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Priaulx-Kolumne: "Schreibt uns bloß nicht ab"
BMW Pilot Andy Priaulx berichtet in seiner Kolumne bei 'Motorsport-Total.com' vom Jubiläumssieg in Brünn und spricht über Parallelen zu Mark Webber
Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
© xpb.cc
Ein Küsschen in Ehren: Der Sieg in Brünn war etwas ganz Besonderes für mich
ich habe nur eine Nachricht für unsere Konkurrenten: Schreibt uns bloß nicht ab! Man hat unseren BMW 320si zu Saisonbeginn gerne als Außenseiter dargestellt, doch nach dem jüngsten WM-Event in Tschechien muss man uns durchaus wieder zur Riege der Titelkandidaten hinzuzählen.
Angesichts der Ereignisse dieses Rennjahres muss ich mich aber noch immer kneifen. Fünf Siege hätte ich in meinen wildesten Träumen nicht erwartet. Darüber hinaus bin ich mächtig stolz darauf, BMW den 50. Sieg in der Tourenwagen-WM beschert zu haben. Mit 17 Rennerfolgen stehe ich zudem an der Spitze der WTCC-Gewinnerliste und habe zwei Siege mehr auf dem Konto als mein BMW Team RBM Stallgefährte Augusto Farfus.#w1#
Die lange Nacht macht sich bezahlt
Einfach mache ich es mir aber nun wirklich nicht. Vor Brünn war ich sehr zuversichtlich, dass dieser Kurs unserem Auto entgegen kommen würde. Und jetzt kommt der Haken an dieser Sache: In der Qualifikation lief nämlich alles schief für mich. Ich beging einen Fehler und musste teuer dafür bezahlen. Ich konnte im Zeittraining einfach nicht das richtige Gefühl aufbauen. So musste ich am Sonntag von Startplatz elf ins erste Rennen gehen und hatte eine riesige Aufgabe vor mir.
© fiawtcc.com
Voller Einsatz: In Tschechien musste ich wieder einmal ziemlich viel aufholen... Zoom
Samstagnacht saßen mein Renningenieur Sam und ich noch lange zusammen. Wir bilden bereits seit meinem Einstieg bei RBM 2003 ein Gespann und kennen uns so gut wie ein Ehepaar. Wir schauten uns die Daten an und waren guter Dinge, eine Lösung gefunden zu haben. Das wiederum konnte uns nur das weitere Geschehen bestätigen. Das Warmup am Sonntagmorgen war demnach die Nagelprobe. Und Heureka - wir haben es geschafft! Wir belegten Rang eins und waren rennbereit.
Der fliegende Start gleicht immer ein wenig einem Hauen und Stechen, doch ich überstand den Start und bekam dabei nur ein paar kleinere Liebesbekundungen meiner Konkurrenten ab, wie ich zu sagen pflege. Mein Auto kehrte jedenfalls heil aus der Startrunde zurück. Bis dahin hatte ich schon zwei Plätze gutgemacht, zwei Runden später lag ich bereits an Rang sieben. In Runde elf eroberte ich den sechsten Platz und die Zielflagge sah ich schließlich als Fünfter. Damit war ich sehr zufrieden.
Die frühe Führung und der Jubiläumssieg
Beim zweiten Rennen ging ich gemeinsam mit meinem BMW Markenkollegen Colin Turkington aus Reihe zwei an den Start. Wir kamen beide sehr gut los und Colin ging vor mir in Führung. In Runde zwei setzte ich mein Manöver und schnappte mir die Spitzenposition. Danach ging es nur noch darum, diese herrliche Strecke zu genießen und meine Verfolger auf Distanz zu halten. Meine Gefühle beim Überfahren der Ziellinie von Tschechien kann ich allerdings kaum in Worte fassen.
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Auf dem Weg zum Doppelsieg: Hinter mir fährt mein Markenkollege Colin Turkington Zoom
Dieser Sieg stellte einen Meilenstein für BMW und auch für mich selbst dar. Und wie es der Zufall so will: Auf eben diesem Kurs hatte ich 2003 mein erstes Rennen für BMW gewonnen, als wir in der europäischen Tourenwagen-Meisterschaft antraten. An dieser Stelle möchte ich mich gerne bei zwei Herren bedanken, die meine Rennkarriere bei BMW ermöglicht haben: 2003 nahmen mich Peter Walker und Chris Willows für das BMW Team GB, wie es damals hieß, unter Vertrag.
Seither haben mich die beiden stets hervorragend unterstützt. Es war großartig, sie in Brünn mit dabei zu haben, als wir ein derart historisches Wochenende hatten. Als sich der Staub gelegt hatte, erkannte ich, dass ich 35 Punkte geholt habe. Jetzt liege ich nur noch 16 Zähler hinter meinem alten Rivalen Yvan Muller, der die Fahrerwertung anführt. Bei noch acht zu fahrenden Rennen ist das keine Entfernung. Ein punkteloses Wochenende tut eben weh - siehe Yvan in Brünn.
Das Heimrennen wirft seine Schatten voraus
Es war jedenfalls klasse, in der Box mit meinem Team und auch mit meiner Familie zu feiern. Ich weiß nicht, was emotionaler war. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass ein paar Tränen geflossen sind und dass es viele glückliche Gesichter gab - und natürlich auch "einige" Drinks. Jetzt gehe ich gestärkt in die lange Sommerpause, doch wir werden uns gewiss nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir werden alles geben, um in Oschersleben unseren Heimsieg aus dem Vorjahr zu wiederholen.
Eines noch: Ich möchte Mark Webber zum Sieg beim Großen Preis von Ungarn gratulieren und mich für das Autogramm und die Nachricht bedanken, die er meinem Sohn Sebastian zukommen ließ. Sebastian ist ein großer Fan von Mark und in Brands Hatch kauften wir ihm ein Red-Bull-Automodell. Mark hat die Schachtel in Hockenheim mit den Worten "Folge deinem Traum2 signiert. Schön, dass wir beide dies am gleichen Tag umsetzen konnten.
Euer