• 13.01.2010 18:19

  • von Britta Weddige

Elfte Etappe: Tagessieg für Chicherit, Sainz in Problemen

Guerlain Chicherit hat sich seinen ersten Etappensieg bei der Dakar 2010 geholt, Carlos Sainz hat nach einem Unfall nur noch viereinhalb Minuten Vorsprung

(Motorsport-Total.com) - X-raid-Pilot Guerlain Chicherit kann seinen ersten Etappensieg bei der Rallye Dakar 2010 feiern. Der Franzose konnte die stellenweise turbulente elfte Etappe vom chilenischen Santiago ins argentinische San Juan für sich entscheiden. Am Ende der 220 Kilometer langen Wertungsprüfung hatten der frühere Freeride-Weltmeister Chicherit und seine Co-Pilotin Tina Thörner 30 Sekunden Vorsprung auf JMB-Pilot Orlando Terranova, der in einem der nun privat eingesetzten früheren Werks-Mitsubishis unterwegs ist.

Titel-Bild zur News: Guerlain Chicherit

Guerlain Chicherit darf seinen ersten Etappensieg bei der Dakar 2010 feiern

Die drittschnellste Zeit ging mit 39 Sekunden Rückstand an VW-Pilot Giniel de Villiers. Vierter wurde dessen Kollege Nasser Al-Attiyah, der 1:41 Minuten langsamer war als Chicherit. Der Katarer ist einem möglichen Gesamtsieg auf dieser Etappe einen großen Schritt näher gekommen. Denn Spitzenreiter Carlos Sainz kam nach zwei schleichenden Plattfüßen mit über sieben Minuten Rückstand ins Ziel. Damit konnte Al-Attiyah bei drei noch ausstehenden Etappen seinen Rückstand auf seinen spanischen Teamkollegen auf 4:28 Minuten verkürzen.#w1#

Tagesfünfter wurde mit Mark Miller (+2:50) ein weiterer Volkswagen-Pilot. Der Amerikaner ist in der Gesamtwertung weiterhin Dritter, sein Rückstand auf Sainz beträgt nun rund 23 Minuten. Zwei Sekunden langsamer als Miller war X-raid-Pilot Stéphane Peterhansel als Sechster. Peterhansel liegt im Gesamtklassement mit 2:09 Stunden Rückstand auf Sainz weiter auf dem vierten Platz.

Carlos Sainz und Nasser Al-Attiyah

Carlos Sainz und Nasser Al-Attiyah machen es noch einmal spannend Zoom

Vor dem Start in die heutige elfte Wertungsprüfung standen für die Teilnehmer erst einmal die zweite Andenüberquerung und der Grenzübertritt zurück nach Argentinien auf dem Programm. Dabei führte der Weg vorbei am fast 7.000 Meter hohen Cerro Aconcagua. Die Prüfung selbst begann in luftigen 2.000 Metern Höhe über Normalnull und führte dann noch weiter nach oben bis auf 3.000 Meter Höhe. Das war der einzige Abschnitt bei dieser Dakar, der in solchen Höhenlagen ausgetragen wurde. Die sauerstoffarme Luft sorgte dafür, dass die Teilnehmer auf einen Teil ihrer Motorleistung verzichten mussten.

Nach der WRC-ähnlichen ersten Hälfte in den Bergen führte die Route steil hinunter in die Ebene von Mendoza. Hier wurden die Bremsen der Autos stark beansprucht, ein Umstand, der unter anderem Peterhansel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Denn der Franzose muss seine Bremsen schonen, nachdem in der gestrigen zehnten Prüfung Probleme aufgetreten waren. Auf den letzten Kilometern warteten wieder offenere und schnellere Abschnitte auf die Teilnehmer.

Stéphane Peterhansel

Stéphane Peterhansel führte das Tagesklassement zwischenzeitlich an Zoom

In der hochgelegenen ersten Hälfte der Wertungsprüfung gaben die X-raid-Piloten das Tempo vor. Nach 51 Kilometer führte Chicherit mit 25 Sekunden Vorsprung auf seinen Kollegen Peterhansel. Auf Rang drei folgte Terranova im Mitsubishi. Bester VW-Pilot war de Villiers mit 46 Sekunden Rückstand vor Sainz, dem knapp eine Minute auf Chicherit fehlte.

Nach 102 Kilometern hatte Peterhansel seinen Kollegen von der Spitze des Tagesklassements verdrängt und führte nun mit knappen 13 Sekunden Vorsprung auf Chicherit. Dahinter wurde die Lücke größer: Miller und Terranova folgten zeitgleich mit 1:09 Minuten Rückstand vor Al-Attiyah. Sainz dagegen verlor wegen seiner Probleme viel Zeit.

