• 31.12.2023 11:06

  • von M.Fritzsche, Co-Autoren: R.Thukral, O.Puigdemont

MotoGP in Indien: Inwiefern die Premiere 2023 besser lief als erwartet

Die MotoGP-Stars blicken auf das Indien-Wochenende 2023 zurück, loben den Buddh International Circuit als herausfordernd und regen an, was noch besser werden muss

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Stars blicken auf das Indien-Wochenende 2023 zurück, loben den Buddh International Circuit als herausfordernd und regen an, was noch besser werden muss

Titel-Bild zur News: MotoGP-Action auf dem Buddh International Circuit in Noida, Indien

2023 gastierte die Motorrad-WM erstmals auf dem Buddh International Circuit in Indien Zoom

Aufgrund der Absage des eigentlich für Juli geplant gewesenen Grand Prix von Kasachstan war der Grand Prix von Indien das einzige neue Event im Rennkalender der zurückliegenden MotoGP-Saison 2023.

Als der in Greater Noida, etwas außerhalb von Neu-Delhi, gelegene Buddh International Circuit Ende September erstmals von der Motorrad-WM befahren wurde, gab es im Vorfeld jede Menge Skepsis. Die aber legte sich im Verlauf des Rennwochenendes zu großen Teilen.

Was bei den MotoGP-Piloten nach der Indien-Premiere im Kalender hängengeblieben ist, das ist größtenteils Lob und Respekt vor der Strecke, versehen mit ein paar wenigen Verbesserungsvorschlägen für die Zukunft.

"Die Strecke macht wirklich Spaß, aber die äußeren Bedingungen zu dieser Jahreszeit machen es extrem schwierig. Es war wirklich extrem heiß", erinnert sich Pol Espargaro an das Indien-Wochenende 2023. Dem Wunsch vieler MotoGP-Piloten, statt im heißen September künftig im etwas angenehmeren Oktober zu fahren, ist man aber zumindest im MotoGP-Kalender 2024 noch nicht nachgekommen.


Fotostrecke: Top 10: Die schnellsten MotoGP-Strecken

Bezogen auf die Strecke erinnert sich Weltmeister Francesco Bagnaia an das Indien-Wochenende mit den Worten: "Wir hatten damit gerechnet, dass die Strecke kaum Grip bieten würde. Auf der Ideallinie aber gab es vom ersten Tag an jede Menge Grip. Neben der Ideallinie allerdings war es doch sehr rutschig und man musste wirklich aufpassen, dass einem nicht das Vorderrad wegrutscht."

Genau das, nämlich ein Sturz über das Vorderrad, ist Bagnaia im Rennen in Kurve 5 passiert. Es war sein vierter und letzter Sturz in einem Rennen in dieser Saison. Nach dem Indien-Wochenende blieb der Ducati-Pilot sowohl in den Grands Prix als auch in den Sprints immer im Sattel, fuhr dabei jedes Mal in die Punkteränge und errang schließlich zum zweiten Mal hintereinander den MotoGP-Titel.

Auch Marc Marquez hat nach der MotoGP-Premiere gute Erinnerungen an den Buddh International Circuit in Indien. "Das Layout der Strecke ist toll und der Grip war besser als wir erwartet hatten, viel besser als beispielsweise in Montmelo (Barcelona; Anm. d. Red.)", so der sechsmalige MotoGP-Weltmeister. 2024 wird Marc Marquez den Kurs nicht mehr mit einer Honda, sondern wie Bagnaia und Co. mit einer Ducati unter die Räder nehmen.

Welche Kurven die größten Herausforderungen sind

Welche Passagen des Buddh International Circuit sind für die Motorradfahrer die größten Herausforderungen? Für diese Frage gibt es mehrere Antworten. "Diese langgezogene Kurve da, Kurve 8/9, hebt sich mit ihrem Banking komplett von allem anderen ab, was wir im Rennkalender vorfinden", sagt etwa Pol Espargaro.

"Auch die Kurven 10, 11 und 12 sind ziemlich technisch, vor allem Kurve 12, die bergab führt", so Espargaro und weiter: "Das alles macht es im Zusammenspiel mit den hohen Temperaturen nicht nur für uns Fahrer, sondern auch für die Motorräder, zu einer Herausforderung."

MotoGP-Action auf dem Buddh International Circuit in Noida, Indien

Kurve 12, die vorletzte Kurve vor Start/Ziel, liegt nicht einsehbar auf einer Kuppe Zoom

Jack Miller ergänzt: "Es gibt mehrere Kurven, in denen du den Scheitelpunkt anpeilen musst, bevor du ihn überhaupt sehen kannst. Das erinnert mich ein wenig an den Sachsenring. Man fährt mehr als üblich nach Gefühl. Das macht aber Spaß."

Und Fabio Quartararo beschreibt den indischen Grand-Prix-Kurs mit den Worten: "In Kurve 1 ist es schwierig, den richtigen Bremspunkt zu finden. Beim Richtungswechsel in den Kurven 6/7 musst du ganz präzise sein. In Kurve 8/9 ist es nicht einfach, die richtige Linie zu finden, weil es eine extrem langgezogene Kurve ist. Und Kurve 12 ist eine Kurve, die man quasi blind anfährt."

