Öttl: "Versuche mich weiter zu steigern"

In Le Mans holte sich Philipp Öttl seinen ersten WM-Punkt in dieser Saison - Im Interview analysiert der deutsche Youngster seine Fortschritte in der WM

(Motorsport-Total.com) - Der Deutsche Philipp Öttl fährt in diesem Jahr seine erste volle Moto3-Saison. Im Interwetten-Team steht ihm mit der Kalex-KTM ein konkurrenzfähiges Motorrad zur Verfügung. Vater Peter Öttl, selbst mehrfacher Grand-Prix-Sieger, kümmert sich um das Data-Recording und steht dem 17-Jährigen mit Rat und Tat zur Seite. Die Moto3 ist kein Zuckerschlecken. Speziell in den Qualifyings sieht der Youngster noch Nachholbedarf. Dafür zeigte Öttl in den Rennen sein Kämpferherz und arbeitete sich immer kontinuierlich nach vor. Zuletzt in Le Mans wurde er mit seinem ersten WM-Punkt in diesem Jahr belohnt. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickt Öttl auf seine ersten vier Grands Prix zurück und analysiert seine Fortschritte.

Titel-Bild zur News: Philipp Öttl

Philipp Öttl arbeitet sich Schritt für Schritt an die Weltspitze heran Zoom

Frage: "Gratulation zum ersten WM-Punkt in diesem Jahr. Wie ist das Rennen für dich verlaufen?"
Philipp Öttl: "Es war etwas schwierig. In der Startaufstellung waren wir uns nicht sicher, welche Reifen wir nehmen sollten, denn es war noch recht feucht. Wir haben aber zu Slicks tendiert und schließlich vorne einen medium Reifen und hinten weich genommen, weil es recht kühl war. Die Strecke hat dann rasch abgetrocknet und die Reifenwahl hat sich als richtig herausgestellt. Mir gelang ein sehr guter Start und ich bin gleich in eine große Gruppe gekommen in der die meisten Neulinge dabei waren. Schließlich konnte ich mich absetzen und lediglich Livio Loi konnte mir noch folgen. Wir haben uns dann duelliert, aber ich habe mich durchgesetzt."

Frage: "Deine Rennergebnisse in diesem Jahr waren bisher 17, 17, 20 und jetzt 15. Du warst immer in einem ähnlichen Bereich zu finden."
Öttl: "Ja. Im letzten Rennen war eine Steigerung zu sehen. Hoffentlich können wir diesen Trend fortsetzen. Bei den Rennen davor war ich ungefähr in diesem Bereich. Das war nicht so schlecht."

Frage: "Dagegen hast du in den Qualifyings die Plätze 27, 25, 30, 28 belegt. Wenn du in der Startaufstellung weiter vorne stehen würdest, dann wäre auch im Rennen mehr möglich?"
Öttl: "Klar. Die Qualifyings waren bisher nicht gut. In Le Mans hat es auf dem Papier nicht so gut ausgesehen, aber auf einen guten Startplatz hat nicht viel gefehlt. Im letzten Angriff habe ich die Sektoren nicht ganz so zusammengebracht wie ich mir das gerne vorgestellt hätte. Wir arbeiten daran, dass das besser wird. Beim letzten Rennen haben wir wieder einen Fortschritt geschafft."


Fotos: Moto3 in Le Mans


Frage: "In der Regel geht es in den Schlussminuten des Moto3-Qualifyings turbulent zu. Die Fahrer suchen sich einen Zug und es wird viel taktiert. Wie gehst du an diese Sache heran?"
Öttl: "Für das Qualifying nehmen wir zwei neue Reifensätze. Zum Schluss wird ein neuer Satz aufgezogen und man muss noch einmal angreifen. Dieses Prinzip herrscht auch in der Spanischen und Deutschen Meisterschaft vor. Man muss schauen, dass man in den letzten Minuten einen guten Zug erwischt. Man muss alles geben und muss so schnell wie möglich fahren."

Frage: "Ist es manchmal auch ein Glücksspiel, denn man kann von einem anderen Fahrer aufgehalten werden?"
Öttl: "Ja, das kann auch passieren."

