• 03.05.2016 12:13

  • von Roman Wittemeier

WEC 2016 in Spa: Punktejagd und Le-Mans-Generalprobe

Vorschau auf das 6-Stunden-Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2016 in Spa: Audi entschlossen, Porsche zuversichtlich, Toyota WM-Leader

(Motorsport-Total.com) - Mit dem 6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps geht die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2016 in eine wichtige Phase. Der zweite Saisonlauf auf der belgischen "Ardennen-Achterbahn" ist vollwertiger WM-Lauf und die große Generalprobe für die anschließend folgenden 24 Stunden von Le Mans zugleich. Entsprechend hoch ist die Spannung vor dem Rennen in Spa-Francorchamps. Welcher der LMP1-Hersteller geht mit welchem Aerodynamikpaket an den Start?

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Andre Lotterer, Benoit Treluyer

In Spa-Francorchamps starten die WEC-Autos zum zweiten Rennen der Saison Zoom

"Es ist immer ein Abwägen zwischen ausreichend Anpressdruck in den schnellen Kurven und geringem Luftwiderstand auf den langen Vollgasabschnitten", erklärt Porsche-Teamchef Andreas Seidl. Beim Werksteam aus Weissach hat man sich für den Einsatz des Le-Mans-Pakets entschieden. Die neue Aerodynamik wurde nach dem Saisonauftakt in Silverstone einige Tage lang in Aragon getestet und für gut befunden. Viele Komponenten dieser Konfiguration werden in Spa an den beiden 919 sein.

Der Grund für die Erprobung des Le-Mans-Pakets liegt unter anderem auch an der Wettervorhersage. Diese weist ein untypisches Ardennenwetter für das Rennwochenende (Donnerstag bis Samstag) aus. An allen drei Tagen soll es trocken und sonnig bei Temperaturen von rund 20 Grad Celsius sein. Bei diesen Bedingungen lässt sich auch mit geringerem Abtrieb schnell fahren. Toyota geht dennoch einen anderen Weg.

Toyota setzt auf mehr Abtrieb als Porsche

Die Japaner, die die Teamwertung nach dem ersten Saisonrennen anführen, werden beim "Heimspiel" wenige Kilometer vom TMG-Stammsitz in Köln-Marsdorf entfernt auf die Variante aus Silverstone setzen. Die beiden neuen TS050 fahren mit dem Paket für mehr Abtrieb, die Le-Mans-Variante war bereits bei privaten Tests und beim WEC-Prolog in Le Castellet umfassend erprobt worden. Zudem testet Toyota Ende Mai noch einmal zwei Tage lang in Spa-Francorchamps.

"Trotz der Führung in der Herstellerwertung ist uns klar, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben und ich denke, dass sich bereits an diesem Wochenende Verbesserungen zeigen werden", gibt sich Mike Conway zuversichtlich. Toyota hatte in Silverstone das Potenzial des neuen Fahrzeuges aufblitzen lassen, aber niemals konstant umsetzen können. Vor allem am Zusammenspiel von Turbomotor und allen Hybridkomponenten gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Toyota TS050 Hybrid

Toyota fährt in Belgien mit dem Highdownforce-Paket wie in Silverstone Zoom

Bei Audi wurde die Leistungsstärke des neuen R18 sehr offensichtlich. Den Ingolstädtern ist im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Fortschritt gelungen. Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer (#7) hatten das WEC-Rennen in Silverstone auf dem ersten Platz beendet, waren aber später disqualifiziert worden. Den Sieg hatten Neel Jani, Marc Lieb und Romain Dumas (Porsche #2) zugesprochen bekommen. Dennoch: Audi hat sich deutlich an der Spitze zurückgemeldet.

Welches Paket rollt Audi aus der Garage?

Die Mannschaft um Sportchef Wolfgang Ullrich macht aus der Konfiguration der beiden R18 in Spa-Francorchamps bislang ein Geheimnis. Der R18, der mit seiner radikalen Aerodynamik ohnehin auf Le Mans zugeschnitten ist, dürfte bei der großen Generalprobe in Belgien allerdings mit einigen Veränderungen daherkommen. Erst nach der Technischen Abnahme der Autos in Spa wird man die Spezifikation erkennen können.

In der privaten Riege der LMP1-Teams treten die üblichen Verdächtigen an. Die zwei Rebellion R-One werden erneut von Prost/Heidfeld/Piquet sowie Kraihamer/Tuscher/Imperatori gesteuert. Im Lager von ByKolles ist neben Oliver Webb und Simon Trummer wieder James Rossiter im Einsatz. "Wir sind in England unter wert geschlagen worden", meint Trummer zum Duell in der Klasse. "Ich habe ein gutes Gefühl, was das Potenzial unseres Autos betrifft. Ich glaube, wir können schon bald die nächste Stufe zünden."

