Finsterbusch: "Hoffe, dass es weiter bergauf geht"

In Le Mans arbeitete sich Toni Finsterbusch an die WM-Punkte heran - Im Interview spricht der deutsche Nachwuchsfahrer über seinen harzigen Saisonstart

(Motorsport-Total.com) - Toni Finsterbusch fährt seine zweite Saison in der Moto3-Klasse. Nachdem der Deutsche im Vorjahr zunächst bei MZ war, konnte er das Jahr schließlich im Racing-Team-Germany zu Ende fahren. Über den Winter formierte sich das Kiefer-Team neu und setzt mit Florian Alt und Finsterbusch auf den Nachwuchs. Noch muss Finsterbusch auf seinen ersten WM-Punkt in diesem Jahr warten. In Katar kam der 19-Jährige als 19. ins Ziel und zuletzt in Le Mans als 18. In Austin und Jerez sah er die Zielflagge dagegen nicht. Pech hatte Finsterbusch in Spanien, denn bei dem Trainingssturz verletzte er sich am linken Fuß. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Finsterbusch über seinen Saisonstart.

Titel-Bild zur News: Toni Finsterbusch

Toni Finsterbusch befindet sich in seiner zweiten WM-Saison Zoom

Frage: "Toni, wie geht es dir körperlich? Wie ist der Zustand deines verletzten linken Fußes?"
Toni Finsterbusch: "Soweit ist wieder alles gut. In Le Mans war es auch kein großes Problem. Es tat zwar etwas weh, aber es hat mich nicht beeinträchtigt. Wir haben beim Stiefel geschaut, dass ich viel Bewegungsmöglichkeit habe und das war so in Ordnung. In der Clinica Mobile wurde es mit einem Gel eingerieben, wodurch die Schmerzen gesenkt wurden. Dann wurde der Fuß getaped und es ging ganz gut."

Frage: "Noch wartest du auf deinen ersten WM-Punkt in diesem Jahr. Die bisherigen vier Rennen waren von Höhen und Tiefen geprägt. Wie bewertest du die Leistungen bisher?"
Finsterbusch: "In Katar ging es nicht so schnell los. Für das erste Rennen war es ganz gut. In Austin war ich mit Ausnahme des Qualifyings, wo ich am Ende etwas Pech hatte, gut unterwegs. Dann lief es in Jerez nicht wirklich gut, weil ich auf einer Ölspur ausgerutscht bin und mir dabei den Fuß verletzt habe."

"Le Mans zählt auch nicht zu meinen Lieblingsstrecken, aber mit dem 18. Platz können wir recht zufrieden sein. Seit Katar bin ich wieder ins Ziel gekommen. Das war für das Team und mich wichtig, dass wir wieder ins Ziel gekommen sind. Für Mugello hoffe ich, dass es weiter bergauf geht."


Fotos: Moto3 in Le Mans


Frage: "Im Qualifying warst du immer hinter Platz 20. Wo möchtest du ansetzen, dass du in Zukunft von weiter vorne starten kannst?"
Finsterbusch: "In Austin lief es recht gut. Ich war unter den Top 15 und konnte mich dann leider nicht steigern. In den übrigen Qualifyings war ich zu langsam und es sind immer wieder Fehler passiert. Zuletzt in Le Mans habe ich am Ende noch eine recht gute Runde hinbekommen, die mich nach vorne gespült hat. Generell muss ich mit einem höheren Grundspeed in das Qualifying hineingehen und letztendlich eine schnelle Runde zusammenbringen, damit wir endlich in die Top 20 kommen."

Toni Finsterbusch

In diesem Jahr ist Toni Finsterbusch mit einer Kalex-KTM unterwegs Zoom

Frage: "In den letzten Minuten des Moto3-Qualifyings geht es turbulent zu. Es bilden sich Züge und kleine Gruppen. Die Taktik ist auch wichtig. Kannst du uns diese Situation aus Fahrersicht beschreiben?"
Finsterbusch: "Die letzten Minuten sind interessant, aber manchmal auch frustrierend. An Folger und Vinales kann ich mich noch nicht anhängen, da bin ich noch zu weit weg. Deshalb ist hinterherfahren sinnlos. Wenn man hinter einem Mittelfeldfahrer fährt, dann besteht die Gefahr, dass er die Runde abbricht. Manchmal ist es schwierig. Wenn die Kurven größer sind, dann können auch Fahrer im Weg stehen. In den letzten Minuten pusht man und dann sieht man, ob die Runde etwas geworden ist oder nicht. Durch die wartenden Fahrer geht es in den letzten Minuten turbulent zu."