Philipp Öttl

In Le Mans setzte sich Philipp Öttl (65) gegen Livio Loi (11) durch Zoom

Frage: "Was hast du dir als Fahrer vorgenommen, damit du im Qualifying noch das letzte Zehntel herausquetschen kannst?"
Öttl: "Wir versuchen uns noch weiter zu verbessern. Ich habe auch mit meinem Trainer und meinen Mechanikern gesprochen, wie ich an die Sache herangehen soll. Sie haben mir auch Tipps gegeben, aber es ist noch nicht perfekt."

Frage: "Sehr positiv ist, dass du ich in der hart umkämpften Klasse im Mittelfeld behaupten kannst. Daran erkennt man dein Kämpferherz."
Öttl: "Ja, es geht um die Punkte und um alles. Mittlerweile habe ich erkannt, dass das Zeittraining zum Rennen dazugehört. Es ist genauso wichtig wie das Rennen. Es stimmt, im Rennen habe ich mich immer gut durchsetzen können. Das ist eine Stärke von mir."

Mentaler Aspekt sehr wichtig

Frage: "Ist es dir in Jerez, einer dir bekannten Strecke, einfacher gefallen als in Austin und Katar?"
Öttl: "Le Mans kannte ich auch nicht. Es fängt schon damit an, wie man an die Rennen herangeht. In Le Mans bin ich ein wenig anders an die Sache herangegangen, weil ich mit meinem Trainer viel über den mentalen Aspekt gesprochen habe. Das haben wir ganz gut hingebracht. Wir wollen diesen Bereich noch verbessern, weil wir noch viel Potenzial sehen."

Frage: "Wie bist du anders herangegangen? Was hast du verändert?"
Öttl: "Ich habe mich bisher zu viel auf die anderen Fahrer konzentriert. Das hat mich abgelenkt und ich bin nicht so gut gefahren. Das neue Programm macht meinen Kopf frei und es funktioniert recht gut. Wir wollen auf jeden Fall Fortschritte schaffen."

Philipp Öttl

Philipp Öttl fährt eine Kalex-KTM mit Dämpferelementen von White Power Zoom

Frage: "Positiv ist auch, dass du bisher nicht gestürzt bist."
Öttl: "Ich will es nicht verschreien, denn Stürze können immer passieren. Bisher konnte ich es immer abfangen. Hoffentlich bleibt es so. Im Moment ist es sehr gut, eine gute Eigenschaft, die ich beibehalten will."

Frage: "Technisch gesehen seid ihr mit der Kalex-KTM gut aufgestellt. Diesbezüglich gab es keine großen Schwierigkeiten?"
Öttl: "Wir haben ein wirklich gutes Paket und werden von White Power und Kalex-KTM gut unterstützt. Das passt alles sehr gut zusammen."

Frage: "Jonas Folger kämpft an der Spitze mit der Kalex-KTM, aber manchmal hat er Schwierigkeiten gegen die KTM-Fahrer. Wie siehst du diese Situation?"
Öttl: "Es gibt nicht viele KTM-Fahrer, die meinen Speed fahren. Vom Material her haben wir sicher keinen Nachteil. Jonas ist sehr groß und ein wenig schwerer, das macht ihm ein wenig zu schaffen. Er ist aber ein großartiger Fahrer und hat eine gute Technik. Im Laufe der Saison wird er schon ganz vorne mitmischen."

Frage: "Wie bringst du die Rennen und die Schule unter einen Hut? Es gab mittlerweile auch die lange Reise und die Zeitverschiebung nach Texas."
Öttl: "Ich muss den versäumten Stoff nachholen. Solange mein Benehmen und die Noten passen, habe ich kein Problem. Ich lerne überwiegend im Flieger. Jetzt geht es auf den Abschluss zu, der zwischen Barcelona und Assen auf dem Plan steht. Es ist wichtig, dass ich ihn gut hinbekomme. Dann habe ich die mittlere Reife in der Realschule."

Frage: "Als nächstes geht es nach Mugello. Was erwartest du dir für diese schnelle Strecke?"
Öttl: "Es wird sicher schwierig werden, wieder in die Punkteränge zu fahren. Ich hoffe, dass wir wie in Le Mans eine gute Leistung abrufen können. Das Team ist auch hoch motiviert, damit wir es wieder schaffen. Mugello kenne ich vom Rookies-Cup recht gut. Ich bin schon zweimal dort gefahren und mir gefällt die Strecke gut."

Frage: "Windschattenfahren und die richtige Taktik für die letzte Runde werden entscheidend sein?"
Öttl: "Ja, das wird auf jeden Fall spannend. Wir haben ein gutes und schnelles Motorrad. Das passt."