• 13.05.2016 10:18

  • von Roman Wittemeier

Toyota: Spa-Gewissheit und Le-Mans-Hoffnung

Die starke Performance von Toyota im WEC-Rennen von Spa-Francorchamps bestätigt die Japaner auf dem Weg in Richtung Le Mans: Was bringt das neue Paket?

(Motorsport-Total.com) - Mit einer beeindruckenden, aber doch glücklosen Vorstellung beim 6-Stunden-Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Spa-Francorchamps hat sich Toyota an der Spitze zurückgemeldet. Beim Lauf in den Ardennen, also jenem Schauplatz, der den Japanern im Vorjahr im negativen Sinne die Augen geöffnet hatte, lag über lange Zeit ein erster Sieg für den neuen TS050 Hybrid in der Luft. Die Startnummer 5 der Japaner führte das Rennen über 90 Runden an.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson, Kazuki Nakajima

Der Toyota #5 führte das WEC-Rennen in Spa über 90 Runden an Zoom

Man sammelte auf der "Ardennen-Achterbahn" mehr Führungsrunden als Rennsieger Audi (47) und WM-Titelverteidiger Porsche (23) zusammen. "Wir waren gut dabei und zwischenzeitlich sogar etwas schneller als Porsche, also eigentlich bin ich sehr zufrieden", fasst Sebastien Buemi zusammen. "Es ist gut zu sehen, dass das Schwesterfahrzeug um den Sieg gekämpft hat und wir potenziell auf den Plätzen eins und zwei enden konnten", stimmt Mike Conway zu.

Am Ende blieb Toyota unbelohnt. Die Startnummer 6 von Conway/Sarrazin/Kobayashi schied aus, das Schwesterfahrzeug von Buemi/Davidson/Nakajima wurde trotz Motorschaden ins Ziel geschleppt. Die Japaner schickten das Fahrzeug in der Schlussphase rein elektrisch um den Kurs, um mögliche zwölf Punkte für die WM einzusammeln. Dies gelang nicht ganz, denn weil Kazuki Nakajima nicht die Mindestfahrzeit erreichte, wurde man auf LMP1-Rang acht zurückgestuft - immerhin zehn Zähler.

"Insgesamt war es aber natürlich sehr enttäuschend. Am Ende zählen halt Resultate", so Toyota-Technikchef Pascal Vasselon im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Der Franzose ergänzt: "Aus Ingenieurs-Sicht war es ein sehr gutes Rennen, weil alle Entscheidungen korrekt gewesen sind. Vor allem bei der Reifenwahl, die lange zuvor getroffen worden war." Toyota musste ebenso wie Audi und Porsche frühzeitig zwei von drei Soft-Reifenvarianten von Michelin wählen.

Reifenwahl anders als bei Audi und Porsche

"Wenn es um Reifen geht, dann haben wir in Pascal Vasselon den besten Ansprechpartner im eigenen Haus", sagt TMG-Geschäftsführer Rob Leupen. Der Franzose war vor seinem Engagement bei Toyota in Diensten von Michelin gewesen. Vasselon traf die richtige Entscheidung: Toyota wählte die Soft-Varianten "medium" und "hot plus", während die Konkurrenten auf die "plus-Variante" verzichteten und auf "soft hot" setzten.

Die etwas härtere Variante funktionierte prächtig am TS050. Dies war allerdings auch den hohen Temperaturen geschuldet. Der "soft hot plus" von Michelin arbeitet am besten ab 35 Grad Streckentemperatur. Die Sonne heizte den Asphalt in Spa-Francorchamps am Renntag auf bis zu 52 Grad Celsius auf - also ein goldener Griff für den Wettbewerb in den sommerlichen Ardennen. "Die Reifenwahl war ein wichtiger Teil. Unserer war etwas konstanter", so Vasselon.

Anthony Davidson, Sebastien Buemi, Kazuki Nakajima

Beim Prolog in Le Castellet war der TS050 auf den Geraden deutlich am schnellsten Zoom

"Wir hatten Spaß am Rennen, wir haben gekämpft. Wir konnten Porsche herausfordern, die ganz klar das Auto haben, das es zu schlagen gilt. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn sich das ganze in einem guten Ergebnis materialisiert hätte", so der Franzose. "Aber wir hatten zwei Motorenprobleme, die unterschiedlich waren. Das ist schade, denn wir hatten nie ein Motorenproblem, wann immer wir damit gefahren sind. Das sind also gleich zwei erstmalige Probleme an unterschiedlichen Stellen."

Was bringt die Le-Mans-Spezifikation von Toyota?

Während die Analyse der Antriebsdefekte vor allem in Japan, wo die Einheiten entwickelt und gebaut werden, auf Hochtouren läuft, feilt man an den letzten Details des Le-Mans-Pakets. Toyota hatte die Variante in seiner ersten Form beim Prolog in Le Castellet einen Tag lang am Auto, wechselte dann aber auf die sogenannte Silverstone-Spezifikation, die anschließend auch in Spa zum Einsatz kam. "Wir haben das immer schon so gemacht, das ist unser Konzept seit 2012", sagt Leupen.

Audi und Porsche fuhren in Belgien mit der Variante für Le Mans, also mit weniger Abtrieb. Im Sinne der Performance hat dies in Spa-Francorchamps eher geringe Auswirkungen, weil die Charakteristik der Strecke nicht nach einen extremen Weg mit wenig oder viel Abtrieb verlangt. "Auch wir nutzen jede Sekunde auf der Strecke, aber bezüglich Aerodynamik sind wir in der Lage, sehr viele Dinge zu simulieren. Wir haben absolutes Vertrauen in diese Prozesse", sagt Rob Leupen. Man habe daher auch 2016 auf den Einsatz des Le-Mans-Pakets in Spa verzichtet. Diese kommt jedoch bei anstehenden Testfahrten in Belgien zum Einsatz.

"Jedes Auto bei uns ist auf Le Mans ausgerichtet", stellt der TMG-Chef klar. "Wenn wir bei uns von 'high downforce' oder 'low downforce' sprechen, meint es dann das gleiche wie bei Audi oder Porsche? Das ist immer relativ. Es gibt keine DIN-Norm für hohes oder niedriges Abtriebsniveau. Unser Paket für mehr Abtrieb generiert weniger Anpressdruck als die entsprechenden Pakete von Porsche oder Audi. Das haben wir in Silverstone gesehen. Wir gehen es auf etwas andere Art an."

Schon beim Test in Le Castellet, dem Prolog vor dem WEC-Saisonstart, wurde deutlich, um wie viel schneller die Le-Mans-Variante von Toyota auf den Geraden ist. Man fuhr am ersten Tag einen Topspeed von 340,7 km/h - und somit erheblich schneller als Porsche (301,7) und Audi (310,3). "Genau darauf liegt unser Augenmerk. Das ist der Grund, warum wir optimistisch nach Le Mans blicken. Wir sind zuversichtlich, dass wir dort noch näher dran sein werden, oder sogar vorbeigehen", so Leupen. "Wir wollen dort gewinnen!"

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