Frage: "Du bist jetzt in deinem zweiten WM-Jahr. Merkst du, dass dir bestimmte Dinge durch die Erfahrung einfacher fallen?"
Finsterbusch: "Sicherlich, ich kenne die meisten Strecken. Insgesamt betrachtet sind die Rundenzeiten viel schneller geworden. Das Niveau ist auch höher geworden, denn im Qualifying haben mir 1,8 Sekunden auf die Spitze gefehlt und ich war 22. Es liegt alles eng beisammen. Es zählt dann die letzte Zehntelsekunde, die man herausquetschen kann. Ich hoffe, ich kann sie finden."

Gutes Material im Kiefer-Team

Frage: "Du fährst in diesem Jahr nicht mehr die Honda sondern die Kalex-KTM. Wie kommst du mit dem Motorrad klar?"
Finsterbusch: "Ich komme gut mit dem Motorrad zurecht. Ich habe eine bequeme Sitzposition und insgesamt gefällt es mir gut. Der KTM-Motor verfügt über genügend Leistung und auch wenn man beim Chassis etwas verändert, dann merkt man es sofort. Das ist sehr wichtig."

Toni Finsterbusch

Im Vorjahr eroberte Finsterbusch mit der Honda sieben WM-Punkte Zoom

Frage: "Kannst du die beiden Motorräder miteinander vergleichen?"
Finsterbusch: "Also vom Motor her ist die KTM auf jeden Fall besser. Auch die Größe kommt mir entgegen. Man kann es nicht vergleichen. Man musste auf der Honda anders draufsitzen, um damit fahren zu können. Es war natürlich eine Umstellung, aber es geht Schritt für Schritt nach vorne."

Frage: "Wie läuft die Zusammenarbeit im Kiefer-Team? Es ist eine erfolgreiche und erfahrene Mannschaft."
Finsterbusch: "Es ist richtig gut und macht viel Spaß. Es herrscht eine gute Stimmung. Manchmal werden Scherze gemacht, aber dennoch wird hart gearbeitet. Die Analysen finde ich richtig gut. Es ist sehr konstruktiv. Ich habe viele Tipps bekommen, die ich versuche umzusetzen. Auch mit Flo (Alt; Anm. d. Red.) läuft die Zusammenarbeit sehr gut. Wir tauschen die Daten aus und können auf alles zugreifen. Es ist gut und macht richtig Spaß."

Frage: "Könnt ihr eigentlich auch auf die Daten von Jonas Folger zurückgreifen, der auch eine Kalex-KTM fährt?"
Finsterbusch: "Nein, die haben wir nicht zur Verfügung."

WM-Punkte sind das nächste Ziel

Frage: "Stefan Kiefer hat vor der Saison als Zielsetzung vorgegeben, dass du und Florian ab Saisonhälfte regelmäßig in die Punkte fahren sollt. Siehst du dich auf einem guten Weg dorthin?"
Finsterbusch: "Es wäre natürlich schön, das zu erreichen, aber die Leistungsdichte ist sehr hoch. Deshalb ist es kein leichtes Unterfangen. Kiefer hat diese Ziele und ich als Fahrer auch. Ich gebe mein Bestes, damit wir das erreichen."

Toni Finsterbusch

In den nächsten Rennen will sich Toni Finsterbusch den WM-Punkten nähern Zoom

Frage: "Gibt es eigentlich bestimmte Bereiche bei denen du bei den nächsten Rennen ansetzen willst, um noch einige Zehntelsekunden zu finden?"
Finsterbusch: "Ja, es gibt schon noch einiges zu tun. Ich arbeite immer noch am Fahrstil. Es gibt eigentlich in allen Bereichen noch Verbesserungsbedarf. Zunächst konzentriere ich mich auf den Fahrstil und versuche die Rollphase zwischen Gas und Bremse so klein wie möglich zu halten. Das geht schon recht gut, aber man kann es noch besser machen."

Frage: "Das nächste Rennen findet in Mugello statt. Mit welchen Erwartungen gehst du an dieses Rennwochenende heran?"
Finsterbusch: "Ich versuche locker heranzugehen und schätze, dass unser Motorrad dort recht gut funktionieren wird. Ich muss schauen, dass ich die Richtungswechsel gut hinbekomme. Darauf wird es dort ankommen. Im Vorjahr lief es nicht so schlecht, denn ich war in der großen Gruppe ab Platz 16 drin. Die Italiener werden sicher stark sein, aber ich habe die Erfahrung vom letzten Jahr und hoffe, dass ich in die Punkteränge fahren kann, auch wenn es schwierig wird."