Sainz: Schwindel, Sand und hartes Training
Titelverteidiger Carlos Sainz über die besonderen Strapazen und Gefahren bei der Dakar: "Vielleicht wird es meine letzte Teilnahme sein" - Hitze und Staub als Feinde
(Motorsport-Total.com) - Die Rallye Dakar startet mit einer großen Zeremonie in der Innenstadt von Buenos Aires, anschließend geht es über 377 Kilometer zum Startpunkt des ersten gezeiteten Abschnitts. Bei der Überführungsetappe können sich alle Teilnehmer ein konkretes Bild von den diesjährigen Bedingungen machen. In Argentinien und Chile ist es derzeit sommerlich heiß, fast alle Strecken der Dakar dürften extrem staubig sein.

© Volkswagen
Carlos Sainz wird möglicherweise seine letzte Rallye Dakar bestreiten
"Vielleicht wird diese Dakar meine letzte sein. Das entscheiden wir aber erst nach der Rallye, gemeinsam mit Volkswagen", sinniert Vorjahressieger Carlos Sainz im Gespräch mit der 'FAZ'. Der Spanier erklärt: "Irgendwann kommt der Moment, in dem die nächste Herausforderung nicht mehr in der Motorsportwelt sein wird." Doch 2011 wird die Dakar noch einmal das sportliche Highlight des Jahres sein.
"Volkswagen hat mich gefragt, ob ich den Titel verteidigen möchte. Meine Frau war wenig begeistert, aber ich hatte Lust. Ich fühlte mich stark. Und ich merkte: Ich brauche die Herausforderung", schildert Sainz die Entscheidung für einen weiteren Auftritt bei der wohl härtesten Rallye der Welt. Die über 5.000 Wertungskilometer (alle Etappen live im Ticker!) verlangen den Piloten alles ab.
"Ich war schon immer ein guter Sportler. Schon als Jugendlicher habe ich die spanische Squash-Meisterschaft gewonnen. Diesmal musste ich mich zum Training aber zwingen", erklärt Sainz seine persönliche Situation vor dem Start. Die spanische Speerspitze des Wolfsburger Automobilherstellers ist mittlerweile 48 Jahre alt.
¿pbvin|8|3359||0|1pb¿"Geduld ist alles. Das musste auch ich erst lernen. Vor der Dakar bin ich 17 Jahre Rallye-WM gefahren, da ging es nicht um Minuten und Stunden, sondern um Zehntelsekunden", schildert "El Matador" seine Erkenntnisse aus den Vorjahren. Es komme auf eine fehlerfreie Fahrt an. "Du kannst zwölf gute Tage haben und dich am 13. Tag verfahren oder ein mechanisches Problem haben, und schon sind die Anstrengungen eines ganzen Jahres dahin."
"Wenn ich in der Gesamtwertung vorne liege, schone ich das Material. 80 Prozent sind dann auch okay. Es gibt einfach Etappen, die man nicht gewinnen kann", meint der zweimalige Rallye-Weltmeister. "Im Staub zum Beispiel kannst du manchmal nicht überholen, dann klebst du 200 Kilometer lang hinter deinem Vordermann. Das ist eine große Übung in Geduld. So verlockend ein Überholmanöver wäre, du musst dir immer klar machen: Im Staub siehst du nichts, er ist ein fürchterlicher Feind."
Nicht nur der Staub kann die großen Träume schnell zerplatzen lassen. In Südamerika warten viele weitere Hindernisse. Zum Beispiel die teils 80 Meter hohen Dünen. "Oben auf dem Grat darf man nicht zu viel bremsen, dann bleibt man stecken. Aber wenn ich zu schnell hochschieße, fliege ich und überschlage mich. Das musste ich erst lange üben, um am Ende einzusehen, dass es im Sand auch stark auf das Glück ankommt. Man weiß eben nie, was hinter dem Kamm kommt."
Aber es geht nicht nur über Dünen, sondern phasenweise auch durch endlose Ödlandschaften. "Das Gefährliche an der Wüste ist die Hitze", sagt Sainz. "Ich schwitze stark, und wenn ich sechs Stunden lang durch die Atacama fahre, ist es mir schon passiert, dass ich dehydrierte. Ich kriege dann Schwindel und Krämpfe, kann mich kaum noch bewegen. Deshalb muss ich pausenlos Elektrolyte trinken: Aber manchmal sind selbst meine sieben Liter Wasservorrat nicht genug."

