• 03.04.2010 14:06

  • von Britta Weddige

SS18-21: Loeb ist der "Wüstenkönig"

Sébastien Loeb hat in Jordanien seinen 56. WRC-Sieg geholt - Strittige Teamtaktiken, starker Jari-Matti Latvala und erste WRC-Punkte für Kimi Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Sébastien Loeb hat sich zum "Wüstenkönig" gekrönt: Der Citroën-Star hat die Rallye Jordanien gewonnen und damit seinen insgesamt 56. WRC-Sieg geholt. Ford-Pilot Jari-Matti Latvala beendete die Rallye Jordanien als Zweiter mit 35,8 Sekunden Rückstand auf Loeb, weitere 36 Sekunden dahinter belegte Petter Solberg Rang drei. In der Fahrer-WM konnte Loeb seinen Vorsprung auf 25 Punkte ausbauen, Latvala ist neuer Zweiter. Ford-Titelanwärter Mikko Hirvonen, der wegen es Fahrfehlers am gestrigen Freitag leer ausging, ist nun mit 31 Punkten Rückstand auf Loeb WM-Dritter.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb

Sébastien Loeb konnte bei der Rallye Jordanien seinen 56. WRC-Sieg einfahren

Der Rallyesamstag in Jordanien bekam am frühen Morgen einen faden Beigeschmack. Denn sowohl Citroën als auch Ford reizten die Grenzen des Reglements aus, um ihren Toppiloten eine bessere Startposition zu verschaffen. Eigentlich hätte die Startreihenfolge aufgrund des gestrigen Tagesergebnisse Loeb, Sébastien Ogier und Latvala gelautet.#w1#

Doch Ogier und Ford-Pilot Hirvonen kamen freiwillig zu spät beziehungsweise zu früh zu diversen Kontrollpunkten. Das brachte zwar beiden massive Zeitstrafen ein, schob sie in der Startorder aber nach vorn, so dass Ogier für Loeb und Hirvonen für Latvala den Straßenkehrer spielen konnten. Im Servicepark hat das zu zahlreichen Diskussionen geführt - aber solange das Reglement solche Schachzüge zulässt, müssen alle damit leben.

Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala konnte mit seinem zweiten Platz viel Selbstvertrauen tanken Zoom

Loeb selbst war auch nicht begeistert, lässt seine Freude über den Sieg davon aber nicht trüben. Schließlich hatte er auch als Zweiter auf der Piste noch schwierige Bedingungen. "Es war ein großartiges Wochenende", bilanziert der Franzose. "Es war eine sehr schwierige Rallye, sehr schnell, mit vielen Tücken und Steinen auf der Piste. Von daher bin ich happy, dass ich gewonnen habe. Wir hatten uns gestern entschieden, vorn zu bleiben. Ich glaube, das war die richtige Entscheidung. Ich konnte auch als Zweiter auf der Piste schneller fahren als die anderen."

Latvala hatte nach dem gestrigen Tag noch eine kleine Chance gesehen, die Rallye Jordanien zu gewinnen. Denn er hatte auch als Erster auf der Piste eine starke Leistung gezeigt. Doch als feststand, dass Loeb heute einen Straßenkehrer hat, war im klar, dass er seinen Rückstand von 27 Sekunden im Laufe des Tages nicht mehr aufholen kann. "Ich bin auch mit Platz zwei happy. Ich konnte heute nicht mehr um den Sieg kämpfen, dazu war die Lücke zu groß. Aber es ist toll, nach Schweden und Mexiko nun auch in Jordanien mit Platz zwei ein Spitzenergebnis geholt zu haben", erklärt Latvala und schiebt kämpferisch hinterher: "Es ist auch gut für mein Selbstvertrauen. Jetzt kann ich Loeb auch mehr angreifen!"


