• 04.11.2012 09:38

  • von Stefan Ziegler

Muller mit Foul an Menu: Huff profitiert und siegt

Mit dem Messer zwischen den Zähnen: Yvan Muller wütet sich erneut durch das Feld und räumt Alain Menu ab - Rob Huff ist der lachende Dritte und siegt

(Motorsport-Total.com) - "Yvan, der Schreckliche" und warum er diesen Spitznamen trägt: Weltmeister Yvan Muller (Chevrolet) ließ sich auch im zweiten Rennen von Schanghai zu einem zweifelhaften Manöver hinreißen und räumte Alain Menu (Chevrolet) ab. WM-Spitzenreiter Rob Huff (Chevrolet) war der lachende Dritte, siegte und baute damit auch seine Führung in der Gesamtwertung aus. Und hat vor Macao allerbeste Karten.

Titel-Bild zur News: Robert Huff

So jubelt ein Sieger, der nicht damit gerechnet hatte: Rob Huff ist WM-Leader Zoom

Huff geht mit 390 Punkten in das große Finale. Muller und Menu, im zweiten Rennen von Schanghai auf den Rängen zwei und drei klassiert, bringen es nach der China-Veranstaltung der WTCC auf 367 beziehungsweise 352 Zähler. Bei maximal noch 55 zu vergebenden Punkten (je 25 für den Sieg und einmal fünf für die Pole-Position) ist beim Leitplanken-Roulette in Macao einfach alles möglich.

Doch zurück zum Renngeschehen: Was den fünften Saisonsieg und 23. WTCC-Erfolg von Huff erst möglich machte, war ein Überholversuch am Ende der Zielgeraden. "Ich habe einfach einen Tick zu spät gebremst", sagt Muller über diese Szene. Das reichte offensichtlich aus, um den Führenden im Rennen, Menu, in einen heftigen Dreher zu zwingen und ihn dabei um die Position zu erleichtern.

Pech nur, dass Huff in die sich plötzlich vor ihm auftuende Lücke stach und Platz eins übernahm. Vor Muller, der sich wenig später hinter Menu zurückfallen ließ. Fürchtete da jemand eine Strafe durch die Rennleitung? Es hatte den Anschein. Was Muller allerdings nicht davon abhielt, zwei Runden später noch einmal an Menu vorbeizugehen. Dieses Mal aber auf faire Art und Weise - und ohne Gegenwehr.


Fotos: WTCC in Schanghai


MacDowall räumt Michelisz ab

Das zweite Schanghai-Rennen der WTCC hatte bereits sehr turbulent begonnen. Während Tom Coronel (ROAL-BMW) und Stefano D'Aste (Wiechers-BMW) wahre Raketenstarts hinlegten und auf den Positionen eins und zwei in die erste Kurve einbogen, fuhr Alex MacDowall (Bamboo-Chevrolet) seinen Titelrivalen Norbert Michelisz (Zengö-BMW) an eben dieser Stelle gekonnt über den Haufen.

Mit Folgen für beide: Michelisz schied kurz darauf aus, MacDowall fiel zurück ins Hinterfeld. Und vorn setzten sich die beiden BMW-Piloten erst einmal ab. Allerdings nicht allzu weit, denn Menu (3.), Muller (5.) und Huff (7.) hatten sich bereits um einige Positionen verbessert. Noch in der ersten Runde fiel Gabriele Tarquini (Lukoil-SEAT) dem "blauen Express" zum Opfer - Muller und Huff rutschten durch.

Alain Menu, Yvan Muller

Die entscheidende Szene: Yvan Muller "foult" Alain Menu in der ersten Kurve Zoom

In der zweiten Runde war D'Aste an der Reihe. Und wieder machten Menu, Muller und Huff - dieses Mal im Dreierpack - kurzen Prozess. Coronel hielt sich immerhin einen weiteren Umlauf lang an der Spitze, doch zu Beginn der fünften Runde war er seine Führung und die Siegchancen los und nur noch Vierter. Und bis zur achten Runde fuhren die Chevrolet-Piloten einträchtig hintereinander her.

Turkington und Monteiro begeistern

Dann wurde Muller aktiv - mit den bereits beschriebenen Folgen. Im Mittelfeld war es bis dahin nicht minder munter zur Sache gegangen. Vor allem Colin Turkington (Aviva-Chevrolet), der beim Start weit nach hinten zurückgefallen war, und der von Rang 17 kommende Tiago Monteiro (Honda) sorgten für beste Unterhaltung. Rundenlang balgten sich die Routiniers um die hinteren Plätze in den Top 10.

Die besten Szenen bot das Duo im Kampf mit Tom Boardman (STR-SEAT): Turkington wäre einmal fast in der Haarnadel vom Kurs geschossen, fing seinen Chevrolet aber gerade noch ein. Um sich dann in der "Schneckenkurve" nach Start und Ziel außen neben Boardman zu setzen, der ihn in den Kies schicken wollte. Prompt rodelten beide durch das Abseits, doch Turkington quetschte sich durch.

Fredy Barth, Tiago Monteiro

Tiago Monteiro im Honda und Fredy Barth im SEAT mischten das Feld ordentlich auf Zoom

Damit waren die Positionen bezogen. Hinter Huff, Muller und Menu rauschten nach 13 Rennrunden auf dem 4,6 Kilometer langen Shanghai International Circuit noch Coronel, D'Aste (mit offener Fahrertür), Mehdi Bennani (Proteam), Tarquini, Turkington, Boardman und Alberto Cerqui (ROAL-BMW) in den Top 10 über die Linie. Honda-Pilot Monteiro ging als knapper Elfter erstmals leer aus.

Wende in den Gesamtwertungen

Für die beiden deutschsprachigen Rennfahrer Fredy Barth (SEAT-Swiss) und Franz Engstler (Engstler-BMW) hielt der zweite Lauf nichts Zählbares bereit. Der Schweizer und der Deutsche staubten zwar noch Punkte in der Privatierwertung ab, holten auf den Rängen 14 und 15 aber keine WM-Punkte. Ebenfalls in die Röhre schaute das Ford-Team: Tom Chilton (Aon) wurde nur 19.

Und so kommt es bereits in zwei Wochen zum großen Showdown in den Gesamtwertungen der WTCC. Den Konstrukteurstitel hat Chevrolet ja bereits in Suzuka unter Dach und Fach gebracht, doch in der Fahrer-WM ist weiterhin alles offen - und nach den beiden "Aussetzern" von Muller mehr denn je in dieser Saison. Ob im "Endspiel" in Macao dann wieder mit so harten Bandagen gekämpft wird?

Stefano D'Aste, Alain Menu, Robert Huff, Yvan Muller

Dieses Bild spricht Bände: Nur Rob Huff und Stefano D'Aste sind zufrieden ... Zoom

Diese Frage gilt übrigens auch für die Gesamtwertung der Privatiers. Dort haben sowohl Michelisz als auch Pepe Oriola (Tuenti) in Schanghai gewaltig Federn gelassen. Und weil D'Aste gleich in beiden Rennen die Klassensiege für sich verbuchen konnte, hat er die Lücke zu seinen Rivalen geschlossen. Es ist also angerichtet: Das schillernde Macao muss wieder einmal die Entscheidungen bringen ...