• 27.07.2016 11:02

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Rennleitung in der Kritik: Ist virtuelles Safety-Car Roulette?

Die WEC-Version des virtuellen Safety-Cars, die Full-Course-Yellow, wird heftig kritisiert: Darf ein enger Wettbewerb durch einen solchen Zufall entschieden werden?

(Motorsport-Total.com) - War dieser Eingriff gerechtfertigt? Der vierte Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2016 auf dem Nürburgring wurde durch mehrere Full-Course-Yellows gekennzeichnet, die zum Teil rennentscheidenden Charakter hatten. Nur durch andere Vorfälle glich sich das Glück beim 6-Stunden-Rennen wieder aus. Mehrere Fahrer sind im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' wenig angetan von der Schleichfahrt mit 80 km/h, durch deren Einsatz Rennen entschieden werden können. (So lief das Rennen)

Titel-Bild zur News: Gelbe Flagge, Full Course Yellow, FCY

Haben Full-Course-Yellows einen zu großen Einfluss auf das Renngeschehen? Zoom

"Das Racing ist so toll, aber dann spielt mit den Full-Course-Yellow der Zufall eine zu große Rolle, obwohl wir die Slow-Zones haben", attackiert Andre Lotterer Rennleiter Edoardo Freitas. Auch sein Teamkollege Marcel Fässler findet: "Ich glaube, niemand ist glücklich mit den Full-Course-Yellows, denn es ist teilweise wirklich ein bisschen unfair, vor allem wenn sie zu einem schlechten Zeitpunkt kommen." (Chronologie des Rennens)

Das Problem ist die Tatsache, dass während einer FCY Boxenstopps signifikant weniger Zeit kosten als unter grün. Wenn alle Autos mit 80 km/h schleichen, können sie viel weniger Boden gutmachen als bei vollem Tempo. Vor allem bei unterschiedlichen Boxenfenstern der einzelnen Fahrzeuge kann die FCY Rennen entscheiden. So wäre es beinahe geschehen, als eine FCY just in dem Moment herauskam, als der Boxenstopp für den Porsche #2 anstand. Alle anderen Fahrzeuge der Spitzengruppe hatten bereits gestoppt. Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb gewannen etwa 40 Sekunden.

Zufall generiert Gewinner und Verlierer

Es ist nicht das erste Mal, dass Porsche von einer FCY profitiert: Beim Rennen in Fuji 2015 ermöglichte ebenfalls ein solches virtuelles Safety-Car Porsche im Kampf gegen Audi den entscheidenden Sprung nach vorn. Am Nürburgring glich sich der Vorteil später aus, als Marc Lieb den überrundeten GTE-Porsche #88 beim Überrunden torpedierte und aus der Strafe resultierend in harte Kämpfe mit den beiden Audi verwickelt wurde, die weiter Boden kosteten. Letztlich landeten Dumas/Jani/Lieb auf Rang vier, wo sie auch vor der FCY waren.


WEC Nürburgring 2016: Die Highlights

Zusammenfassung des 6-Stunden-Rennens der WEC am Nürburgring: Kampf Porsche vs. Audi vor 58.000 Fans

Auch in der GTE Pro hatte die Gelbphase Auswirkungen: Der Aston Martin #95 verlor seine gute Ausgangsposition im Kampf um den Sieg, als er genau eine Runde vor einer Full-Course-Caution an die Box kam. Der Rest der Kategorie stoppte unter FCY-Bedingungen und machte Boden gut. Der Aston Martin fiel bis auf den vierten Platz zurück. Durch die Strafe gegen den Ford #66 gewannen Nicki Thiim und Marco Sörensen zwar noch eine Position, doch aus dem Kampf um den Sieg waren die beiden Dänen raus.

"Wenn man bedenkt, wie viel Zeit wir in die Vorbereitung investieren, wie perfekt die Autos sind und wir hart wir um jede Zehntelsekunde kämpfen... Und dann macht Full-Course-Yellow alles zunichte", klagt Fässler. Seines Erachtens gäbe es geeignetere Mittel als eine FCY: "Wenn man schon Slow-Zones hat, macht man Slow-Zones. Außerdem gibt es doppelt gelb geschwenkte Flaggen. Das sollte in der Regel eigentlich reichen. Wenn da drei Teile liegen, dann braucht es definitiv keine Full-Course-Yellow."

Boxengasse unter gelb schließen?


Fotos: WEC am Nürburgring, Sonntag


Allerdings zeigt er auch Verständnis für Rennleiter Freitas. Noch immer schwebt die Klage der Familie Bianchi, die sich auch gegen die FIA richtet, wie ein Damoklesschwert über dem internationalen Motorsport. Dies erklärt zahlreiche teilweise übervorsichtige Vorgehensweisen in mehreren Rennserien. Neel Jani findet die Maßnahme sogar gut: "Neben der Ideallinie liegt so viel Müll, weil die GTs die ganze Zeit im Kies rumfahren. Ich habe auf der Runde in die Box einen Plattfuß gehabt, nur weil ich ein wenig von der Linie abgekommen bin. Wenn Trümmerteile rumliegen, ist es besser, wenn sie die Strecke komplett reinigen."

Die Problematik mit Boxenstopps unter FCY könnte man auch ganz einfach lösen, indem die Box geschlossen wird. "Das habe ich mir auch gedacht, denn beim Safety-Car ist es ja auch so", sagt Lotterer. "Wenn du dann aber keinen Sprit hast und rein musst, hast du andere Probleme." Abhilfe könnte hier eine Notregelung schaffen, dass ein Mini-Splash erlaubt werden würde. Unter FCY kostet ein solcher Zusatzstopp nur minimal Zeit. Unter den jetzigen Bedingungen seien die Full-Course-Cautions jedenfalls "Russisches Roulette" - darin sind sich Lotterer, Mark Webber und weitere Fahrer einig.

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