• 24.06.2011 12:18

  • von Stefan Ziegler

Sonderegger wirft das Handtuch: Abschied von der WTCC

WTCC-Neuling Urs Sonderegger steigt nach vier Events aus der Tourenwagen-WM aus - Trennung im Guten vom deutschen Wiechers-Rennstall

(Motorsport-Total.com) - Urs Sonderegger geht nicht mehr länger in der WTCC an den Start. Der 47-jährige Schweizer und das deutsche Wiechers-Team gaben wenige Tage nach dem Rennevent in Tschechien ihre Trennung bekannt. Ursprünglich war vorgesehen, dass Sonderegger noch bis zur Veranstaltung in Deutschland im Cockpit des BMW 320 TC sitzen wird, doch der WM-Neuling wollte schon jetzt etwas kürzer treten.

Titel-Bild zur News: Urs Sonderegger

Urs Sonderegger wird ab sofort nicht mehr länger in der Tourenwagen-WM antreten

Aus beruflichen Gründen verzichtet Sonderegger auf weitere Renneinsätze in der WTCC und erklärt: "Bei mir dreht sich alles ums Leben. Einiges, was für andere eine Hauptbeschäftigung ist, mache ich nur so nebenbei. Ich bin sicher, den Anschluss ins Feld schaffen zu können, wenn ich auf anderes verzichten könnte. Die Voraussetzung für diesen Verzicht hat sich allerdings nicht eingespielt."

Der Schweizer betont, sich im Guten von Wiechers und der Tourenwagen-WM zu verabschieden, ist aber zugleich zufrieden und froh über seine Entscheidung. "Ich war happy, angefangen zu haben. Jetzt bin ich noch mehr happy aufgehört zu haben", sagt Sonderegger. Wiechers-Teammanager Dominik Greiner zeigt Verständnis für den Schritt Sondereggers, der WTCC den Rücken zu kehren.

Ein Abschied im Guten

"Wir haben mit Urs bis heute vier Veranstaltungen absolviert, jedoch war der Rückstand in jedem Rennen ein wenig groß, da ihm eindeutig die Fahrpraxis fehlt", meint Greiner im Hinblick auf die noch sehr junge Rennkarriere des 47-Jährigen und merkt an: "Da Urs früher selbst ein Topsportler im Wintersport war, hatte er natürlich auch im Motorsport eine große Erwartungshaltung an sich selbst."

"Das ganze Team kann Urs und seine sehr humorvolle Art gut leiden." Dominik Greiner

"Diese konnte er im Rennauto aber nicht umsetzen, was er selbst realisierte. Deshalb wird Urs das Team und die laufende Meisterschaft auf eigenen Wunsch verlassen. Wir haben in der kurzen Zeit in Urs jedoch einen guten und sehr menschlichen neuen Freund gewonnen. Das ganze Team kann Urs und seine sehr humorvolle Art gut leiden", gibt Teammanager Greiner zu Protokoll.

Thomas Schiemann, technischer Leiter beim Wiechers-Team, stimmt zu und ergänzt: "Für einen Quereinsteiger, der vom Skirennsport zum Motorsport wechselt, hat sich Urs super aus der Affäre gezogen. Wer in dieser Liga dabei sein möchte, muss sein Herz an der richtigen Stelle haben. Das hat er", findet Schiemann und fügt hinzu: "Das, was Urs umsetzen sollte, hat er mit Bravour gemacht."

Respekt vor der Leistung des Neulings

"Auch wenn die Zeiten nicht immer die Besten waren, hat er eine Menge dazugelernt. Ich habe gerne mit ihm zusammen gearbeitet und hoffe, dass wir das auch wieder tun werden. Ich kenne denn BMW 320 TC ganz gut, denn den Vortest am Lausitzring haben wir zusammen gemacht. So ein Auto schnell um die Kurven zu bringen, bedarf viel Routine - und die letzten Sekunden zur Weltspitze sind hart."

"Hut ab vor seinem Entschluss, denn ich bin mir sicher: Wir werden ihn wiedersehen." Thomas Schiemann

"Dafür braucht es Zeit, Geduld und Talent", meint Schiemann. "Talent hat Urs bestimmt!" Vom Rest habe man als Selbstständiger allerdings zu wenig und "nicht immer einen freien Kopf", erläutert der Technikchef von Wiechers. "Hut ab vor seinem Entschluss, denn ich bin mir sicher: Wir werden ihn wiedersehen." Offen ist zunächst allerdings, wer nun das Lenkrad des BMW Autos übernimmt.

"Wer in den verbleibenden Rennen am Steuer sitzt, werden wir in Kürze bekanntgeben", sagt Greiner. Ohnehin war zur Saisonmitte eine Neubesetzung des Cockpits geplant, die nun möglicherweise etwas eher erfolgt. Sonderegger hatte es bei seinen bisherigen Einsätzen verpasst, in die Top 8 der Privatiers vorzudringen. Dementsprechend wartet Wiechers 2011 noch auf die ersten Zähler.