• 28.12.2016 15:04

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

LMP1: Hat der Faktor Fahrer an Bedeutung verloren?

Während die Technik in der LMP1-Kategorie im vollen Fokus steht, tritt der Faktor Fahrer immer weiter in den Hintergrund - Daran sind auch die Strecken Schuld

(Motorsport-Total.com) - Die LMP1-Kategorie steht spätestens seit 2014 für die am weitesten entwickelten Rennwagen auf dem Planeten. Hightech und Diskussionen um die Kosten bestimmen das Geschehen. Ein Faktor hingegen scheint immer weiter in den Hintergrund zu rücken: Der Fahrer. Zwar stand im Langstreckensport immer erst der Hersteller im Vordergrund (so gewinnen Audi oder Porsche Le Mans, aber erst in zweiter Linie die Fahrer), doch der Einfluss der Piloten scheint noch nie so gering gewesen zu sein wie heute.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Andre Lotterer, Benoit Treluyer

Können LMP1-Fahrer im Hybridzeitalter noch einen Unterschied machen? Zoom

Die Anforderungen an einen Langstreckenpiloten waren schon immer andere als etwa an Formel-1-Fahrer. Langstreckensportler mussten stets schonend mit dem Material umgehen, statt das absolute Limit zu suchen. Das änderte sich, als sich die Rennen mehr und mehr zu Langstreckensprints entwickelten. Eine Entwicklung, die in den 2000er- und frühen 2010er-Jahren ihren Höhepunkt nahm. Doch seit 2014 wird der Fahrer mehr und mehr zu einem Systemmanager. Das Finden des Limits ist nur noch eine Aufgabe von vielen neben Segeln, Mapping bei Motor und Hybrid und weiteren technischen Einstellungen am Fahrzeug.

Lucas di Grassi, der neben der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auch in der Formel E aktiv ist, glaubt nicht, dass ein Fahrer in der heutigen Zeit noch einen großen Unterschied machen kann wie etwa Allan McNish bei den 24 Stunden von Le Mans 2008. "Grundsätzlich ist es in der LMP1 so, dass du - wie in anderen Serien auch - komplett abhängig bist von der Performance deines Autos. Es ist bei uns so wie in der Formel 1 auch. Alonso geht zu McLaren und fährt plötzlich ziemlich weit hinten. So ist es nun einmal."

Wo der Fahrer noch glänzen kann

Eine weitere Entwicklung kommt seines Erachtens hinzu: Das fahrerische Niveau in der LMP1-Klasse habe immer weiter zugenommen, sodass mittlerweile nahezu alle Fahrer auf demselben Niveau operieren. "Alle, die hier in unserer Klasse fahren, können ihr jeweiliges Fahrzeug am absoluten Limit bewegen. Der entscheidende Faktor ist dann eben das Auto und dessen Technologie." Eine Ausnahme von der Regel gibt es für den Brasilianer aber schon noch: "Wenn man zum Beispiel mit Slicks in einen Regenschauer rennt. Dann macht der Fahrer den großen Unterschied aus."


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Sein ehemaliger Markenkollege Marcel Fässler sieht den Grund für die Gleichschaltung der Fahrer-Performances in der LMP1-Kategorie nicht zwangsläufig im generellen Hightech-Wahn der WEC. Für den Schweizer steht fest: Die Strecken sind schuld. "Attraktive Traditionsstrecken werden umgebaut und verlieren massiv an Charakter. Neue Strecken kommen oftmals ohne Charme daher", klagt der Schweizer.

Porsche 919 Hybrid Cockpit

Cockpit des Porsche 919 Hybrid: Der Fahrer als Systemmanager Zoom

"Natürlich spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle, das muss so sein", so der 40-Jährige weiter. "Konsequenz sind aber diese riesigen Auslaufzonen überall. Die bringen mit sich, dass diejenigen mit weniger Mut viel einfacher zurechtkommen. Als Fahrer kannst du kaum noch einen Unterschied ausmachen." Fässler hatte das Rennfahren noch in den 90er-Jahren erlernt, als die Strecken noch keine Asphaltwüsten waren und ein kleiner Fahrfehler das Aus bedeuten konnte.

Trotz der Entwicklungen der letzten Jahre gibt es aber weiterhin Fahrer, die herausstechen. Nicht umsonst wird die neue Porsche-Paarung Lotterer/Jani/Tandy allgemein als theoretisches Dreamteam angesehen. Auch Toyota suspendierte im Weltmeisterjahr 2014 Nicolas Lapierre während der Saison. Der Fahrer mag also nicht mehr den Einfluss früherer Tage haben, kann aber durchaus noch einen Unterschied machen.

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