Nach 148 Kilometern hatte sich Chicherit die Tagesführung zurückerobert, wenn auch nur knappe zwölf Sekunden vor Peterhansel. Al-Attiyah folgte mit 1:28 Minuten Rückstand auf dem dritten Platz vor Terranova und de Villiers. Und dann schien auch Peterhansel ein größeres Problem zu haben: Nach 190 Kilometern hatte er plötzlich mehr als vier Minuten Rückstand. Chicherit hatte damit als Tagesführender ein recht komfortables Polster auf seine Verfolger. Neuer Zweiter war Terranova mit 1:45 Minuten Rückstand, gefolgt von den VW-Piloten de Villiers, Al-Attiyah und Miller. Von da ab ließ sich Chicherit den Tagessieg nicht mehr nehmen, auch wenn Terranova und de Villiers noch einmal aufholen konnten.

Motorräder: Erster Etappensieg für Verhoeven

Bei den Motorrädern hat sich der Niederländer Frans Verhoeven seinen ersten Etappensieg bei der Rallye Dakar 2010 geholt. Der BMW Pilot hatte im Ziel allerdings gerade einmal drei Sekunden Vorsprung auf den Zweitschnellsten, KTM-Pilot Jonah Street. Street hatte das Tagesklassement zunächst angeführt, nach 190 Kilometern konnte sich aber Verhoeven an die Spitze setzen. Drittschnellster wurde Alain Duclos (KTM) mit einem Rückstand von 1:25 Minuten.

Gesamtleader Cyril Despres (KTM) kam als Tagessiebter mit 4:21 Minuten Rückstand ins Ziel. In der Gesamtwertung hat der Franzose jedoch von seinem Vorsprung nur wenige Minuten eingebüßt und führt immer noch mit einem Polster von 1:20:54 Stunden auf seinen zweitplatzierten Markenkollegen Pal-Anders Ullevalseter. Gesamtdritter bleibt Francisco Lopez Contardo (Aprilia) mit 1:23:34 Stunden Rückstand.

KTM-Star Marc Coma vergab heute schon am Anfang der Wertungsprüfung die Chance auf seinen nächsten Tagessieg. Denn der Spanier machte nach 13 Kilometern einen Navigationsfehler und fuhr geradeaus in die Berge statt rechts abzubiegen. Erst nach drei Kilometern bemerkte er seinen Irrtum, als er plötzlich am Wegpunkt von Kilometer 26 stand. Coma realisierte, dass er rund zehn Kilometer der Prüfung abgekürzt hatte und fuhr zurück zum 13-Kilometer-Punkt, um seine Fahrt von dort aus auf der richtigen Strecke fortzusetzen. Der Spanier kam schließlich mit einem Rückstand von 5:08 Minuten ins Ziel.

Ergebnis Autos elfte Etappe (Top 10):

01. Chicherit/Thörner (BMW X-raid) - 02:34:51 Stunden
02. Terranova/Maimon (Mitsubishi) + 00:00:30
03. de Villiers/von Zitzewitz (Volkswagen) + 00:00:39
04. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen) + 00:01:41
05. Miller/Pitchford (Volkswagen) + 00:02:50
06. Peterhansel/Cottret (BMW X-raid) + 00:02:52
07. Gordon/Grider (Hummer) + 00:05:01
08. Misslin/Polato (Mitsubishi) + 00:06:54
09. Sainz/Cruz (Volkswagen) + 00:07:19
10. Sousa/Baumel (Mitsubishi) + 00:07:26

Gesamtwertung Autos nach elf Etappen (Top 10):

01. Sainz/Cruz (Volkswagen) - 39:16:55 Stunden
02. Al-Attiyah/Gottschalk (Volkswagen) + 00:04:28
03. Miller/Pitchford (Volkswagen) + 00:23:50
04. Peterhansel/Cottret (BMW X-raid) + 02:09:53
05. Chicherit/Thörner (BMW X-raid) + 02:23:40
06. Sousa/Baumel (Mitsubishi) + 03:54:12
07. De Villiers/von Zitzewitz (Volkswagen) + 04:39:33
08. Spinelli/Palmeiro (Mitsubishi) + 05:28:25
09. Terranova/Maimon (Mitsubishi) + 05:33:42
10. Gordon/Grider (Hummer) + 05:41:38

Ergebnis Motorräder elfte Etappe (Top 10):

01. Verhoeven (BMW) - 02:44:50 Stunden
02. Street (KTM) + 00:00:03
03. Duclos (KTM) + 00:01:25
04. Ullevalseter (KTM) + 00:02:26
05. Lopez Contardo (Aprilia) + 00:03:48
06. Frétigné (Yamaha) + 00:03:49
07. Despres (KTM) + 00:04:21
08. Pedrero Garcia (KTM) + 00:04:59
09. Coma (KTM) + 00:05:08
10. Przygonski (KTM) + 00:05:23

Gesamtwertung Motorräder nach elf Etappen (Top 10):

01. Despres (KTM) - 42:05:10 Stunden
02. Ullevalseter (KTM) + 01:20:54
03. Lopez Contardo (Aprilia) + 01:23:34
04. Rodrigues (Yamaha) + 01:30:35
05. Duclos (KTM) + 01:54:39
06. Frétigné (Yamaha) + 02:00:57
07. Street (KTM) + 02:35:55
08. Pain (Yamaha) + 02:49:07
09. Przygonski (KTM) + 03:12:18
10. Pedrero Garcia (KTM) + 03:12:44