• 13.09.2008 12:32

  • von Stefan Ziegler

Engstler: "Die WTCC braucht Privatteams"

Privatier Franz Engstler gibt einen kleinen Einblick in die Arbeitsweise eines Privatteams in der Tourenwagen-WM - "Faktor Zeit" als klarer Nachteil

(Motorsport-Total.com) - Seit dieser Saison ist Franz Engstler mit seinem eigenen Rennstall in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft aktiv und konnte bislang schon einige Achtungserfolge feiern. Zwar konnte der Deutsche noch nicht den erhofften Sieg bei den Privatiers einfahren, doch ist der Rennstall in beiden Wertungen der Independent's Trophy hervorragend platziert. Als Privatteam stehen Engstler und seiner Truppe aber nicht die Möglichkeiten offen, wie sie die größeren Werksteams haben.

Titel-Bild zur News: Franz Engstler

Franz Engstler hat mit seinem Privatteam viel Freude in der Tourenwagen-WM

Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' brach Engstler aber dennoch eine Lanze für die Wagen in der Independent-Wertung: "Ich denke, die Tourenwagen-WM braucht die Privatteams", sagte der 47-Jährige. "Es gibt genauso viele Independent-Fahrzeuge wie Werksfahrzeuge und meiner Meinung nach kann keiner ohne den anderen leben und gleichzeitig guten Motorsport bieten."#w1#

Privatteams als wichtiger WTCC-Bestandteil

"Die WTCC wird es sicherlich nicht schaffen, zehn verschiedene Hersteller zu bekommen, die jeweils fünf Autos an den Start bringen", meinte Engstler. "Das wird sicherlich nicht machbar sein. Somit denke ich, dass auch die Veranstalter wissen, wie wichtig die Privatteams für die Serie sind - zumal diese ja auch auf einem sehr hohen Level arbeiten."

"Man muss sich nur die Zeiten anschauen: Es befinden sich fast 20 Autos innerhalb von nur einer Sekunde, wir reden ja nicht davon, dass die Privatteams drei Sekunden langsamer sind. Teilweise schlagen wir ja auch Werksautos und darin zeigt sich ja schon, wie professionell die Privatteams sind." Dennoch gibt es einen bedeutenden Unterschied zwischen Werksteams und privaten Rennställen.

Zeit spielt eine große Rolle

"Das Thema ist da eigentlich der Faktor Zeit", erläuterte Engstler. "Wir haben als Privatteam zum Beispiel kein eigenes Testauto. Wenn die Fahrzeuge also per Schiff zu uns zurückkommen, haben wir einfach keine Möglichkeit, Testfahrten zu veranstalten. Auf dem Schiffsweg ist der Container halt vier Wochen lang unterwegs und in dieser Zeit können wir nicht arbeiten und erst recht nicht testen."

"Diesen Vorteil haben die Werksteams einfach: Sie können ihre Fahrzeuge fliegen und können in der darauffolgenden Woche schon wieder mit der Testarbeit beginnen. Das schaffen wir einfach nicht. Speziell unserem Team fehlen einfach auch Testkilometer. Ich kann jetzt nur für BMW sprechen, aber die Unterstützung seitens des Herstellers ist absolut perfekt."

"Wir bekommen jeglichen Support vom Hersteller und nach jedem Training kommen die Ingenieure und fragen, ob alles in Ordnung ist", schilderte Engstler die Situation seines Teams im Rahmen der Tourenwagen-WM. "Man merkt also schon, dass ein umfangreiches Interesse daran besteht, dass auch die Privatteams ordentlich abschneiden."