Fotos: WRC: Rallye Jordanien


Citroën-Privatier Solberg war als Vierter in den Tag gestartet. Da Ogier wegen seiner Strafminuten im Klassement zurückfiel, übernahm der Norweger kampflos Platz drei. Den ließ er sich nicht mehr nehmen. Im Rallyeverlauf hatte Solberg sogar die Chance, mit um den Sieg zu kämpfen, doch Probleme mit Übersteuern kosteten ihn zuviel Zeit. Das hält Solberg jedoch nicht davon ab, auch seinen dritten Platz zu feiern: "Ich bin sehr happy, zweimal in Folge auf dem Podium zu stehen ist absolut perfekt. Ich habe gestern 55 Sekunden verloren und es ist schwer, noch einmal aufzuholen. Deshalb habe ich heute Nachmittag nichts mehr riskiert."

Petter Solberg

Petter Solberg fuhr zum zweiten Mal in Folge auf das Podium Zoom

Loebs Citroën-Kollege Dani Sordo beendete die Rallye Jordanien auf dem vierten Platz. Fünfter wurde Stobart-Pilot Matthew Wilson.

Ogier war wegen seiner Zeitstrafe von 8:50 Minuten zunächst von Platz zwei auf Rang acht zurückgefallen, konnte sich im Laufe des Samstags aber wieder bis auf Platz sechs nach vorn arbeiten. Für seine Zukunft sei seine selbstlose Hilfe für Loeb sicher gut gewesen, meint der Citroën-Junior, der seinem Arbeitgeber zuliebe einen Podiumsplatz opferte. Der junge Franzose versucht, das Positive zu sehen: "Das Wochenende lief bestens, wir hatten ein gutes Auto, waren schnell unterwegs und haben keine Fehler gemacht. Wir haben gezeigt, dass wir uns mit jeder Rallye steigern. Aber ich hoffe, dass die Zukunft für mich besser ist."

Erste Punkte für Räikkönen

Neuzugang Kimi Räikkönen darf in Jordanien seine ersten WRC-Punkte feiern. Der frühere Formel-1-Weltmeister brachte seinen C4 WRC heil durch die tückischen Prüfungen und wurde Achter hinter Munchi's-Pilot Federico Villagra. Damit darf sich der "Iceman" vier Zähler gutschreiben lassen.

Kimi Räikkönen

Als Achter im Ziel: Kimi Räikkönen holte seine ersten Punkte in der WRC Zoom

"Das war bestimmt das schwierigste Rennen meiner Karriere", so Räikkönen. Am Donnerstag war es besonders schwierig, dann lief es besser. Es war sehr tückisch mit den Kuppen und so. Ich bin sicher, dass ich noch zulegen kann. Aber es hätte keinen Sinn gemacht, mehr anzugreifen. Denn hier kann man mehr verlieren als gewinnen." Viel Lob bekommt er erneut von seinem Beifahrer Kaj Lindström: "Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Am Donnerstag, als es wirklich schwierig war, hat er die Ruhe bewahrt. Er hat nun wirklich Selbstvertrauen und das ist das Wichtigste."

Henning Solberg (Stobart) und S-WRC-Sieger Xevi Pons (Ford Fiesta S2000) komplettierten die Top 10 und damit die Punkteränge. Der Sieg in der P-WRC ging an Patrik Flodin.

Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen war nach seinem Aus gestern heute unter SupeRally-Bedingungen gestartet. Da machten ihm auch die 15 Strafminuten nichts aus, die er wegen der Teamtaktik in Kauf nehmen musste. Der Finne landete weit außerhalb der Punkteränge, holte für Ford aber noch zwei Punkte für die Markenwertung. "Es war gut, heute wieder hinter dem Steuer zu sitzen, auch mit Blick auf die Rallye Türkei. Da müssen wir zurückschlagen, ansonsten ist der Titel dahin", kündigt Hirvonen an.

Die Rallye Türkei, der vierte Lauf der WRC-Saison 2010, findet in zwei Wochen vom 16. bis 18. April statt.