Vom Ingenieur angetrieben: Yvan Muller macht den Räikkönen

Die Citroen-Piloten wurden im WTCC-Qualifying von ihren Ingenieuren zu Höchstleistungen getrieben, doch einmal wurde es Yvan Muller zu viel

(Motorsport-Total.com) - Am Ende war scheinbar alles wie immer: Trotz eines Gewichtsnachteils von 80 Kilogramm und eine schwachen Vorstellung in den Freien Trainings fuhren die beiden Citroen-Werksfahrer Yvan Muller und Jose-Maria Lopez im Qualifying der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) auf dem Slovakiaring bei Pressburg ganz nach vorne. Muller sicherte sich mit einer Rundenzeit von 2:03.910 Minuten knapp vor Lada-Pilot Nick Catsburg seine 29. Pole-Position in der WTCC, Weltmeister Lopez kam auf Rang drei.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Yvan Muller hatte irgendwann von der Anfeuerung seiner Ingenieure genug Zoom

"Ich habe mir im Qualifying alles für Q3 aufgespart und hätte keine bessere Runde fahren können", sagt Muller. "Es war keine perfekte Runde, denn die gibt es nicht, war aber nicht weit davon entfernt." Für Muller war es die erste Pole-Position seit Juni 2015, als er ebenfalls auf dem Slovakiaring zuletzt auf den ersten Startplatz gefahren war.

Die heutige Pole-Position kam für den WTCC-Rekordchampion überraschend - ganz im Gegensatz zu seinen Ingenieuren. "Als wir hier ankamen, haben die Ingenieure gesagt: 'Wir haben es simuliert und denken, dass wir auf die Pole-Position fahren können.' Ehrlich gesagt haben Jose und ich nach dem Freien Training nicht daran geglaubt", sagt Muller. "Aber letztlich hatten die Ingenieure wieder einmal recht."

Die Kollegen vom Kommandostand hatten laut Muller einen großer Anteil an seiner Pole-Position. "Sie haben mich im Qualifying ständig angetrieben, diese Rundunzeit zu fahren. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft", sagt er. Allerdings wurde ihm die Anfeuerung seiner Ingenieure irgendwann zu viel, sodass er ganz im Stile eines Kimi Räikkönen am Boxenfunk sehr entschlossen reagierte.

"Sie haben mir gesagt: 'Du musst da schneller fahren, Jose ist dort schneller und dies und das.' Irgendwann habe ich dann gesagt: 'Haltet die Klappe, ihr gebt mir zu viele Informationen, ich muss mich auf meinen Kram konzentrieren'", sagt Muller. "Es war sehr aufregend aber auch sehr kompliziert, alles auf den Punkt zu bringen."


Fotos: WTCC in Pressburg, Trainings & Qualifying


Das gelang seinem Teamkollegen Lopez heute gleich zweimal nicht. Zu Beginn von Q1 kam der Argentinier in Kurve 4 von der Bahn ab und verteilte nach dem Abflug reichlich Kies auf der Fahrbahn, weshalb das Qualifying mit der roten Flagge unterbrochen werden musste. Bei diesem seltenen Fehler des Weltmeisters hat ebenfalls der Druck der Ingenieure eine Rolle gespielt.

"Ich habe versucht, mich an das Limit heranzutasten. Das Team hat mir gesagt: 'Du verlierst am Kurveneingang, gib dort etwas mehr.' Ich habe es versucht, habe aber die Kontrolle über das Auto verloren", so Lopez. "Zum Glück ist dabei nichts kaputtgegangen." Im Einzelzeitfahren brachte Lopez dann ebenfalls keine gute Runde zusammen und verpasste so die erste Startreihe. "Meine Runde in Q3 war nicht perfekt, in Kurve 8 bin ich etwas von der Linie abgekommen. Aber das kann passieren, wenn dein Team und die Konkurrenz dich fordern", meint der Argentinier.