Die fahrerisch größte Herausforderung, darüber sind sich die meisten MotoGP-Piloten einig, wartet in Noida direkt zu Beginn der Runde. Wie schwierig Kurve 1 zu meistern ist, das beschreibt Miguel Oliveira stellvertretend für viele seiner Kollegen.

Start zum MotoGP-Sprint auf dem Buddh International Circuit in Noida 2023: Jorge Martin führt

Kurve 1: Die enge Rechts und der Bergab-Linksbogen (Kurve 2) sind nicht einfach Zoom

"Kurve 1 ist knifflig. Es ist im Grunde eine 90-Grad-Kurve. Das heißt, es gibt nur eine Linie durch die Kurve. Dann geht es nach links, aber vorher erst noch ein bisschen weiter nach rechts. Das ist wirklich nicht einfach. Noch dazu geht es an dieser Stelle leicht bergab, bevor es dann auf dem Weg zu Kurve 3 bergauf geht. Alles in allem ist es ein Albtraum, diese Passage richtig hinzukriegen", so Oliveira.

Jorge Martin ergänzt: "Kurve 1 sieht breiter aus als sie ist. Man kommt dort mit über 300 km/h an, aber es ist eben doch eine Kurve, die nur im ersten Gang durchfahren werden kann." Und Oliveira sagt noch: "Wenn du in Kurve 1 nur einen Tick zu spät bremst, ist alles im Eimer."

Was für die Zukunft noch besser werden muss

Insgesamt äußern sich die MotoGP-Piloten nach dem ersten Rennwochenende in Indien großteils lobend über den Buddh International Circuit, der in den Jahren 2011 bis 2013 dreimal von der Formel 1 befahren wurde. Ein paar Verbesserungsvorschläge gibt es für die kommenden MotoGP-Events auf dieser Strecke aber noch.

"Der Sicherheitsstandard war deutlich höher als wir es vor der Anreise erwartet hatten", sagt Marc Marquez und merkt an: "Klar, an ein, zwei Stellen könnte man noch etwas verbessern. Aber das gilt im Grunde für jede Strecke."

"Wir versuchen beispielsweise auch in Montmelo (Barcelona; Anm. d. Red.) oder in Jerez immer noch Verbesserungen zu bewirken. Wenn man hier [in Noida] für kommendes Jahr noch ein bisschen was verbessert, dann ist das nicht nur eine großartige MotoGP-Strecke, sondern auch eine extrem sichere MotoGP-Strecke", so Marquez.

Aleix Espargaro bestätigt im Großen und Ganzen die Meinung des sechsmaligen MotoGP-Champions, indem er sagt: "Die Auslaufzonen "könnten an ein paar Stellen modifiziert werden, indem zum Beispiel ein paar Mauern zurückversetzt werden."

Buddh International Circuit in Noida, Indien

In Kurve 8/9 (Foto) gibt es jede Menge Auslauf, in Kurve 10 hingegen wenig Zoom

Joan Mir gibt zum Thema der Sicherheit des Buddh International Circuit für die Motorradfahrer zu bedenken: "Im Trockenen ist es in Ordnung. Im Nassen ist es eine andere Sache." Am Indien-Wochenende 2023 war es überwiegend trocken gewesen. Als am Samstag Regen aufzog, wurde der Zeitplan über den Haufen geworfen.

Es wurde ein Sondertraining eingeschoben, in dem die Strecke aber nicht komplett nass, sondern nur noch teilweise feucht war. Der Start des Sprints wurde anschließend mehrmals verschoben, bevor das kurze Samstagsrennen dann doch über die geplante Distanz auf trockener Strecke über die Bühne ging.

Als Jorge Martin die Frage nach dem Sicherheitsstandard des Buddh International Circuit gestellt bekommt, antwortet er anders als seine Vorredner mit einer konkreten Kurve: "Kurve 10 ist diesbezüglich ein bisschen am Limit", sagt er über die Linkskurve, die sich direkt an die überhöhte Doppelkurve 8/9 anschließt.

Das Thema Auslaufzonen ist auch für Pol Espargaro das, was ihm bezüglich Verbesserungen am indischen Kurs für die Zukunft einfällt. "Wenn man mich fragt, dann sollte am Layout der Strecke gar nichts geändert werden. Das nämlich ist wirklich hervorragend", lobt der jüngere der beiden Espargaro-Brüder den Buddh International Circuit.

"Das einzige, was mir einfällt, wäre hier und da eine etwas größere Auslaufzone. Das wäre sicherlich gut. Die Strecke selbst hat aber wirklich jede Menge Charakter. Das ist es doch, was wir Fahrer uns wünschen", so Pol Espargaro, der allerdings 2024 keine volle MotoGP-Saison mehr fahren wird.

MotoGP-Action auf dem Buddh International Circuit in Noida, Indien

Der Grand Prix von Indien steht auch für 2024 im MotoGP-Kalender Zoom

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