Peterhansel stoppt Volkswagen-Siegeszug
"Mit dem Messer zwischen den Zähnen" sicherte sich Stephane Peterhansel den Sieg bei der fünften Dakar-Etappe - Carlos Sainz bleibt Gesamtführender
(Motorsport-Total.com) - Auf der fünften Etappe der 33. Rallye Dakar beendete heute Stephane Peterhansel im X-raid-BMW die Siegesserie von Volkswagen. Der Franzose meisterte die 459 Kilometer lange Wertungsprüfung von Calama nach Iquique im Norden Chiles in 4:33.19 Stunden und setzte sich damit knapp eineinhalb Minuten vor Nasser Al-Attiyah (Volkswagen) durch (Komplettes Ergebnis in unserem Live-Ticker!).

© X-raid
BMW gewann heute die Motorrad- und auch die Auto-Etappe nach Iquique
Zunächst führte Gesamtleader Carlos Sainz (Volkswagen), dann übernahm Peterhansel die Spitze. Bis auf 3:45 Minuten baute er seinen Vorsprung zeitweilig aus. In der zweiten Hälfte der Prüfung mit extremen Höhenunterschieden von über 3.000 Metern am Start bis hinab auf Meeresniveau an der Pazifikküste im Ziel holten Al-Attiyah und Sainz jedoch wieder auf. Immer wieder änderten sich die Abstände von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt um Minuten - das Etappenergebnis war bis zum Schluss offen.
Peterhansel setzt auf Attacke
"Eine Etappe mit unerwarteten Entwicklungen", strahlt Peterhansel. "Wir sind mit dem Messer zwischen den Zähnen losgefahren. Es ist uns gelungen, vor Al-Attiyah und Sainz zu gelangen, nachdem diese einen Navigationsfehler begangen hatten. Danach waren wir mit einem kleinen Fehler und einem Plattfuß an der Reihe. Die beiden sind wieder an uns vorbeigezogen. Zum Ende konnten wir wieder zurückkommen."
"Letztlich gelingt uns eine gute Zeit", so der inzwischen neunfache Dakar-Tagessieger. "Es hätte noch besser laufen können. Zu einem bestimmten Zeitpunkt habe ich Carlos vier Minuten abgenommen. Letztlich war das Ergebnis durchschnittlich. Die drei Ersten in der Gesamtwertung liegen innerhalb von drei Minuten. Das ist gut. Ich hoffe, dass es so bis zur Ruhepause bleibt, dann bekommen wir ein spannendes Finale. Für uns ist noch alles drin."

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Carlos Sainz konnte heute die Führung in der Gesamtwertung behaupten Zoom
Denn in der Gesamtwertung liegt Peterhansel nun 2:26 Minuten hinter Sainz und 49 Sekunden vor Al-Attiyah an zweiter Stelle. "Herzlichen Glückwunsch an Stéphane Peterhansel und Jean-Paul Cottret zu ihrem perfekten Tag", zeigt sich Volkswagen-Sportchef Kris Nissen als fairer Verlierer. "Auch wenn wir im Tagesergebnis nicht vorne liegen, sind wir bei Volkswagen mehr als zufrieden. Alle vier Race Touaregs sind sehr gut gelaufen."
Die fünfte Etappe war fahrerisch das bisher anspruchsvollste Teilstück der Dakar 2011: "Es war schwierig für unsere Fahrer und Beifahrer, heute die Strecke zu eröffnen", erklärt Nissen und betont: "Nach dieser langen Prüfung kämpfen weiterhin drei Paarungen um den Sieg. Das ist ein schönes, spannendes und sportliches Rennen. Wir konzentrieren uns darauf, auch in den nächsten Tagen gute Arbeit abzuliefern. Die Dakar hat heute erst so richtig begonnen."
Navigationsprobleme bei Volkswagen
Spitzenreiter Sainz klagte nach der Zielankunft über "Probleme mit der Navigation. Wir haben vier oder fünf Kilometer gezögert, bevor wir uns entschieden haben, auf die Piste zurückzukehren, wo es eine Art von Gräben gab, die sehr schwer zu passieren waren", analysiert der Spanier. "Danach sind wir in den Dünen hinter einem Motorrad stecken geblieben, das sehr langsam fuhr. Wir haben abgebremst und gewartet, um nichts zu riskieren."
"Ich bin Carlos gefolgt und wir haben alle beide einen Navigationsfehler begangen", seufzt auch Al-Attiyah. "Peterhansel hat uns eingeholt. Zum Ende hin hat Carlos wirklich viel Druck gemacht. Ich habe mir gesagt, dass ich mich besser beruhige, um das Ziel ohne Probleme zu erreichen. Wir nehmen Carlos Zeit ab. Das ist gut. Morgen muss wieder Druck gemacht werden. Die Abstände sind verrückt. Ich glaube, das wird dieses Jahr ein Wahnsinnsrennen."
Ein tragischer Held des Tages war diesmal Guerlain Chicherit (MINI), der anfangs stark unterwegs war und nach 45 Kilometern nur 25 Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte. Doch nachdem er bei Kilometer 137 vom Weg abkam und in einer Bodenwelle hängen blieb, musste der Franzose auf die Abschleppdienste eines Konkurrenten warten, bevor er das Rennen wieder aufnehmen konnte. Dabei büßte er mehrere Minuten ein, sodass er unterm Strich nur Zehnter wurde.
Übrigens: Zum Schluss der Etappe begeisterten die Piloten die Fans mit einer spektakulären, 2,3 Kilometer langen Steilhang-Abfahrt einer 700 Meter hohen Düne direkt ins Biwak. Diese zählte aus Sicherheitsgründen nicht für die Zeitnehmung, aber "die letzte Abfahrt zum Biwak von Iquique war sehr beeindruckend. Wenn du im Wagen sitzt, ist das was ganz Besonderes", zeigt sogar Haudegen Sainz Respekt vor dieser einzigartigen Passage.
Ergebnis 5. Etappe (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (BMW) - 4:33.19 Stunden
02. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen) + 1:24 Minuten
03. Sainz/Cruz (Volkswagen) + 3:15
04. De Villiers/Von Zitzewitz (Volkswagen) + 5:21
05. Miller/Pitchford (Volkswagen) + 20:42
06. Holowczyc/Fortin (BMW) + 23:23
07. Terranova/Palmeiro (BMW) + 29:03
08. Spinelli/Haddad (Mitsubishi) + 37:04
09. Roma/Picard (Nissan) + 39:22
10. Chicherit/Perin (MINI) + 52:53
Gesamtwertung nach 5 Etappen (Top 5):
01 Sainz/Cruz (Volkswagen) - 15:45.48 Stunden
02. Peterhansel/Cottret (BMW) + 2:26 Minuten
03. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen) + 2:33
04. De Villiers/Von Zitzewitz (Volkswagen) + 21:20
05. Holowczyc/Fortin (BMW) + 47:53

