sechs sind natürlich noch besser. Manche bieten mühelos weit mehr als hundert Würstchen gleichzeitig Platz und könnten als Landefläche für ein kleineres Flugzeug dienen. Jedenfalls fast.

Barbecue und schnelle Autos

Auf mehreren dieser Monstergrills schmurgelten Würstchen, Eier, Schinken und sogar Steaks vor sich hin und fanden blitzschnell ihre Abnehmer. Und ein fettes Brötchen mit Eiern und Speck und reichlich Ketchup, das hier "tomato sauce" heisst, lässt sich natürlich am besten mit eiskaltem Bier hinunterspülen, das in den "Eskys" im Eis lag. Wenn kümmert es da schon, dass es erst zehn Uhr morgens ist.

Neben den großen fast kommerziell betriebenen Zuschauerplätzen gab es auch noch andere, die etwas privaterer Natur waren. So hatte sich an einer Stelle eine ganze Großfamilie eingefunden. Der Familienpatriarch thronte in der Mitte, sogar ein Sofa war aus dem Haus an die Rennstrecke geschleppt worden, damit in aller Gemütlichkeit zugesehen werden konnte.

Konzert am Streckenrand

Ein junger Mann mit Gitarre verkürzte die Pausen zwischen den mit ohrenbetäubendem Krach vorbeirasenden Autos mit sanften Geklampfe, einige Kinder schliefen, andere probiertem auf einem Roller bergab ob sie schon Rallyegeschwindigkeit erreichen konnten. Hausbesitzer Matt Bates fand es großartig. "Die Rally ist hier im vergangenen Jahr erstmals vorbeigekommen, von mir aus könnte das jedes Wochenende so sein."

Ein Grund für seine Begeisterung könnte möglicherweise die Tatsache sein, dass in dieser Gegend - freundlich gesagt - normalerweise nicht gerade viel los. In dem Teil des Hinterlandes der touristischen Sunshine Coast geht es extrem ruhig zu, die meisten der wenigen Bewohner dieser Gegend müssen schon knapp eine Stunde Auto fahren, um in belebtere Orte zu kommen. Dass die große, weite Welt zu ihnen kommt, sind sie nicht gewohnt.