• 16.03.2012 08:22

  • von Roman Wittemeier

Sebring-Training: Audi hat alles im Griff

Audi holt sich in allen drei Trainingssessions am Donnerstag die Bestzeiten in Sebring - Kleinholz in der Nacht - Enger Kampf der Marken in der GT-Szene

(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag feierte die neue Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC mit drei Trainingssessions ihren offiziellen Auftakt in Sebring. Dabei gab sich Audi - wie erwartet - keinerlei Blöße. Die Ingolstädter holten sich in jedem Training mit einem ihrer modifizierten R18 aus dem Jahr 2011 die Bestzeit. Bei besten Bedingungen in Florida war es Romain Dumas, der im ersten Durchgang im Audi mit der Startnummer 3 in 1:48.626 Minuten an die Spitze fuhr.

Titel-Bild zur News: Allan McNish, Tom Kristensen, Rinaldo Capello

Tom Kristensen mit der Tagesbestzeit: Audi hat die Szene fest im Griff

"Wir haben das Auto seit den Testtagen etwas anders eingestellt, vor allem an der Front", berichtet der Franzose nach seiner Fahrt mit 63 anderen Autos gleichzeitig auf der Strecke. "Bei dem dichten Verkehr ist es nie einfach, eine schnelle Runde zu fahren: man muss überrunden, die Ideallinie verlassen, die Reifen werden schmutzig und der Grip ist dann nicht mehr da." Dennoch verschaffte sich Dumas an der Spitze einen ordentlichen Vorsprung.

Schnellster Verfolger im ersten Training war Klaus Graf mit dem HPD ARX-03a von Pickett. Der Deutsche erwischte mit seinem Honda, der ausschließlich für die ALMS gemeldet ist, eine halbwegs freie Bahn und reihte sich mit rund einer Sekunde Rückstand auf Platz zwei ein. Marcel Fässler landete im Audi mit der Startnummer 1 auf Platz drei, hinter dem Rebellion-Toyota von Belicchi/Primat/Bleekemolen fuhr der dritte Audi auf den fünften Rang.

Crash: Schon wieder zwei Audis

Die Ingolstädter hatten im ersten Freien Training aber längst nicht alles gezeigt. Im zweiten Durchgang erhöhte Andre Lotterer in 1:47.761 Minuten die Schlagzahl. Die Konkurrenz aus dem Benzinerlager konnte nicht mehr mithalten. Timo Bernhard und Dindo Capello sorgten für eine Dreifachführung für Audi. Schnellster Verfolger war in jener Session der OAK-Pescarolo-Judd von Guillaume Moreau, Bertrand Baguette und Dominik Kraihamer.

Loic Duval

Marcel Fässler knallt mit seinem R18 auf den Wagen von Loic Duval Zoom

Der große Showdown folgte im dritten Training, einer Session in der Dunkelheit. Bei kühleren Temperaturen wurde das Tempo noch weiter angezogen, das Risiko aber gleichzeitig noch höher. Zur Mitte der knapp zweistündigen Trainingseinheit gab es viel Kleinholz auf der Sebring-Strecke. Involviert waren erneut zwei Audis. Schon an den Testtagen waren einmal zwei der drei R18 ineinander gerasselt. Diesmal lag es an einer Verkettung von Zwischenfällen.

Auslöser war eine leichte Kollision zwischen einem Prototypen der LMPC-Klasse und einem GTC-Porsche. Der GT-Wagen drehte sich, Audi-Neuzugang Loic Duval musste mit seinem R18 kräftig in die Eisen. Beim Ausweichen erwischte der Franzose den Rebellion-Toyota von Nick Heidfeld. Von hinten kam schließlich Marcel Fässler. Der Schweizer fand keinen Weg mehr durch das Chaos und knallte mit seinem Wagen ausgerechnet ins Heck des Schwesterautos.

Sarrazin an der LMP2-Spitze

Während man Fässlers R18 schnell wieder reparieren konnte, konnte der Duval-R18 nicht mehr am weiteren Training teilnehmen. Dennoch belegte Audi am Ende die ersten drei Plätze. Tom Kristensen markierte in 1:47.049 Minuten die Bestzeit des gesamten Tages, dahinter reihten sich Lotterer und Duval ein. Bester Benziner in der Nacht war erneut der Honda von Graf/Luhr/Pagenaud. Es wurde allerdings deutlich, dass die Diesel von Audi beim WEC-Auftaktrennen in einer eigenen Liga fahren werden.


Fotos: ALMS- und WEC-Auftakt in Sebring, Train./Qual.


In der LMP2-Klasse waren es zunächst die Amerikaner von Level 5, die mit ihrem HPD ARX-03b die Szene im Griff hatten. Das Team von Scott Tucker schob sich in den ersten beiden Sessions an die Spitze, beste WEC-LMP2 waren der Oreca-Nisaan von ADR-Delta (erstes Training) und der Morgan-Judd (zweites Training). Im Nachttraining kam urplötzlich der HPD von Starworks an die Spitze. Stephane Sarrazin setzte den Wagen, der bisher kaum getestet werden konnte, in sensationellen 1:51.709 Minuten auf Klassenrang eins.

Auch in der LMP2-Klasse ging die Nachtsession nicht ohne Unfall über die Bühne. Der junge Franzose Maxime Jousse sorgte mit einem heftigen Crash in Kurve elf für eine große Schrecksekunde. Der Youngster vom Gulf-Team flog bei hohem Tempo mit seinem Lola-Nissan ab und krachte mit voller Wucht in die Mauer. Jousse konnte unverletzt aus dem Wrack steigen. Ob der Wagen für das Rennen neu aufgebaut werden kann, darf angesichts der großen Schäden jedoch bezweifelt werden.

BMW mit Tagesbestzeit in der GT-Szene

In der GT-Szene bot sich die von vielen Fans gewünschte herbe Schlacht der verschiedenen Marken. Die Trainings unterstrichen noch einmal, wie eng es im Feld der schnellen Sportwagen zugeht. In der ersten Session setzte sich Oliver Gavin mit seiner Corvette knapp gegen DTM-Neuzugang Joey Hand im BMW durch. Im zweiten Durchgang setzte AF-Corse-Pilot Giamaria Bruni in 2:00.334 Minuten ein deutliches Ferrari-Zeichen.


Demorunden des DeltaWing in Sebring

Im Nachttraining ging der Kampf der Hersteller weiter. Die beste Runde des Tages markierte schließlich der amtierende ALMS-GT-Champion Joey Hand (BMW) in 2:00.258 Minuten. Bruni lag mit seinem Ferrari 458 Italia allerdings nur einen Hauch zurück. Der Italiener war somit schnellster Mann aus dem kleinen GTE-Pro-Starterfeld der WEC, denn BMW engagiert sich ausschließlich in der ALMS und nicht im Rahmen in der neuen Weltmeisterschaft.

Für großes Staunen sorgte am Donnerstag nicht nur die Action der ALMS- und WEC-Fahrzeuge auf der welligen amerikanischen Strecke. Das spektakuläre DeltaWing-Projekt, das seit Beginn der Woche offiziell von Nissan unterstützt wird, drehte die ersten öffentlichen Runden vor zahlreichen Zuschauern in Florida. Marino Franchitti pilotierte die Rakete um den Kurs. Am Freitag stehen in Sebring ein weiteres Training sowie das Qualifying auf dem Programm.