In der LMP2-Klasse ist erneut ein enger Kampf der zahlreichen Spitzenteams zu erwarten. Die Silverstone-Sieger von RGR wollen die Spitze verteidigen, dahinter drücken die Mannschaften von ESM, G-Drive und Alpine. "Wir müssen alles richtig machen und komplett sauber durch das Rennen kommen", appelliert Alpine-Teamchef Philippe Sinault, "denn nur dann können wir es auch auf das Podium schaffen." Die Franzosen waren in Silverstone auf Rang vier ins Ziel gekommen.


WEC-Anreißer für Spa-Francorchamps

Die Langstrecken-Weltmeisterscahft (WEC) macht Station in Spa - Wir können uns auf ein packendes Sechs-Stunden-Rennen freuen, wie die Szenen zeigen

"Unser Auto ist auf den Geraden und in schnellen Kurven richtig gut", erklärt G-Drive-Pilot Rene Rast, dessen Mannschaft ebenso wie Alpine auf den Oreca 05 setzt. "Allerdings sind die Autos bezüglich der Abtriebslevel nahezu auf einem Level. Man muss also fehlerfrei bleiben und sich auf die eigene Leistung konzentrieren", ergänzt der Deutsche. In der LMP2-Kategorie gehen zwölf Fahrzeuge ins Rennen - darunter auch der Gibson-Nissan von G-Drive aus der ELMS, der in Le Mans am Start stehen wird.

Ford peilt ersten Erfolg auch in WEC an

Die GTE-Pro-Klasse wird auch in Spa-Francorchamps vermutlich von Ferrari bestimmt sein. Der neue 488 GTE der Italiener war beim Auftakt in Silverstone das überragende Auto. Seither gab es keinerlei Anpassungen an der Balance-of-Performance (BoP). Die Hoffnungen von Ford, nach dem ersten Sieg mit dem neuen GT in der amerikanischen IMSA-Serie nun auch in der WEC erfolgreich zu sein, sind wohl eher gering.

"Unser Rennen in Silverstone war ermutigend", meint Stefan Mücke, der vor der Saison 2016 von Aston Martin zu Ford gewechselt war. "Das Auto lief wie ein Uhrwerk und das Team hat toll gearbeitet. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen und auf das Podest fahren. Ich denke, die Strecke in Belgien sollte ganz gut zu unserem Auto passen"; so der Berliner. Ford war gleichzeitig mit Audi und Porsche bei Testfahrten in Aragon. Dort spulte man ein Langstreckenprogramm über mehr als 24 Stunden ab.

Ford bekommt es in der Klasse der Werks-GTE-Fahrzeuge mit zwei Ferraris, zwei Aston Martins und dem Porsche von Richard Lietz und Michael Christensen (Proton) zu tun. Im Lager der deutschen Porsche-Kundenmannschaft hofft man wohl vergeblich auf Ardennen-Regen. "Wenn es nass und schwierig wird, läuft unser 911 RSR zur Hochform auf", sagt der amtierende GTE-Pro-Champion Lietz. "Aber auch auf trockener Strecke sollten wir so stark sein, dass wir um einen Spitzenplatz kämpfen können."


Fotostrecke: Horrorcrash von Brendon Hartley

Porsche hatte beim Saisonauftakt in Silverstone erhebliche technische Probleme. Der 911 RSR aus der Pro-Kategorie sowie mehrere Fahrzeuge aus der Amateurklasse erlitten Schäden an den Aufhängungen. Die Kunden hoffen, dass die Zuffenhausener diese Probleme nun im Griff haben. "Im 911 RSR steckt großes Potenzial. Wir müssen es nur ausschöpfen", meint Patrick Long, der sich den Abu-Dhabi-Proton-Wagen mit Khaled Al-Qubaisi und David Heinemeier Hansson teilen wird. Insgesamt starten in der GTE-Am-Klasse sechs Autos.

Zeitplan 6-Stunden-Rennen Spa-Francorchamps

Donnertag, 5. Mai:
12:15 Uhr - Freies Training
16:30 Uhr - Freies Training

Freitag, 6. Mai:
11:10 Uhr - Freies Training
16:05 Uhr - Qualifying GTE
16:40 Uhr - Qualifying LMP

Samstag, 7. Mai:
14:30 Uhr - Start WEC-Rennen
20:30 Uhr - Zieleinlauf WEC-Rennen